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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Warum du schlafen solltest, solange du willst

Sind wir wirklich produktiver, wenn wir früh aufstehen? Ist die Morgenroutine das A und O für die Produktivität des Tages? Über persönliche Schlafrhythmen und ihren Einfluss auf unser Arbeiten.

Mein ganzes Leben lang war ich ein Nachtmensch. Leider ist das ein Lifestyle, der nicht von allen in unserer Gesellschaft akzeptiert wird. Einerseits gelten immer noch alte Vorstellungen, die vom Tagesrhythmus eines Menschen auf dessen Charakter schließen. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ heißt es, oder auch „am Abend wird der Faule fleißig“. Menschen, die also früh aufstehen und produktiv sind, gelten immer als fleißiger als die „Spätaufsteher“, selbst wenn sie genau die gleiche Arbeit verrichten.

 

Zum anderen entwickelt sich momentan ein Trend, der das frühe Aufstehen zelebriert und mit Vitalität, Spiritualität und „gutem Leben“ verknüpft. Immer wieder tauchen auf verschiedenen Social-Media Plattformen Artikel auf mit Titeln wie: „9 Things you must do before 9 a.m. if you want to be happy“ (Beispiel aus meinem Pinterest Thread). Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, seinen Tag in den frühen Morgenstunden zu starten, wenn einem danach ist. Dieses Diktat jedoch, im Morgengrauen aufzustehen und eine Reihe an Dingen zu erledigen, die man auch zu jeder anderen Tageszeit erledigen kann, selbst wenn es der eigenen inneren Uhr gänzlich widerspricht, sehe ich eher als problematisch an.

 

Daher folgen hier vier Argumente von mir, die dafür sprechen, dass du dann schlafen und aufstehen solltest, wann es sich für dich richtig anfühlt.

 

#1 wir sind Eulen oder Lerchen

Viele predigen davon, dass man sich an das frühe Aufstehen einfach nur „gewöhnen“ muss. Tatsächlich ist das aber gar nicht so einfach.

 

Die Wissenschaft hat uns mittlerweile gezeigt, dass der Schlafrhythmus durch Gewöhnung nicht so einfach verändert werden kann. Man ist sich nach aktuellem Stand der Forschung darüber bewusst, dass das Lerchen- bzw. Eulen-Verhalten in unseren Genen liegt. Da gerade der Wert „Natürlichkeit“ bei Gesundheitsthemen immer mehr im Fokus steht, wäre es ja eigentlich gegen jede gesundheitliche Ideologie des 21. Jahrhunderts, sein eigenes natürliches Schlafverhalten krampfhaft ändern zu wollen.

 

#2 Wir haben unsere produktiven Zeiten

Oft glaubt man, mehr zu leisten und produktiver zu sein, wenn man früh aufsteht und gleich damit beginnt, die To Do-Liste abzuarbeiten, oder sich nach dem Mittagessen keine ausgedehnte Siesta gönnt, sondern sofort wieder an die Arbeit geht.

 

Doch ein wichtiger Punkt, der dabei untergeht, ist die Frage der Effizienz. Ich habe selbst oft versucht, meinen Tagesablauf nach diesem Schema zu gestalten: Vormittag Uni – nach Hause kommen, Mittagessen – sofort an den Schreibtisch, Lernen, Lernen, Lernen – am frühen Abend fertig sein und sich freuen, dass man jetzt abschalten kann. Aber ich musste schnell einsehen, dass ich mit meinem Mittagstief ab 13 Uhr nicht viel zustande bringe und mich mühsam und langwierig durch den Stoff quäle.

 

 
Nach einiger Zeit habe ich diese überholte Vorstellung eines idealen Tagesablaufs über Bord geworfen und mir das Mittagschläfchen, das ich dringend brauchte, gegönnt, und erst am späten Nachmittag wieder mit dem Lernen begonnen. Und siehe da, der Stoff war schneller und besser innerhalb von viel weniger Zeit gelernt.
 
 

#3 Schlaf ist gesund - zur richtigen Zeit

Zu wenig Schlaf ist ungesund, das ist soweit jedem klar. Wie wichtig ausreichend Schlaf ist, das wird einem schließlich auch ständig um die Ohren gehauen und auch was man tun soll, damit sich die Schlafqualität bessert und die Einschlafzeit verringert. Doch was einem selten jemand sagt, ist, dass man sich vieles davon sparen kann, wenn man einfach zur richtigen Zeit schläft.

 

Wenn du alles versucht hast und trotzdem um 21:30 noch nicht einschlafen kannst, dann muss das nicht heißen, dass du ein Einschlafproblem hast. Vielleicht bist du einfach ein Mensch, der nicht dafür gemacht ist, um diese Zeit zu schlafen.

 

#4 Das schlechte Gewissen müssen wir nicht haben

So sehr ich es mir wünsche, leider haben wir nicht alle die Möglichkeit, dann zu schlafen, wenn es für uns gut wäre. Oft müssen wir unseren Schlafrhythmus an unser Arbeitsleben und andere Umstände anpassen.

 

Aber wenn du gerade die Möglichkeit dazu hast, weil du zum Beispiel studierst und dir den Stundenplan (relativ) frei einteilen kannst, wenn du von zu Hause aus arbeitest, etc. dann schlafe, wann und solange du willst! Und lass dir von niemandem ein schlechtes Gewissen machen. Wann du deine Arbeit erledigst und wann du schläfst, ist allein deine Sache. Und dann zu schlafen, wenn du müde bist und zu arbeiten, wenn du fit und ausgeschlafen bist, ist auf jeden Fall eine kluge Entscheidung!

 

Mag. Magdalena Seidl

Ich komme aus Niederösterreich und habe während der letzten sechs Jahre in Wien studiert. Das Studium war für mich nicht nur eine intellektuelle sondern vor allem auch eine persönliche Entwicklung. In dieser Zeit habe ich so viele wichtige Erfahrungen gemacht, dass ich mir oft wünsche, diese an mein „jüngeres Ich“ weitergeben zu können. Da das ja leider nicht möglich ist, versuche ich andere junge Menschen zu erreichen, denen meine Erzählungen vielleicht das ein oder andere Mal durch eine schwierige Phase helfen können.

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