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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Urlaub und einfachstes Dorfleben in Indien: Familienbesuch beim Volontariat

Florian ist seit einigen Monaten mit VOLONTARIAT bewegt  in Indien. Jetzt hat ihn seine Familie dort besucht – ein Einblick in Urlaub, Traditionen und einfachstes Dorfleben in Indien.

Kurz vor Weihnachten kamen meine Familie und Rosa auf Besuch zu mir nach Indien. Nach mehr als vier Monaten war ich einigermaßen aufgeregt, alle wiederzusehen und ihnen meinen Arbeitsplatz und das ganze Leben, das für mich in den letzten Monaten zur Normalität geworden ist, zu zeigen.

 

Wiedersehen mit der Familie

Ich holte sie mit einem Freund, der als Driver für Navajeevan arbeitet, vom Flughafen ab. Leider hatte der Flug Verspätung und wir mussten drei Stunden warten. Dazu kam noch, dass kein einziges Gepäckstück am Flughafen in Vijayawada ankam, da ein Fehler beim Umladen in Delhi passiert war.

 

Trotzdem freute ich mich riesig, Rosa wieder in den Arm zu nehmen und meine Familie um mich zu haben. Als Überraschung war sogar meine älteste Schwester dabei, obwohl es eigentlich hieß, sie würde nicht kommen!

 

Ich brachte alle ins Hotel und ging mit Rosa zurück zur Flat, um sie meinen Mitvolontären vorzustellen und ihr mein indisches Zuhause zu zeigen.

 

Sightseeing

 
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Die neu gekauften Punjabis leuchten in frohen Farben. © Florian Friedl / MEINPLAN.at

 
 

Nach dem ersten gemeinsamen Frühstück gingen wir zuerst zu einer Einkaufsstraße, um Gewand für die nächsten Tage zu kaufen, da wir erstens nicht wussten, wie lange es braucht, um das Gepäck zu bekommen und zweitens Frauen in Vijayawada nur sogenannte Punjabis, einem Kleid ähnliche Oberteile, tragen.

 

Danach fuhren wir ins Chiguru, um meinen Arbeitsplatz und mein Zimmer herzuzeigen. Wir blieben dort eineinhalb Tage und eine Nacht, damit meine Familie und Rosa meinen alltäglichen Tagesablauf sehen konnten und ein Gefühl für den Ablauf bekommen konnten. Leider hatten wir mit dem Wetter kein großes Glück. Es regnete viel und es waren mit 18 Grad die zwei kältesten Tage, die ich bis jetzt in Indien erlebt habe.

 

Erhohlung am Meer

Familienausflug beim Volontariat in Indien © Florian Friedl/MEINPLAN.at
 

Spaziergang am Strand mit der ganzen Familie. © Florian Friedl / MEINPLAN.at

 

In den nächsten Tagen schauten wir uns gemeinsam Sehenswürdigkeiten und schöne Plätze in Vijayawada an. Auch das Gepäck kam nach drei Tagen nach einigen nervenaufreibenden Telefonaten mit dem Flughafen endlich an.

 

Nachdem wir uns alles Sehenswerte in Vijayawada angesehen hatten, flogen wir mit dem Flugzeug über Visac nach Port Blair, die größte Stadt der Andemanen, von der man mit Booten auf verschiedene Inselgruppen weiterreisen kann. Wir übernachteten eine Nacht in Port Blair und nutzten den Tag, um ein altes Gefängnis der Engländer und ein vom Dschungel verwachsenes Dorf zu besichtigen.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Schiff auf die Insel Havelock. Wir blieben dort für eine Woche, um zu schwimmen, zu schnorcheln, durch den Dschungel zu wandern und zu relaxen. Die Unterwasserwelt ist himmlisch dort. Es gibt kilometerlange Korallenriffe mit sehr großem Fischreichtum. Sogar zwei Schildkröten ließen sich bei einem Nachmittagsschnorchelgang mit Rosa blicken.

 

Sonst sah man viele Rochen, große Kugelfische, Regenbogenfische, Drachenfische und andere farbige kleine Fische. Das Essen auf der Insel war sehr gut und eine gute Abwechslung zum sonst täglichen Reis. Die Strände auf Havelock sind weiß, sehr lang und von Kokosnusspalmen geschmückt. Das Wasser ist komplett klar, sodass man Unterwasser sehr weit sehen kann.

 

Wir übernachteten in einer Lodge mit lauter kleinen Baumhäusern direkt am Meer. Ich genoss den Urlaub wirklich sehr. Aber er war auch sehr schnell wieder vorbei. Nach dem Rückflug nach Vijayawada blieben nur noch zwei Tage, bis unsere Wege sich wieder trennen würden.

 

Kapitel zwei beginnt

Wir fuhren noch einen Tag ins Chiguru, um es auch bei schönem Wetter zu erleben und schauten uns eine Ruine etwas außerhalb von Vijayawada an. Als dann der Abschied kam, war es schwer, wieder loszulassen. Die Fahrt zum Flughafen verlief sehr still, obwohl wir viel zu überfüllt in einem Auto mit den ganzen Gepäckstücken saßen.

 

Wir mussten uns schon vor dem Flughafen verabschieden, da man nur mit einem Ticket hineindarf. Für mich war das der Moment, wo ich dachte, jetzt geht’s ins Kapitel zwei meines Abenteuers. Das nächste Mal sehe ich Rosa und meine Familie zuhause wieder.

