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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
21.06.2022 | Raphaela Huber

Studentenwohnheim oder doch lieber WG?

Das Leben als Student ist voller Überraschungen und Hürden. Gerade die aktuelle Situation der letzten zwei Jahre, hat mir  persönlich aber noch mehr verdeutlicht, wie wichtig, das „richtige“ Wohnen als Student ist.

Ich habe selbst etwa dreieinhalb Jahre in zwei verschiedenen Studentenwohnheimen gelebt. Mittlerweile lebe ich in einer WG und kann ganz klare Unterschiede sowie Vor & Nachteile erkennen. Davon möchte ich euch heute erzählen.

 

Die ersten zwei Jahre lebte ich in einem Studentenwohnheim auf ganzen 35m2 zu Zweit, inkl. Bad und kleiner Küchenzeile. Das Zimmer war nicht unterteilt, sodass es auch so gut wie keine Möglichkeit gab sich zurückzuziehen und Abstand vom Anderen zu erhalten. Dies führte zwangsweise zu Konflikten, sei es in Punkto Ordnung, Sauberkeit, Besuche oder Lärm. Diese Variante des Wohnens ist vielleicht für die erste Zeit von Vorteil, denn man lernt dadurch natürlich von Anfang an Menschen kennen.

 

 
Es kann allerdings nur funktionieren, wenn für beide Bewohner die gleichen Aspekte wichtig sind und man sich auch wirklich gut riechen kann.
 
 

 

Ein Zimmer kaum größer als ein Schuhkarton

Nach zwei Jahren war es an der Zeit alleine zu wohnen und mein Wunsch, Ruhe für mich zu haben, wurde immer stärker und präsenter. In einem anderen Studentenwohnheim fand ich bald ein Einzelzimmer für mich alleine. Natürlich musste ich damit auf den bereits erlebten Luxus des eigenen Bades und der Küche verzichten. Das Zimmer war kaum größer als ein Schuhkarton, aber hey immerhin hatte ich damit mein eigenes kleines Reich für mich alleine. Dafür nahm ich auch so maches in Kauf: schräge Nachbarn, mit schrägen Gesangseinlagen. Beziehungsdramen und mehr. Aber, man kann sich an vieles gewöhnen und ich wusste ja, dass es nicht für ewig sein würde.

 

Kompromisse

Nach gut eineinhalb Jahren merkte ich aber, dass das Zusammenleben von 14 Menschen in einem Stockwerk und etwa 200 Studenten in einem Haus nicht immer so prickelnd ist. Natürlich gab es die klassischen Feiern und Aktivitäten, welche man in einem Studentenwohnheim vermuten würde, diese erleichterten es auch um an neue Kontakte zu kommen. Man lernte schnell wie wichtig es war, Kompromisse eingehen zu können, den ohne diese funktioniert ein Zusammenleben von so vielen verschiedenen Charakteren. Sei es beim Teilen von 4 Herdplatten für 14 Leuten oder von 4 Waschmaschinen für alle Bewohner. Man findet mit der Zeit heraus, wann der beste Zeitpunkt ist die Wäsche zu waschen oder wann man lieber das Weite sucht.

 

Tür an Tür mit seinen Freunden

In dieser Zeit lernte ich auch wirklich tolle Menschen kennen, die mir bis heute sehr wichtig sind und die mir die Zeit dort sehr toll und aufregend gemacht haben. Irgendwie lebt man Tür an Tür mit seinen Freunden und kann zu fast jeder Tageszeit einfach in Sekunden nicht mehr alleine sein. Aber auch diese Zeit hatte ein Ablaufdatum und als Corona seinen Höhepunkt fand, merkte auch ich, dass sich etwas ändern müsse.

 

 
So ging es also auf die Suche nach einer geeigneten WG, denn alleine leben kam für mich als sehr geselliger Mensch auf keinen Fall in Frage.
 
 

 

Nach einigen Besichtigungen hatte ich endlich den Entscheiden Anruf in meiner Mailbox, mit der Zusage meiner jetzigen WG.

Keine zwei Wochen später hatte ich den Schlüssel in der Hand und der Umzug konnte beginnen.

 

Mittlerweile lebe ich seit gut 6 Monaten mit zwei bzw. derzeit einer weiteren Mitbewohnerin zusammen. Jeder hat seinen Rückzugsraum, der auch respektiert wird. Natürlich gibt es auch in dieser Form des Zusammenlebens seine Konflikte und Eigenheiten der anderen Mitbewohner, doch sind diese leichter zu handeln und manchmal auch zu ignorieren.

