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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Überfordert, frustriert oder planlos? Lebensberatung für junge Erwachsene

Wie gehe ich mit Überforderung und Frust um? Wie finde ich meinen Weg? Lebensberaterin Elisabeth Birklhuber gibt Anregungen für die typischen Lebenskrisen.

Michi ist 22 und wohnt bei seinen Eltern. Das möchte er auch weiterhin, doch die Konflikte häufen sich. Seine Eltern haben andere Leistungsvorstellungen und Werte als er.

 

Sabine ist 24 und fragt sich, ob sie in der Schule genug durchgebissen hat. Ihr Job ist nicht der richtige, sie möchte eine andere Ausbildung machen.

 

Gabi und Max sind seit zehn Jahren ein Paar, sie sind mit 15 Jahren in ihrer Schulzeit zusammengekommen. Jetzt stehen sie an einem Punkt, wo sie sich fragen: Haben wir etwas versäumt? Passen wir mit unseren unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen zusammen?

 

Michi, Sabine, Gabi und Max – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie haben Fragen, die sie mit jemand Fremdem besprechen möchten, der sie professionell beraten kann. Jemand, der im Gespräch oder mit Kreativmethoden weiterhilft, gemeinsam Lösungen zu finden. Jemand wie Elisabeth Birklhuber, diplomierte Beraterin bei der Lebensberatungsstelle auf.leben.

© Elisabeth Birklhuber, Lebensberaterin auf.leben
 

© Elisabeth Birklhuber, Lebensberaterin auf.leben

 

 

Meinen Weg finden: Durch kleine Schritte

Was kann ich tun, wenn ich mich planlos fühle? „Schritte machen“, sagt Elisabeth Birklhuber, Leiterin der Familienberatungsstelle Mödling. In der Beratung versucht Birklhuber, jungen Menschen die Angst vor einer Entscheidung zu nehmen, denn gerade im beruflichen Kontext ist sie nicht lebenslang bindend. „Egal in welche Richtung du gehst, du musst nicht in dieser Richtung bleiben“, beruhigt Birklhuber und erzählt von sich selbst: „Ich bin 52 Jahre alt, in meiner Generation hat man einen Beruf oder eine Ausbildung eingeschlagen und versucht, dabei zu bleiben. Doch auch ich bin mit 30 beruflich umgesattelt. Heute ist das viel eher möglich, Jobs sind nicht so, dass man sie bis zur Pensionierung machen muss.“

 

Was ihr in der Beratung jedoch wichtig ist zu vermitteln: jungen Menschen klarzumachen, dass sie von etwas leben müssen. „Du musst schauen, dass du irgendwie selbsterhaltend bist“, sagt Birklhuber.

 

Das Leben ist auch gut, wenn es sich nicht gut anfühlt

Zudem kann sie so manchen die Illusion nehmen, dass das Leben ständig optimal laufen soll. „Manche denken, wenn ich nicht 100-prozentig zufrieden oder glücklich bin, stimmt etwas nicht. Doch das gehört dazu, man muss durch etwas durchbeißen, etwas aushalten. Das Leben ist auch in Ordnung, wenn es nicht ununterbrochen in Ordnung ist“, beruhigt Birklhuber. „Auch wenn ich mich nicht rundum wohlfühle oder nicht genau weiß, wo ich hinwill, kann es mir gut gehen. Da sind manche von zuhause zu wenig gestärkt und es tut ihnen gut, sich damit auseinanderzusetzen.“

 

Elisabeth Birklhuber führt diese Haltung auch auf den Erziehungstrend vor 20 bis 25 Jahren zurück, wo man Kinder möglichst von Problemen fernhalten und dafür sorgen wollte, dass sie zufrieden sind. „Ab einem gewissen Alter funktioniert das nicht mehr.“

 

Jung und zweifelnd – an mir selbst

Wenn das Leben nicht rund läuft, überkommen junge Menschen oft auch Selbstzweifel. Minderwertigkeitsgefühle. Zukunftsangst.

 

Bei persönlichen Krisen helfe oft schon die Erkenntnis, eigentlich „ganz gut aufgestellt“ zu sein, zum Beispiel ein gutes soziales Netzwerk und familiäre Unterstützung zu haben oder zufrieden mit dem Körper zu sein. Elisabeth Birklhuber erzählt vom Modell des Psychologen Hilarion Petzold, das die Identität des Menschen in fünf Säulen beschreibt. Sie tragen die Persönlichkeitsstruktur, also das, was ich bin und was mich ausmacht. Wenn mich eine Säule davon nicht gut stützt, kann ich daran ansetzen und sie versuchen zu stärken. Die fünf Säulen und Fragen, die ich mir dazu stellen kann:

  • Mein Körper. Fühle ich mich wohl in meiner Haut? Fühle ich mich schön? Bin ich gesund und fit?
  • Mein soziales Netzwerk. Habe ich Menschen um mich, die mir wichtig sind und denen ich wichtig bin? Habe ich reale Kontakte, eine Familie, die mich unterstützt?
  • Mein Beruf bzw. meine Möglichkeiten zur Verwirklichung. Kann ich etwas tun, mit dem ich mich identifiziere? Habe ich Freude an dem, was ich schaffen kann?
  • Meine materielle Sicherheit. Kann ich meinen Lebensbedarf decken?
  • Meine Werte. Was ist mir wichtig, woran glaube ich, wofür trete ich ein?


