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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Herausforderung Pilgern: Am Jakobsweg fürs Leben lernen

Alma-Maria Becker geht leidenschaftlich gerne pilgern. Ihre Erfahrungen gibt sie in Pilgerberatungen im „Quo vadis?“ weiter. Im Interview erzählt sie von ihren ersten Pilgererfahrungen am Jakobsweg, welche Fehler von damals sie nie wieder machen wird und was sie vom Pilgern für ihr Leben gelernt hat.

Wie oft warst du schon pilgern?

Ich war bereits drei Mal auf dem spanischen Jakobsweg pilgern und bin auch schon den österreichischen Jakobsweg von Schwechat bis Melk gegangen.

 

Wieso pilgerst du eigentlich?

Das ist eine gute Frage! Ich war 2015 in Madrid auf Erasmus. Bevor es wieder zurück nach Wien ging, hatte ich noch 2-3 Wochen freie Zeit, die ich sinnvoll nutzen wollte.

 

 
Ich dachte mir: Entweder fahre ich nach Ibiza oder ich gehe den spanischen Jakobsweg. Und es ist der Jakobsweg geworden.
 
 

Wie hast du dich auf deine erste Pilgerreise vorbereitet?

Ich bin völlig unvorbereitet gestartet. Ich zog Schuhe an, die ich seit zehn Jahren nicht mehr getragen hatte, trug eine Jeans und mein Rucksack war viel zu schwer. Meine Ausrüstung war schlecht und ich hatte viel zu viel mitgenommen... Die Folge waren Schmerzen und Blasen.


Nach vier Tagen schickte ich vier Kilo Gepäck nach Hause. Von den Wegverläufen und was es unterwegs auf dem Jakobsweg zu beachten gibt, hatte ich auch wenig Ahnung. Ich bin einfach drauf los gegangen. Am ersten Tag bin ich 50 Kilometer und viel zu viele Höhenmeter gegangen. Im Nachhinein kann ich sagen: Ein riesiger Fehler. Weniger ist oft mehr.

 

Bist du den Jakobsweg alleine gegangen oder mit einer Gruppe?

Auf dem Weg lernte ich eine Gruppe kennen, die sich am Weg gefunden hatte. Mit diesen Leuten bin ich mitgegangen. Doch kurze Zeit später verließ ich die Gruppe wieder, weil ich Zeit für mich brauchte. Diese Zeit habe ich mir gegönnt.

 

 
Man kann den Weg aber nicht alleine gehen. Man braucht Menschen, die einen begleiten und mit denen man reden kann. Denn im Gespräch löst sich der Schmerz, der vielleicht auf dem Weg aufkommen kann.
 
 

Was war dein einschneidendstes Erlebnis bei all deinen Pilgerreisen?

Es klingt jetzt etwas schmalzig: Wenn du glaubst, du kannst nicht mehr, kommt jemand oder etwas daher. Wenn man nicht mehr kann, kommt jemand und redet mit dir. Und dann kannst du weitergehen. Wenn du Hunger hast, kommt plötzlich jemand vorbei und schenkt dir Heidelbeeren. Du sitzt am Wegesrand, hast so Blasenschmerzen – und es kommt jemand und hilft dir damit. Solche Momente zu erleben ist sehr beeindruckend.

 

Gibt es etwas, das du auf deinen Pilgerreisen gelernt hast?

Da gibt es bestimmt einiges. Das Wichtigste war: Es wird dir im Leben immer geholfen, du brauchst nur genug Gottvertrauen.

 

Was macht Pilgern mit deinem Glauben?

Pilgern vertieft meinen Glauben durch das Gehen. In den Herausforderungen am Weg vertraue ich darauf, dass Gott mich immer begleitet. Ich spüre Gott, wenn ich am Weg bete. Wenn ich Herausforderungen am Weg nicht gewachsen bin und jemand vorbeikommt und mir hilft. Da spüre ich, dass Gott alles zusammenfügt.

 

Welche drei Tipps empfiehlst du Pilgern, bevor sie eine Reise starten?

  • Erstens: Weniger ist mehr. Nimm ja nicht zu viel mit. Man benötigt nicht so viel Gepäck auf dem Weg. Fokussiere dich auf das Wesentliche.
  • Zweitens: Sei offen. Plane nicht alles genau vor. Sei offen für das, was auf dich zukommt: für deine Mitmenschen, für die Natur und für Gott. Es reicht, wenn man für sich festlegt, wie viele Kilometer man in etwa am Tag zurücklegen möchte. Der Rest ergibt sich am Weg.
  • Drittens: Nimm dir genug Zeit. Plane dir keine verrückten Etappen ein, sondern mach, was sich richtig für dich anfühlt. Verweile an Plätzen und Städten. Plan dir ein, gerade am Schluss des Jakobsweges in Spanien bis nach Finisterre zu gehen und dort noch einige Tage zu verweilen. Mach dir keinen Stress und hetze dich nicht. Genieße den Weg. Der Weg gibt dir nicht das, was du glaubst zu brauchen, sondern das, was du wirklich brauchst.

Wohin führt dich dein nächster Pilgerweg?

Eine spannende Frage, ich weiß es noch nicht. Ich gehe alle zwei Jahre pilgern, das wäre heuer wieder. Ich möchte gerne mit einer Freundin von Leon nach Santiago pilgern. Aber ich weiß nicht, wann sich das ausgehen soll.

 

Fragen rund ums Pilgern? Komm ins Quo Vadis!

Alma-Maria gibt ihre Erfahrungen in Pilgerberatungen weiter. Wenn du Lust bekommen hast, einen Pilgerweg zu gehen, berät dich Alma-Maria gerne bei der Routenplanung, welche Ausrüstung du unbedingt mitnehmen und worauf du auf dem Pilgerweg achten solltest. Komm dafür einfach im „Quo vadis?“, dem Begegnungs- und Berufungszentrum der Österreichischen Ordensgemeinschaften, vorbei (Stephansplatz 6, 1010 Wien).

 

Das ist die Anlaufstelle für alle Pilgerfreundinnen und -freunde im Zentrum von Wien. Oder schreib ihr eine Mail an alma.becker@ordensgemeinschaften.at

Im „Quo vadis?“ erhältst du übrigens auch die offiziellen Pilgerpässe, in denen du Pilgerstempel sammeln kannst.

 

Weitere Tipps zum Pilgern von Alma-Maria

Oliver Steinringer

Nach meinen Studien der Soziologie und Theologie absolvierte ich im „Quo vadis?“, dem Begegnungs- und Berufungszentrum der Österreichischen Ordensgemeinschaften, meinen Zivildienst. Während dieser Zeit durfte ich in zahlreichen Gesprächen mit unseren Gästen erkunden, wie unterschiedlich und spannend Lebenswege und die Suche nach der eigenen Berufung sind.

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