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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
12.09.2019 | Magdalena Preineder

Meine Depression brachte mich an die Grenze meines Glaubens

Während ihres Theologiestudiums hatte Magdalena große Glaubenszweifel. Wie sie die überwinden konnte und ihren Glauben an Gott nicht verloren hat.

Soll ich mal ganz ehrlich sein? Als ich mich für das Theologiestudium inskribierte, war mein heimlicher Hintergedanke, dass ich so gar nicht anders kann als zu glauben. Mein Studium sollte meine „Glaubensversicherung“ sein.

 

Natürlich war diese Glaubensversicherung nicht der einzige Grund für meine Studienwahl. Tatsächlich war es ein Kopf an Kopf-Rennen von Medizin und Theologie. Während meiner Schulzeit trug ich die Frage, welchem Studium ich nachgehen sollte, deshalb zwei Jahre lang im Gebet mit mir. Daraus folgte die Entscheidung für mein Studium, für mich war es die Antwort auf einen Ruf Gottes an mich.

 

Mein Wunsch nach einer Glaubensversicherung war Ausdruck meiner Angst.

Das war allerdings ein ziemlich naiver Gedanke und zeugt von der Angst, den Glauben zu verlieren, denn genau das wurde mir für meine Studienzeit immer wieder prophezeit.

 

Meinen Glauben zu bewahren, stellte mich vor eine Herausforderung.

Für dich nehm ich jetzt all meinen Mut zusammen und bin ganz offen: Es war nicht einfach, meinen Glauben zu bewahren. Zumindest ihn so zu bewahren, wie ihn die Kirche lehrt. Vielfach wurde ich mit Äußerungen konfrontiert, die gegen das Lehramt gingen. Allerdings nicht nur von meinen Kommilitonen, sondern auch vom Lehrpersonal, was mich zutiefst schockierte. Und das obwohl Theologie einen besonderen Fall darstellt, da man ja in diesem Studium grundsätzlich über den katholischen Glauben spricht, was in anderen Studiengängen nicht der Fall ist.

 

Ich bin Theologin, bin ich also verpflichtet zu glauben?

Bei einer Prüfung geschah es einmal, dass ein Professor im Spaß zu mir sagte: „Sie sind Theologin, Sie müssen glauben.“ Wenn er wüsste, wie oft ich an diese Worte gedacht habe. Nämlich genau dann, wenn ich Zweifel hegte.

 

Es war die Güte Gottes, die Zweifel in mir hervorrief.

Am Glauben als Ganzes hatte ich nie meine Zweifel. Tief in mir spürte ich immer, dass es die Wahrheit ist, was ich glaube. Doch ich zweifelte an speziellen Eigenschaften Gottes. Eigentlich war es genau eine Eigenschaft Gottes, die mich zum Zweifeln, ja fast schon zum Verzweifeln brachte, da ich nicht wusste, wie ich an sie glauben sollte. Es war die Güte Gottes, die mir Schwierigkeiten bereitete.

 

 

Wie sollte ich an einen guten Gott glauben, wenn ich in meinem Leben Leid vorfand?

Wider Erwarten war daran allerdings nicht mein Studium, irgendein Fachbereich davon oder das Lehrpersonal Schuld, auch nicht Freunde, die nichts mit dem Glauben anfangen konnten, ebenso wenig säkulare Medien, Serien oder whatever. Nein, es war meine eigene Lebenserfahrung, die mich bis an die Grenzen meines Glaubens trieb.

 

Mein Leid ließ mich mit dem gekreuzigten Jesus nach dem Vater schreien.

Mitten im Studium erkrankte ich zum wiederholten Mal an einer Depression. Als ich mit diesem Leid konfrontiert  wurde, fragte ich mich, wo bist du, Gott? Irgendwie fühlte ich mich Jesus, am Kreuz, nahe, als er nach seinem Vater schrie und warum er ihn verlassen habe. „Ja, wo bist du, Vater?“, das war oft alles, was mir noch an Worten übrig blieb.

 

In der Theorie war ich aufs engste mit dem Problem Gottes angesichts des Leids vertraut. Doch was hilft die Theorie mitten im Leben?

Ironischerweise verfasste ich zu Schulzeiten genau zum Thema Theodizee (also der Frage nach Gott inmitten all des Leides in der Welt) und den Gottesbeweisen (die keine Beweise im herkömmlichen Sinn sind) meine VWA. In der Theorie konnte ich also mir selbst die verschiedensten gängigen Antworten auf meine so drängende Frage nach dem Verbleib Gottes geben.

 

Aber in der Praxis sah das ganze anders aus. Ich fand mich am Boden liegend wieder und Gott schien zu schweigen.

 

Ich schrie und klagte Gott an.