Birklhuber betont, dass es zu einer Übergangsphase wie dem Erwachsenwerden dazugehöre, dass ich nicht genau weiß, was ich kann und Zweifel an mir habe. Helfen kann zum Beispiel, auf frühere Erfolgserlebnisse zurückzuschauen und zu überlegen, wo und wann ich mit mir zufrieden war.

 

Der Umgang mit Überforderung und Druck

Egal ob im Job oder Studium: Wir kennen den Leistungsdruck heute. Welchen Rat hat Elisabeth Birklhuber, um mit Überforderung und Druck umzugehen? 

 

Unter diesen Rahmenbedingungen, in denen wir heute leben, sei es ein Stück weit normal, außer Atem zu sein, meint Birklhuber. Aber: „Überforderung kommt oft daher, dass ich es jemandem recht machen und entsprechen will. Ich kann schauen: Wie kann ich meinen Anspruch reduzieren? Meist reichen 70 Prozent aus, ich brauche nicht 200 Prozent zu geben.“

 

Manchmal habe es auch mit Toleranz zu tun. „Wie beurteile ich meine Altersgenossen und andere Menschen, die chilliger unterwegs sind? Wenn ich Menschen als Loser bezeichne, die zum Beispiel ein Schuljahr wiederholen, hab ich einen Anspruch an mich selbst, das anders zu lösen.“

 

Ausweg Drogen? Sucht vorbeugen

Kiffen, damit ich mit der Überforderung zurechtkomme? Natürlich ist es kein Weg, Ersatzmittel zu nehmen. Viel wichtiger ist, Strategien zu haben, wenn es mir schlecht geht.

 

 
Sucht entsteht, wenn ich meine Bedürfnisse ersatzbefriedige. Ich hab ein unbefriedigtes Bedürfnis und fühle Trauer oder Ärger. Dann überlege ich mir, welche Strategien habe ich, um mit Trauer oder Wut umzugehen? Wenn ich keine vernünftige Strategie hab, kann es zum Suchtverhalten kommen“, erklärt Birklhuber.
 

„Stell dir zum Beispiel die Frage: Was habe ich früher gern gemacht? Wie habe ich als Kind auf Überforderung reagiert?

 

Nach dem Klaviermodell von Gerald Koller kann ich auf Klaviertasten aufschreiben: Was kann ich tun, wenn ich überfordert bin? Zum Beispiel mit einer Freundin reden, ein Glas Wein trinken, spazieren gehen,… Solange ich viele Tasten bespielen kann, habe ich eine Melodie und viele Möglichkeiten. Wenn ich nur mehr eine Taste habe – den Joint oder den Vodka oder Erbrechen – ist es eine Sucht. Berater wie Birklhuber können vorbeugend ansetzen, ein süchtiger Mensch wird weitergeleitet in die Therapie.



Kostenlose Lebensberatung

Lebensberatung auf.leben

Onlineberatung

Stephansplatz 6/6/624

1010 Wien

T +43 (1) 515 52-3778

www.beziehungaufleben.at

 

Lebensberatung – für manche ein Tabu, für andere im Trend. Für dich ist sie eine Möglichkeit, über Fragen zu sprechen, die du sonst nicht diskutieren kannst, um Entscheidungshilfe zu bekommen oder eine schwierige Situation zu bewältigen.

 

Die von den Diözesen Österreichs getragenen Beratungsangebote sind überkonfessionell und für alle Menschen offen. Diplomierte Berater sind für dich da, entwickeln mit dir Handlungsalternativen und Lösungen. Die Beratung ist vertraulich und anonym. Du kannst sie grundsätzlich kostenlos nützen und es sind mehrere Beratungssitzungen möglich. Wie viele für dich und dein Thema notwendig sind und in welchen Intervallen sie stattfinden, klärst du gemeinsam mit deinem Berater.

 

Um eine Face to face-Beratung zu nützen, kannst du dir einen Termin in einer Beratungsstelle deiner Wahl ausmachen oder rund um die Uhr die webbasierte Mail-Beratung nützen. Anfragen werden hier innerhalb von 48 Stunden beantwortet (ausgenommen Wochenenden und Feiertage).

Lucia Steindl

Nachdem ich drei Jahre lang die Blogger von meinefamilie.at begleiten durfte, war ich Ansprechpartnerin für alle, die MEINPLAN.at inhaltlich mitgestalten – bis mit der Familiengründung eine neue Herausforderung begann. Mit einer journalistischen und pädagogischen Ausbildung im Gepäck bin ich vor allem begeisterte Leserin, Lektorin und immer auf der Suche nach inspirierenden Geschichten.

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