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03.10.2018 | Vortrag | Lucia Steindl

Diskussion zwischen Christ und Atheist: Gibt es Gott?

Rückblick auf ein Salongespräch zwischen einem bekennenden Atheisten und Christen zum Semesterauftakt in der KHG Wien.

KHG-Salongespräch zwischen Christ und Atheist © Hedvika Dobrozemská/KHG Wien
 

Wilfried Apfalter (r.)  von der Atheistischen Religionsgemeinschaft in Österreich beim Salongespräch mit Moderator Jakob Herburger (l.) © Hedvika Dobrozemská/KHG Wien

 

Die KHG Wien hat am 2. Oktober zum Semesterstart zu einem Salongespräch geladen, das besonders viel Interesse geweckt hat. Der Frage „Gibt es naturwissenschaftliche Indizien für die Existenz Gottes?“ stellten sich Christian Hofreiter, bekennender Christ vom Zacharias-Institut, und Wilfried Apfalter von der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich. Viele der zahlreichen Zuhörer wurden Stunden zuvor auf der Uni Wien zur Diskussion eingeladen.

 

Zur Eingangsfrage „Gibt es Gott?“ sind sich die beiden Diskutanten einig: Es gibt Gott als „mentales Konstrukt“. Atheist Wilfried Apfalter konkretisiert: „Es gibt Götter nur als von Menschen geschaffen.“ Ein transzendentes Wesen, die Hoffnung über den Tod hinaus, sei ein mentales Konstrukt, doch „die Frage, ob Gott mehr ist als das, ist die wichtigste Frage, die wir Menschen uns stellen können“, ergänzt der bekennende Christ Christian Hofreiter. „Wenn ich von Gott rede, meine ich den Ursprung alles Seins.“

 

Moderator Jakob stellt diese Frage auch Apfalter: „Glauben Sie an Gott als den Ursprung allen Seins?“ Der Atheist antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Dafür gebe es schlichtweg keine Beweise. Selbst Indizien setzen eine Einschätzung voraus, doch physikalisch, astronomisch sei vieles noch nicht geklärt, meinte Apfalter. „Wenn ich den Kosmos anschaue, ist er Staunen-erregend“, sagt Apfalter, doch der Weg von dieser Beobachtung zu dem Schluss über einen Gott, wie ihn verschiedene Kirchen erklären, sei ein weiter.

 

Der rationale Zugang an die Gottesfrage

„Wie sollte ein rational denkender Mensch an die Gottesfrage herangehen?“, wird Apfalter gefragt. Seine Antwort: „Denkend und rational.“ Dafür erntet er Lacher aus dem Publikum und erklärt weiter: „Man sollte sich der Welt öffnen, möglichst kritisch die Welt betrachten und einschätzen lernen.“ Eine Empfehlung, der auch der Christ Hofreiter zustimmt. Allerdings sei zu sagen, manches wissen wir noch nicht, „eine Möglichkeit", doch hier gehe es um die Naturgesetze selbst, dass sie vorliegen. Viele Wissenschaftler hätten mit Staunen beobachtet, dass das "Universum so geordnet ist". Dazu Hofreiters Vergleich: „Wenn ich Bergsteigen gehe und plötzlich geordnete Steine vorfinde, ist es möglich, dass sie durch Zufall dort sind. Es ist aber wahrscheinlicher, dass sie ein intellektuelles Wesen angeordnet hat.“

 

 
„Wenn ich Bergsteigen gehe und plötzlich geordnete Steine vorfinde, ist es möglich, dass sie durch Zufall dort sind. Es ist aber wahrscheinlicher, dass sie ein intellektuelles Wesen angeordnet hat.“
 
 

Hofreiter weist darauf hin, dass es neben der Ratio auch die Gotteserfahrung gibt. „Wenn es Gott gibt, hat er Interesse daran, dass alle seine Liebe erfahren können“, auch jene, die keinen Zugang zu Bildung haben. „Letztlich müssen wir uns auf Beziehungen einlassen. Wenn es diesen Gott gibt, kann ich mit ihm reden, und er bleibt auch nicht stumm.“

Christian Hofreiter beim KHG-Salongespräch © Hedvika Dobrozemská/KHG Wien
 

Christian Hofreiter (r.) vom Zacharius-Institut beim KHG-Salongespräch mit Jakob Herburger (r.) © Hedvika Dobrozemská/KHG Wien

 

 

An welchen Gott glauben?

Der Existenzfrage Gottes liegt die weitere Frage nahe, an welchen der Götter man glauben kann. Apfalter beobachtet: „Götter haben Einfluss, was Menschen mit ihren Ressourcen machen. Manche sind mir natürlich sympathischer als andere, aber von außen seh ich das gelassen, weil ich mich vor keinem fürchte.“ Und auf Nachfrage, ob er so offen sein darf: „Die Konsequenzen kommen von den Menschen.“ Hofreiter wiederum konkretisiert seinen Standpunkt: Ich finde Jesus Christus spannend und glaubwürdig. Ich gehe von einem Gott aus, der Mensch wird, einer von uns.“

 

Diese Differenzierung sei auch wichtig in Hinblick auf die Pascal‘sche Wette, die aus dem Publikum angesprochen wurde: Demnach könne man bei einer Wette durch einen Glauben an Gott nur gewinnen, weil der Erwartungswert größer ist als im Fall des Unglaubens. Hofreiter bestätigt, die Wette greife zu kurz: „Es muss auch geklärt werden, an welchen Gott ich glaube.“ Apfalter argumentiert, dass sich daran das gottgefällige Leben misst. „Die islamische Betrachtung, was Gott gefällt, ist ganz anders.“

 

Zeigt sich Gott?

„Und wenn sich Gott zeigen kann, warum zeigt er sich nicht öfter und deutlicher?“, fragt ein anderer Zuhörer aus dem Publikum. „Das unterstellt, dass sich Gott nicht öfter und deutlicher zeigt“, antwortet Hofreiter. Er glaube daran, dass sich Gott in allem zeigt, was uns umgibt und wir ihn in allem spüren können. „Jedem von uns steht ein persönlicher Zugang offen.“ Selbst wenn man nicht weiß, ob man mit der Zimmerdecke oder der Transzendenz rede, kann man sagen: „Wenn es dich gibt, zeig dich mir, sodass ich dich verstehen lerne.“

Lucia Steindl

Nachdem ich drei Jahre lang die Blogger von meinefamilie.at begleiten durfte, war ich Ansprechpartnerin für alle, die MEINPLAN.at inhaltlich mitgestalten – bis mit der Familiengründung eine neue Herausforderung begann. Mit einer journalistischen und pädagogischen Ausbildung im Gepäck bin ich vor allem begeisterte Leserin, Lektorin und immer auf der Suche nach inspirierenden Geschichten.

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