AAA
Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Mehr Bücher lesen: Wie ich es geschafft habe und warum du es auch kannst

Ich habe schon immer gerne gelesen. Seit ich lesen lernte, las ich was mir unter die Finger kam. Zeitungen, Romane, Sachbücher you name it. Ich war das Kind, das man nicht zum Lesen zwingen musste. Sondern ich verschlang ein Buch nach dem anderen und konnte nicht genug bekommen.

 

 

Meine Lesesucht fand aber ein verfrühtes Ende, als der Ernst des Lebens begann und das Lesen immer mehr zur Pflicht wurde. Je mehr ich für die Schule und später die Uni lesen musste, desto kleiner wurde der Stapel an Büchern auf meinem Nachtisch, die ich zum Spaß lesen wollte. Die die es dorthin geschafft hatten, schlummerten oft unberührt monatelang vor sich hin, ohne dass ich sie eines Blickes gewürdigt hätte und sammelten Staub. 

 

keine zeit

Ich schob es auf die fehlende Zeit. Aber in Wahrheit hatte ich genug Zeit um zu lesen, ich nahm sie mir nur nicht, sondern verbrachte sie lieber auf Social Media, Youtube oder Instagram. Ich ging den Weg des geringeren Widerstandes sozusagen. Lesen beanspruchte einfach zu viel Anstrengung und Aufmerksamkeit. Weil ich weiterhin von mir behauptete, dass Lesen meine Leidenschaft sei und ich viel und gerne lesen würde, unternahm ich hin und wieder den Versuch diese Behauptungen annähernd wahr zu machen und wieder zu einer Leserin zu werden. Oft endete es damit, dass ich nur wenige Minuten nachdem ich das Buch aufgeschlagen und zu lesen begonne hatte, es gegen mein Handy eintauschte. Ich könnte ja etwas Wichtiges verpasst haben.

 

Das kann so nicht weitergehen

Ich hatte eigentlich schon aufgegeben und mich mit dem status quo abgefunden, als ich zufällig auf einen Kurzfilm stoß, der mich und meine Einstellung zu dem Thema in die richtige Richtung schubste. Max Joseph ist einer der Macher der Serie "Catfish" auf MTV, in "BOOKSTORES:  How to Read More Books in the Golden Age of Content" setzt er sich mit seiner Angst rund um das Thema auseinander, dass das Leben zu kurz ist um alle Bücher zu lesen, die sich auf dem Nachtkasten stapeln. Deshalb macht er eine Reise und besucht schöne Buchläden in Europa und Südamerika und spricht mit Experten darüber wie er mehr Bücher lesen kann und was der Sinn des Lesens eigentlich ist. 

Keine Sorge, das hier wird keine Filmrezension. Aber ich fand doch einige gute Gedanken, die mir geholfen haben zurück zum Lesen zu finden und die ich hier teilen möchte. 

 

jeden Tag eine halbe Stunde lesen 

Den ersten Experten den Max Joseph trifft ist Tim Urban. Tim Urban ist bekannt für seinen TED Talk zum Thema Prokrastinieren und erfolgreicher Blogger. Ziemlich direkt erklärt er Max, dass wenn er so weiterlese wie bisher, werde er bis zum Ende seines Lebens gerade mal 55 Bücher gelesen haben. Das ist nicht einmal ein halbes Bücherregal! Der Unterschied zwischen ihm und jenen Menschen, die sagen können "das sind meine Top 10 Bücher des Jahres 2016" bestehe lediglich darin, dass sie sich jeden Tag Zeit nehmen um eine halbe Stunde zu lesen. Mehr nicht. Wenn Max jeden Tag eine halbe Stunde lesen würde, dann käme er auf 1000 Bücher. 1000 Bücher!! Da wurde nicht nur Max, sondern auch ich hellhörig. Ich habe zwar nicht die Ambition, bis zu meinem Ableben unbedingt 1000 Bücher zu lesen, aber wenn ich mehr lese als bisher, dann ist das für mich schon ein Erfolg. Und jeden Tag eine halbe Stunde schien mir erträglich und machbar. Diese Anstrengung konnte ich aufbringen, dachte ich und schritt zur Tat. 

