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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
24.09.2018 | Nadja Riahi

Prakti-JA?!

Was es bei der Praktikumsuche zu beachten gibt, wann sich Praktika lohnen und wann nicht: Nadja erzählt.

„Praktika sind nichts als Ausbeute!“

„Praktika sind nichts anderes als unbezahlte Vollzeitjobs – die können über deine gesamte Karriere entscheiden!“

 

Wenn es um das Absolvieren von Praktika geht, gibt gefühlt jeder in unserem Umfeld seinen Senf dazu. Ob süß, scharf oder körnig: Welche Meinung uns schmeckt, lässt sich nur nach einer Auseinandersetzung mit dem Thema Praktika und Arbeitserfahrung sagen. Ich habe meinen Lebenslauf und meine Zeugnisse durchforstet und habe Tipps und Tricks sowie persönliche Anekdoten für euch.

 

1. Die EntscheidunG

Was liegt mir? In welche Branche möchte ich hineinschnuppern? Will ich in Österreich bleiben oder ins Ausland gehen? Diese und noch mehr Fragen geisterten mir durch den Kopf, bevor ich mich auf die Suche nach meinem ersten Praktikum machte. Was mir bei wichtigen Entscheidungen immer hilft, sind Mind-Maps und Pro & Contra-Listen. Klingt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber glaubt mir: Lieber mehr Zeit für diese Gedanken verwenden, als im Praktikum sitzen und sich fehl am Platz zu fühlen. 

 

Als ich 17 Jahre alt war, beschloss ich, mein erstes Praktikum zu machen. Da die Teenage-Nadja nicht ansatzweise so selbstbewusst und offen wie die Mittzwanziger-Nadja war, kam für mich eine herkömmliche Bewerbung mit Anschreiben oder – noch schlimmer – Telefonat nicht in Frage. Dankbar für jedes Praktikum, bei dem ich mich nicht bewerben musste, landete ich durch Kontakte schließlich bei einer Firma, die ebenso wenig zu mir passte, wie ich mit Tieren sprechen kann … nämlich gar nicht.

 

 

 
Wonach suche ich, welches Praktikum passt zur mir? © Nine Kopfer / Unsplash
 

Wonach suche ich, welches Praktikum passt zur mir? © Nine Kopfer / Unsplash

 
 

 

2. Die Suche 

In Österreich scheint das sogenannte Vitamin B der Türöffner für viele Praktika zu sein. Gerade am Anfang des Studiums, wenn du noch nicht viele akademische „Qualitäten“ vorzuweisen hast, gestaltet sich die Suche oft schwierig, denn die Stellenanzeigen verlangen Vorkenntnisse, von denen du noch nie etwas gehört hast. Verzweifle jedoch nicht: Mehr als ein „Nein“ kann dir nicht passieren. Bezieh dich in deinem Bewerbungsschreiben auf deine Leidenschaften, vergiss jedoch nicht, deine Kompetenzen aufzulisten. Bezieh dich auf deine Stärken, auch wenn sie dir noch so klein erscheinen und deinem zukünftigen Arbeitgeber entsprechen.

 

Wenn ich eines auf dem Berufs-Buffet gelernt habe, dann dass sich Unternehmen nicht dafür interessieren, was sie DIR beibringen können, sondern dafür, was DU für sie tun kannst. Das klingt vielleicht hart, ist aber logisch: Ein Bewerber sollte idealerweise die Lücke in einer Firma füllen. Das trifft auf Praktika zwar nicht ganz zu, dennoch solltest du als Praktikant deinen Kollegen unter die Arme greifen können. Konzentriere dich also darauf, dass du ein paar der Anforderungen erfüllen kannst. Niemand ist allwissend, aber ein Grundkapital ist gut!

 

3. Die Bewerbung

Mit der Erfindung des Internets kam auch die Bewerbung per E-Mail. Der Vorteil ist, dass es schneller geht; der Nachteil: Ein E-Mail lässt sich leichter ignorieren als ein dicker Briefumschlag. Hier ein Tipp, damit deine E-Mail nicht durchrutscht: Recherchiere vorher die zuständige Person für die Einstellung von Praktikanten. Eine personalisierte Ansprache zeigt, dass du dich mit dem Unternehmen beschäftigt hast und obendrein klingt sie besser als ein „Sehr geehrte Damen und Herren“. Informiere dich vorher über die Fristen.

 

 
Generell gilt: Es ist besser, sich zu früh als zu spät zu bewerben.
 