Umso mehr er schwieg, desto mehr schrie ich. Und zwar ihn an. Das muss man sich eigentlich mal vorstellen – bin ich doch im Vergleich zu Gottes Größe klein wie eine Ameise und doch erhebe ich meine Stimme, um ihn damit auf die Anklagebank zu versetzen!

 

„Wo ist deine Güte, Gott?“ , fragte ich mich oft.

 

Ich konnte beim besten Willen nicht verstehen, weshalb er mir während meiner Studienzeit eine Depression zumutete. Schon wieder, nachdem ich dachte, das im Alter von sechzehn Jahren hinter mir gelassen zu haben.

 

Ganz schön hart, dachte ich mir. Wo bleibt da die Güte?

 

Doch inmitten meiner Zweifel hatte ich Stützpfeiler.

Während ich mich täglich dieser Frage stellte, waren es meine besten Freundinnen, die mir Rückhalt boten. Sie beteten für mich, als ich keine Worte mehr fand. Es war aber auch der Wiener Loretto-Gebetskreis, bei dem ich Kraft tanken und neue Hoffnung schöpfen konnte.

 

Allem voran waren es jedoch die Sakramente. Besonders das der Beichte.

 

Die Theorie hat in meinen Zweifeln versagt.

All mein theoretisches Wissen aus meinem Studium half mir in meiner konkreten Lebenssituation genau nichts. Dass ich wusste, wann welches Konzil der katholischen Kirche und ihrer oftmals streitenden Parteien getagt hat, spielte in den Momenten meiner persönlichen Verzweiflung keine Rolle. Aber das, was mir die Kirche zur Hilfe in meinem Leben anbot, tat es. Die Beichte tat es.

 

Tatsächlich lernte ich in dieser Zeit das Bußsakrament immer mehr zu schätzen. Nicht weil ich dort meinen Frust abladen konnte, sondern weil die Beichten, die ich erfahren durfte, ein Beichtgespräch waren. Das bedeutet, ich zählte nicht einfach meine Sünden wie bei einem Fließband auf und bekam dann die Lossprechung vom Priester, nein, ich bekam die Möglichkeit, mit einem Priester gemeinsam auf mein Leben, meine Fragen, meine Zweifel zu blicken. Und von all dem ausgehend konnte ich mit dem Priester auf Gott blicken.

 

Wie mir die regelmäßige Beichte zu einer Antwort verhelfen konnte.

In dieser Zeit suchte ich mir einen Beichtpriester, zu dem ich regelmäßig kam. Das machte Sinn, da er mich und meine Probleme, die meine Verfehlungen ja begleiteten und teils deren Ursache waren, so kennenlernen konnte.

 

Dieser Priester half mir bei meiner Suche nach Antworten. Er zeigte mir, wozu mein Leid gut sein könne, beispielsweise, um irgendwann einmal Menschen mit denselben Problemen zu helfen, mit denen ich in diesen Momenten kämpfte.

 

Der Christ ist ohne das Wort Gottes unvorstellbar. Also darf es auch in seinen Zweifeln nicht fehlen.

Was bei Glaubenszweifeln auf alle Fälle nicht fehlen darf, ist das Wort Gottes. Denn wie will man Gott kennen, wenn man sein Wort nicht kennt? Wie will man ihn verstehen, wenn man sich nicht die Mühe macht, ihn kennenzulernen? In diesem Sinne zog ich auch die heilige Schrift als Stütze heran, denn das in ihr Niedergeschriebene zu betrachten, half mir nicht nur zu sehen, wie Gott in der Bibel handelt, sondern auch in meinem eigenen Leben.

 

Gott ist immer mit dir.

Betrachtest du das Wort Gottes, darfst du dabei deinen eigenen Lebensweg mitsamt all deinen Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ, im Licht des Evangeliums betrachten: Egal was kommt, Gott ist immer mit dir und er liebt dich so sehr, dass er seinen Sohn für dich hingab.

 

Also Spoiler: Gott gewinnt. Wenn du ihn lässt, dann überwindet er auch mit dir deine Zweifel. Such dir Freunde oder einen Gebetskreis, der dir den Rücken stärkt. Tritt mit einen Priester ins Gespräch, genau dafür ist er da. Lass dir durch die Menschen helfen, die Gott dir als Wegbegleiter gegeben hat. So hab es auch ich gemacht.

Magdalena Preineder

Gott, mein Ehemann und das Schreiben sind die drei großen Lieben meines Lebens. Wenn ich nicht gerade etwas für mein Theologiestudium erarbeite, findet man mich an der Gitarre, auf Pferderücken oder irgendwo zwischen Nonstop-Lachen und Deep-Talks führen mit Freunden. Seit kurzem blogge ich zudem auf meiner eigenen Website www.herzvoll.com.

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