 

erste Erfolge 

Eine zeitlang gelang es mir sogar, meinen Vorsatz durchzuziehen. Anstatt keinem oder einem Buch im Jahr, las ich mindestens zwei (gefühlt waren es mehr, aber an die anderen kann ich mich nicht mehr erinnern) :  "Die letzte Welt" von Christoph Ransmayr, "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" von Joachim Meyerhoff. Auf den schnellen Anfangserfolg folgte zwar eine längere Pause, aber im darauffolgenden Winter las ich plötzlich mehr Bücher hintereinander als sonst ("Aufzeichnungen aus einem Kellerloch" von Dostojevski, "Der Idiot" und die Dämonen von Elif Batuman, "Der Berg der sieben Stufen" von Thomas Merton, "Mein Michael" von Amos Oz, "Die Schlafwandler" von Christopher Clark). 

 

Wenn ich las, war es wieder wie früher. Ich liebte es zu lesen und mich von der Sprache der Schriftsteller in ihre Welten entführen zu lassen. Aber dennoch, eine richtige Gewohnheit entwickelte ich dadurch nicht. Es gab Phasen in denen ich viel las und dann Monate in denen ich gar nichts las. So leicht die halbe Stunde pro Tag-Regel auch schien, irgendetwas fehlte mir um sie dauerhaft in meinen Tagesablauf zu integrieren.

 

das Instagram für Bücher

Alles sah so aus, als wäre ich wieder am Anfang. Dann erzählte mir eine Freundin eher beiläufig von Goodreads. „Du musst dir die unbedingt herunterladen“, sagte sie mir. Ich dachte an all die halben Stunden der vergangenen Tage und Monate an denen ich nicht gelesen hatte und dachte mir, vielleicht könnte Goodreads mir helfen das Lesen wirklich zu einer Gewohnheit zu machen. Einen Versuch war es zumindest wert. 

 

Bis dahin dachte ich, dass Goodreads eine Webseite für Buchrezensionen sei. Das stimmt zwar auch. Aber vor allem ist Goodreads eine App für Leserinnen und Leser aus der ganzen Welt. Ich würde es mit Instagram vergleichen. Man lädt sich die App herunter, richtet sich ein Profil ein, dann folgt man Leuten und wird gefolgt. Der Unterschied ist, dass man keine Fotos teilt, sondern Bücher. Die die man schon gelesen hat, gerade liest und noch lesen möchte. Wenn ich die App öffne, dann bekomme ich einen Überblick was meine Freunde gerade lesen. Ich kann die auf mich zuggeschneiderten Empfehlungen durchgehen und schauen was Goodreads mit als nächste Lektüre vorschlägt.

 

Ziele setzen

Die für mich wohl wertvollste Einstellung bei Goodreads ist, dass man sich für das Jahr ein persönliches Ziel setzen kann, wie viele Bücher man lesen möchte. Der Balken zeigt einem dann an, wie weit man schon ist und ob man in der Zeit ist. Mich spornt das an meinen Vorsatz ernst zu nehmen und mich zu disziplinieren jeden Tag eine halbe Stunde zu lesen. Perfekt bin ich noch immer nicht. An manchen Tagen schaffe ich es, an anderen gar nicht, dann lese ich wieder mehr. Auf alle Fälle kann ich sagen, dass Tools wie Goodreads und Inputs wie die von Tim Urban mir helfen das Lesen wieder in meinen Alltag zu integrieren. Vielleicht noch nicht so routiniert, aber der Wille ist da und man sagt ja schließlich der Weg ist das Ziel. 

 

Mirjam Schimmerl

Geboren und aufgewachsen in Wien. Nach einem Auslandsvolontariat in Jerusalem, habe ich zurück in meiner Heimatstadt Jus und Transkulturelle Kommunikation an der Universität Wien studiert. In meiner Freizeit blogge ich auf MeinPlan.at über meine Leidenschaften: Laufen, Bücher und Podcasts.

Ähnliche Beiträge
Gute Organisation: 5 Hilfen für den Alltag
Weiterlesen
Bühne frei für Online-Kultur-Programm
Weiterlesen
Wie der Lockdown den Fokus im Advent verschiebt
Weiterlesen
Zurück zur Übersicht
Blog kommentieren
Blog teilen