 

Alles in allem bin ich sehr dankbar für die Zeit im Studentenwohnheim. Es hat mich in vielen Punkten gelehrt und persönlich weitergebracht, sei es bezüglich Rücksicht aufeinander nehmen, Geduld, manche Dinge einfach zu akzeptieren oder einfach andere Lösungen, als Üblich finden zu müssen. Ich wurde dadurch um einiges Selbstständiger und profitiere bis heute aus dieser Zeit. Ich habe aber auch gemerkt, dass die Art des Zusammenlebens in einer WG, mehr meinem Konzept entspricht und bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung.

 

 

Meine 3 wichtigsten Tipps für das Zusammenleben mit anderen:

  • Kommunikation

Ohne die richtige Kommunikation kann ein Zusammenleben, egal in welcher Form nicht funktionieren. Wenn einen z.B. stört, dass der andere ständig das Chaos in der Küche ignoriert und die Arbeit dann beim anderen hängen bleibt. Oder wenn dich der Lärm stört, den andere um 4 Uhr morgens von einer Feier kommt und damit alle restlichen Bewohner aus dem Schlaf reißt, dann ist es höchste Zeit, dieses Problem anzugehen. Der einfachste Weg ist sich mit dem/den anderen Zusammenzusetzen und offen darüber zu sprechen, was einen stört und wie man die Probleme gemeinsam lösen kann. In den meisten Fällen funktioniert dies und beide Seite können entspannter gemeinsam unter einem Dach wohnen.

  • Rücksicht

Jeder einzelne hat im laufe der Zeit seine Eigenheiten oder schlechten Tage. Diese kann man beim gemeinsamen wohnen auf wenigen Quadratmetern nicht sehr lange verstecken. Hat der Freund der Mitbewohnerin vielleicht gerade erst Schluss gemacht, oder hat man den erhofften Job, für den man sich beworben hat nicht bekommen, so wirkt sich, dass auch auf die Stimmung innerhalb der vier Wände auch aus.

Natürlich sollte man im Falle einer dauerhaften Grabesstimmung, sich Gedanken machen, ob man diese wirklich auf Dauer aushält. In den meisten Fällen und so habe auch ich meine Erfahrung gemacht, ist es am einfachsten sich aus der Situation selbst herauszunehmen.

 

Ich neige z.B. dazu, immer sofort eine Lösung für alles finden zu wollen und sozusagen „die perfekte Mitbewohnerin“ sein zu wollen. Die Gewährleistung, dass das aber funktioniert, bzw. gewollt ist, kann einem aber keiner geben. Zudem möchte der andere in der Situation nur in Ruhe gelassen werden und selbst eine Lösung finden. Das Geheimrezept ist „Rücksicht“, bis zu einem gewissen Punkt füreinander zu haben.

  • Vertrauen aufbauen es aber nicht erzwingen

Als Mitbewohner/in wird man Zeuge von vielen positiven, aber auch negativen Erlebnissen.

Man ist erster Ansprechpartner, Tröster oder bei besonders guten Verhältnissen vielleicht sogar Vertrauter.

In meiner Anfangszeit in meiner WG, war es nicht selten der Fall, dass im Kriegsrat der Mitbewohner, so manche Probleme oder schräge Erfahrungen bei Dates, den Unialltag oder bei Streitigkeiten mit den eigenen Freunden gemeinsam besprochen oder verarbeitet wurden. In solchen Zeiten, ist man selten gerne alleine und froh, wenn man merkt, dass man nicht alleine da steht. Oft löst auch schon ein schönes Gläschen Wein so manche Problematik ,zumindest vorerst.

 

Man ist nie alleine

Man kann sich seine Mitbewohner natürlich nur bis zu einem bestimmten Maß selbst aussuchen, jeder Charakter ist verschieden. Die Idealvorstellung einer WG entspricht nicht immer dem Ideal. Hin und wieder kommt es zu Konfliktsituationen denen man sich vielleicht das letzte mal im Hotel Mama stellen musste. Und ganz egal ob man gute Freunde wird oder einfach nur als Zweckgemeinschaft zusammenlebt: man kann sich eigentlich fast sicher sein, dass in Notsituationen immer wer für den anderen da sein wird und man niemals alleine dastehen wird.

 

Raphaela Huber

Ich komme ursprünglich aus Vorarlberg, bin aber für mein Studium der Rechtswissenschaften ins wunderschöne Oberösterreich gezogen. In meiner eher begrenzten Freizeit liebe ich es, meine Freunde zu überraschen, zu reisen, zu backen und in guten Büchern zu schmökern.

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