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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Stolz ist keine Tugend

"Nicht bloß Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen haben der Pride-Bewegung viel zu verdanken. Allerdings sehe ich große Widersprüche zwischen dem, was wir als Kirche wollen, und den Forderungen der LGBT-Community."

Die Kirche hat den Auftrag, homo- und transsexuelle Menschen zu achten, zu lieben, sie anzuerkennen und seelsorglich zu begleiten. Diesbezüglich war die Kirche nicht immer gerade vorbildlich. Viele Betroffene haben die leidvolle Erfahrung gemacht, sich von Kirche und Gesellschaft ausgegrenzt zu fühlen. Ihrem Kampf gegen Diskriminierung und ihrem Einsatz für gleiche Rechte stehe ich daher nicht nur kritisch gegenüber, sondern bin der Meinung, dass nicht bloß Menschen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen der Pride-Bewegung viel zu verdanken haben.

 

Allerdings sehe ich auch große Widersprüche zwischen dem, was wir als Kirche wollen, und den Forderungen der LGBT-Community. Insofern halte ich eine Zusammenarbeit für nicht sinnvoll, da hier Interessen aufeinanderprallen, die kaum in Einklang zu bringen sind.

 

Auch Verbindendes zwischen Kirche und Pride-Bewegung

Dennoch glaube ich, dass Gespräche mit der Pride-Bewegung ertragreich sein können: einerseits, um zu den tieferen Fragen der Menschen vorzudringen, die sich in dieser Community bewegen. Im Spiegel dieser Fragen wird man auch viel Verbindendes entdecken. Es kann durch die Begegnung auch die Sehnsucht danach inspiriert werden, den Schatz der Kirche selbst neu zu entdecken und zu vertiefen; die Sehnsucht danach, fähig zu werden, die Haltungen und Überzeugungen der Kirche verständlicher und in ihrer eigentlichen Schönheit darzulegen. Selbst der vielgeschmähte Katechismus bietet ja viel mehr als die heiklen Paragraphen.

 

Ich glaube, es gilt, die Sprache der Kirche in die Sprache der Welt zu übersetzen. Dafür muss man erst einmal beider Sprachen gewahr werden.

Josef Schaffler

Josef Schaffler lebte lange Zeit in der Pride-Community, war regelmäßig auf den Paraden und hatte im Laufe der vielen Jahre auch gute Kontakte zu Aktivisten der "Szene". Nach einer tiefen Glaubenserfahrung erkannte er, dass nicht „Pride“ (Stolz) die Lösung der Frage nach einem erfüllten Leben sein können, sondern die Themen Keuschheit und Freundschaft. Er trifft nach wie vor Freunde aus der LGBT-Community, auch um über den Glauben und den christlichen Standpunkt im Gespräch zu bleiben, der für ihn eine tiefe Befreiung bedeutet.

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