 

Das alte Indien erleben

Für Heimweh und Abschiedsschmerz hatte ich allerdings nicht viel Zeit, denn eine Woche nachdem meine Familie weg war, lud der Salesianer-Bruder Dileep, der auch im Chiguru arbeitet, meinen Kollegen Justus und mich ein, mit in sein Heimatdorf zu kommen, um ein traditionelles Fest mitzufeiern und das Dorf zu besichtigen.

 

Wir starteten sonntags um fünf Uhr in der Früh. Als Erstes mussten wir einzeln auf der Straße Motorrad stoppen, um zum Busbahnhof zu gelangen. Dort kaufte Dileep die Karten und wir hatten eine zweistündige Busfahrt vor uns. Danach mussten wir noch 20 Minuten mit der Rickscha fahren und wurden am Ende von zwei Cousins von Dileep mit dem Motorrad abgeholt und in sein Dorf gebracht.

 

 
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© iStock / MEINPLAN.at

 
 

Zu dem Zeitpunkt wussten Justus und ich noch gar nicht, was uns erwartet. Dort angekommen lernten wir gleich einmal Dileeps Eltern und Geschwister kennen. Das Dorf war nur sehr klein und bestand aus 20 Hütten und einer kleinen Kirche, da es sich um ein christliches Dorf handelte. Wir erfuhren, dass eigentlich nur Dileeps Großfamilie in dem Dorf lebt. Wir bekamen eine Art Grießschmarrn, der sehr scharf war, zum Frühstück. Das Fest, für das wir gekommen sind, wurde für ein 14-jähriges Mädchen ausgerichtet. Es ist dort Tradition, dass gefeiert wird, wenn sie das erste Mal ihre Menstruation bekommen hat und somit fruchtbar ist. Für uns Europäer ist dies eine etwas "eigenartige" Tradition, in Indien und in Dileeps Dorf ist es aber etwas ganz Normales.

 

Wir saßen den ganzen Vormittag vor einer am Dorfplatz aufgebauten Bühne und vorne redeten Leute auf Telugu. Danach musste jeder ein Foto mit dem Mädchen machen. Dafür war sogar ein echter Fotograf da. Zu Mittag gab es viel gutes indisches Essen.

 

Einblicke in das Dorfleben

Am Nachmittag fuhren wir an den nahegelegenen Strand, um zu baden. Der Strand war aber mit den Stränden der Andemanen nicht zu vergleichen, da es sich um einen Strand fernab des Tourismus handelte. Das Wasser war trüb vom aufgewirbelten Sand und am Strand lag viel Müll. Trotzdem war es lustig, auch wenn wir nicht sehr weit ins Wasser gehen konnten, da niemand von Dileeps Familie schwimmen konnte. Am Abend gab es wieder reichlich und gut zu essen, dann wurde getanzt. Um neun fielen wir dann, wegen des frühen Aufstehens und der ganzen neuen Eindrücke, müde und erschöpft ins Bett.

 

Wir schliefen zu viert in einem Zimmer in der Hütte von Dileeps Großvater auf dem Boden. Am nächsten Tag zeigte uns Dileep die Felder, auf denen sein Vater tagsüber arbeitet. Früher gehörten die Felder einmal seiner Familie, aber sie mussten sie verkaufen, da sie kein Geld hatten. Jetzt arbeitet sein Vater für die Leute, welche die Felder gekauft hatten und verdient für acht Stunden Arbeit pro Tag 200 Rupies, also 2,50 €.

 

In Dileeps Dorf gibt es kein Trinkwasser und man muss sechs Kilometer zu einem Trinkwasserbrunnen gehen, um frisches Wasser zu holen. Zum Waschen haben sie einen eigenen Brunnen und gekocht wird auf der Feuerstelle hinter der Hütte. Zum Frühstück bekamen wir leckere frittierte Teigringe mit Erdnusschutney. Am Nachmittag zeigte uns Dileep, wie man auf Kokosnusspalmen klettert und Kokosnüsse mit der Machete öffnet, auch Papayas haben wir geerntet.

 

Dileep erzählte, dass eigentlich nur noch die alten Leute im Dorf wohnen, die Kinder leben alle in Hostels in der Stadt und gehen zur Schule. Dileep ist der Meinung, dass es in fünf Jahren keine traditionellen Dörfer mehr geben wird, da den Leuten oft Förderungen, um in die Stadt zu ziehen, angeboten werden.

 

Wir blieben noch einen Tag und machten uns dann, nach einem weiteren leckeren Frühstück, wieder auf die Heimreise. Die Zeit in dem Dorf war für mich noch einmal eine ganz andere, aber sehr wertvolle Erfahrung, da dies ein anderes, älteres Indien war, in das ich Einblick bekommen durfte. Ich konnte viele Leute kennenlernen und spannende Erfahrungen sammeln.

 

Ich hoffe, ich konnte dir wieder einen kleinen, aber feinen Einblick in mein Leben und meine Erlebnisse in Indien geben. Vielleicht hast du ja selbst Lust bekommen, mit VOLONTARIAT bewegt in ein fernes Land zu reisen - zum Beispiel als Ersatz für den Zivildienst oder als freiwilliges soziales Jahr?

 

Eindrücke von unserer gemeinsamen Zeit

Florian Friedl

Ich habe gerade die Matura gemacht und mache jetzt einen Zivilersatzdienst in der Stadt Vijayawada in Indien mit der Organisation VOLONTARIAT bewegt. Mit einigen Blogbeiträgen, Bildern und Videos werde ich meine Erfahrungen und Erlebnisse mit euch teilen.

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