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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
05.11.2019 | Iris Ehgartner

Bedeuten die Heiligen etwas für mein Leben?

Allerheiligen mal anders erleben: die Vorabendmesse mit tausend Lichtern feiern – und vielleicht auch mit einer Erleuchtung. Iris hat bei der Nacht der 1000 Lichter ihren Blick auf Heilige verändert.

Allerheiligen. Man erkennt es schon am Namen – wir Katholiken gedenken aller Heiligen. Traditionell gehe ich jedes Jahr mit meiner Familie am 1. November in die Messe. Vor allem aber genieße ich zu Allerheiligen das (meist) verlängerte Wochenende. Denn einen persönlichen Bezug zu Heiligen zu haben, fällt mir mit wenigen Ausnahmen schwer.

 

Dieses Jahr wollte ich mal einen anderen Blick auf dieses Hochfest erlangen und bin im Rahmen der Nacht der 1000 Lichter in die Vorabendmesse in die Michaelerkirche gegangen.

 

Können Heilige meine Vorbilder sein?

Nacht der 1000 Lichter © Iris Ehgartner/MEINPLAN.at
 

Nacht der 1000 Lichter © Iris Ehgartner/MEINPLAN.at

 

In der Predigt sprach der Pfarrer tatsächlich genau mein Problem an: Was bedeuten Heilige überhaupt für uns? Sie können Vorbilder sein, meinte der Pfarrer dann. Das finde ich aber schwierig: Vorbilder im Glauben ja, bis zu einem gewissen Grad. Aber sind sie nicht vielleicht eine Nummer zu groß? Die meisten „normalen“ Menschen, mich eingeschlossen, sind ja doch recht weit davon entfernt, Heilige zu sein.

 

Wenn es dann heißt, ich soll Heilige als meine Vorbilder sehen und darüber eine Beziehung zu ihnen aufbauen, stellt sich bei mir schnell Überforderung ein.

 

Außerdem: Was ist mit den Märtyrern? Die Standhaftigkeit dieser Menschen im Glauben ist bewundernswert, aber identifizieren kann ich mich mit ihnen nicht und einen Bezug habe ich dazu auch nicht.

 

Welchen Zugang also zu Heiligen?

Später in der Predigt nannte der Priester einen Aspekt von Heiligen, den ich besser verstehen kann: „Heilige sind Menschen, die zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun.“ Kairos also, theologisch gesagt. Kairos ist ein von Gott gegebener Moment, ein Zeitpunkt, um eine Chance zu ergreifen. Eine konkrete Situation, in der Gott wirkt und auf die der Mensch antworten kann. Erst durch den Glauben des Menschen wird eine konkrete Situation zum Kairos.

 

 
„Heilige sind Menschen, die zum richtigen Zeitpunkt das Richtige tun.“
 
 

Auf Gott vertrauen und den Moment nützen

Wenn das also die große Stärke von Heiligen ist, geht es (auf meinen Alltag umgelegt) also eher darum, mein Leben so auf Gott ausgerichtet zu leben, dass ich seine Angebote erkenne und voll Vertrauen annehme. Vor allem aber: Dass man, wenn der Moment gekommen ist, nicht zu lange zögert, sondern sich auch traut, die nächsten Schritte zu gehen. Immer mit Blick und im Vertrauen auf Gott.

 

Mit Fokus auf diesen Aspekt kann ich Heilige tatsächlich als Vorbilder für mein eigenes Leben erkennen und Allerheiligen mit konkretem Bezug auf meinen Alltag feiern. In Zukunft kann ich Heiligenlegenden mit einem ganz neuen Blick lesen.

 

In der kommenden Advents- und Weihnachtszeit werde ich sicher genug Möglichkeiten haben, den Kairos auf Heiligengeschichte umzulegen. Wenn man danach sucht, erkennt man im Leben von jedem Heiligen einen von Gott geheiligten Moment – einen Kairos, den man auch im eigenen Leben finden kann.

Iris Ehgartner

Ich komme aus Wien und studiere hier katholische Religion und Deutsch auf Lehramt. Wenn ich nicht gerade mit meinen Freunden über Gott und die Welt rede, bin ich mit meinem Hund unterwegs, vertiefe mich in spannende Bücher oder höre Musik – am liebsten Musicals!

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