 

Als ich mich dazu entschied, mich für ein Praktikum in Deutschland zu bewerben, stand ich gleich zu Beginn vor einigen Herausforderungen. Wo würde ich wohnen? Soll ich mich initiativ oder auf Stellenausschreibung bewerben? Wie findet das Bewerbungsgespräch statt? Im Endeffekt habe ich mir (wieder einmal) zu viele Sorgen gemacht. Ich habe Stellenausschreibungen online gefunden, mich beworben und die Bewerbungsgespräche fanden via Telefon statt. Auch wenn es mir super schwerfällt, habe ich gelernt, mir über Dinge, die sich sowieso früher oder später ergeben, weniger Sorgen zu machen. Oder ich versuche es zumindest.

 

 

© Rawpixel / Unsplash

 

 
 

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4. Der praktikumsvertrag

Dieser Schritt mag banal klingen, ist aber wichtig. Sieh zu, dass dir deine zukünftigen Arbeitgeber einen Praktikumsvertrag ausstellen. Dieser Vertrag sollte auch unbedingt dein Gehalt und deinen Urlaubsanspruch sowie Kündigungsbedingungen beinhalten.

 

Nachdem ich die Seiten meines Praktikumsvertrages überflog, merkte ich schnell, dass etwas fehlte: Der Absatz über die Bezahlung. Bei dem Bewerbungsgespräch hatte ich mit meiner zukünftigen Chefin mein Gehalt bereits mündlich besprochen. Aber was ist das schon wert? Sollte ich nachfragen? Oder darauf vertrauen, bezahlt zu werden? Im Endeffekt habe ich mich dazu entschieden, darum zu bitten, das Gehalt in den Vertrag zu integrieren. Auch wenn das kein Problem an sich gewesen ist, hat es mich einiges an Überwindung gekostet. Und das Praktikum erhielt einen bitteren Beigeschmack.

 

5. Mittendrin im Praktikum

Ich mach’s kurz: Aufgeben ist keine Schande! Deine Lebenszeit ist zu wertvoll, um in einem Praktikum gefangen zu sein, das dir keinen Spaß macht. 

 

Gut, ich gebe zu, es ist auch meine Schuld. Ich habe beim Bewerbungsgespräch nicht gefragt, was meine Aufgaben sein würden. In einer Welt in, der uns die Jobs nicht zufliegen, war ich einfach froh, etwas gefunden zu haben. Schon am ersten Arbeitstag bekam ich die Quittung: Die Aufgaben, die ich erledigen sollte, waren nichts für mich. Es machte mir weder Spaß, noch hatte ich das Gefühl etwas zu lernen. Nach einer Woche war mir klar: Das halte ich keine acht Wochen durch und schon gar nicht bei dem Gehalt! Als ich mit meiner Chefin das Gespräch suchte, war sie wie erwartet nicht begeistert und wollte mir den Ausstieg erschweren. Aber: Weil ich auf einen Vertrag bestanden hatte, hatte ich das Recht zu einer fristlosen Kündigung in der Probezeit. Und: Ich fand schnell einen besseren Job, der mir (immer noch) viel Freude bereitet. 

 

 
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© Annie Spratt / Unsplash

 

 
 

6. „Und wie war’s?“

Nach einem Praktikum stehen Bewertungen an. Aber nicht nur du bist Mittelpunkt deines Zeugnisses, sondern auch das Unternehmen kann bewertet werden. Auf Kununu kannst du deinen Arbeitgeber bewerten und zukünftigen Mitarbeitern empfehlen. Eine Weiteranstellung während den Studium ist nach einem Praktikum auch oft möglich. Am besten besprichst du deine Pläne mit deinem Praktikumsbetreuer. 

 

Dass ich das für mich richtige Praktikum gefunden hatte, merkte ich, als ich nicht gehen wollte. Die Arbeit machte mir Spaß, mit den Kollegen verstand ich mich super und meine Arbeitsergebnisse waren mehr als zufriedenstellend. Also habe ich meine Angst überwunden und gefragt, ob ich bleiben darf. Und es hat geklappt.

 

 

Mein allergrößtes Learning: Wenn mir ein Job gefällt und ich die Möglichkeit dazu bekomme, behalte ich ihn. Denn nichts ist besser, als zu arbeiten und dabei Spaß zu haben. 

 
Nadja Riahi

Nachdem Schreiben meine größte Leidenschaft ist, habe ich schon einiges ausprobiert: Meine Gedichte, Artikel und Blogbeiträge, die sich hauptsächlich mit den Themen Leben, Liebe und Lernen beschäftigen, begleiten meinen Alltag ebenso wie mein Masterstudium „Journalismus und Neue Medien“ an der Fachhochschule der WKW. Neben Deutsch spreche ich noch Englisch und Französisch und hoffe immer, dass ich meine LeserInnen mit meinen Texten berühren kann. 

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