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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

"90% deiner Gedanken sind Müll" - Ein Perspektivenwechsel

Christa bezeichnet sich selbst als Overthinker und hinterfragt die Zeit, die sie mit dem vielen Nachdenken verbringt. Ihr gelingt ein Perspektivenwechsel, weg von was-wäre-wenn-Fragen hin zum Wesentlichen in ihrem Leben. Daraus ergibt sich ein Handlungsbedarf, der ihr hilft, die Gegenwart zu genießen und das hier und jetzt neu schätzen zu lernen.

„90 Prozent deiner täglichen Gedanken sind Müll!“ Diesen Satz hörte ich heute von einem Zen-Buddhisten. Ich musste mir seine Aussage erstmal auf der Zunge zergehen lassen: „90 Prozent meiner täglichen Gedanken sind Müll…stimmt das?!“ Ich habe den Satz für mich immer wieder wiederholt und fühlte dabei ganz Unterschiedliches. Ich spürte Unglaube, Wut, Verwirrung, Überwältigung: Und doch auch irgendwie ein „Aha“.

 

Overthinking?

Auf dem Weg... © Christa Plank / MEINPLAN.at
 

Auf dem Weg... © Christa Plank / MEINPLAN.at

 

Als ein „overthinker“ habe ich schon so meine Probleme mit diesem Ansatz. Er macht mir einfach Angst. Denn wenn es stimmen würde, dass 90 Prozent meiner täglichen Gedanken und Sorgen umsonst sind, dann hätte ich schon viel Lebenszeit verschwendet. Ich denke sehr lange und ausgiebig über Gegebenheiten und Erlebnisse nach. Der Satz einer fremden Person sitzt mir noch viele Tage nach einer Begegnung im Ohr, so wie auch der Satz dieses weisen Mannes.

 

Ich denke viel über meine Vergangenheit, über meine Fehlentscheidungen und meinem bisherigen Weg nach – sowie über meine Zukunft, über das was noch kommen wird, über alles Ungewisse das vor mir steht. Ich denke so viel an die Vergangenheit und an die Zukunft, dass ich das HIER und JETZT oft vergesse. Dass ich die Gegenwart fast gar nicht mehr spüren kann. Auch dies spricht der Mann im Gespräch an:

 

„Achtsam sein - verfügbar sein – bereit sein. Das Wesentliche im Leben erkennen und danach handeln. Eben nicht nur denken! Gefühle zulassen, ohne sie gleich zu bewerten! Unser persönliches Leid kann uns helfen, später mitfühlend Anderen gegenüber zu sein. Dann können wir helfen und ein Licht in ihrer Dunkelheit sein!“

 

Ein Perspektivenwechsel

Einfach mal durchatmen © Christa Plank / MEINPLAN.at
 

Was ist das Wesentliche in meinem Leben? © Christa Plank / MEINPLAN.at

 

Von all dem und noch mehr sprach er und war dabei so ruhig und wirkte so weise; ich war einfach überwältigt. Ich war berührt und beängstigt zugleich. Er sprach mir aus der Seele! Vieles von all dem wusste ich schon und doch tat es gut, dass er es für mich einmal laut aussprach. Es war ein Perspektivenwechsel.

 

Ich ging von diesem Treffen mit mehr Fragen als Antworten nach Hause:

  • Was ist das Wesentliche im Leben?
  • Wo gibt es in meinem Leben Handlungsbedarf?
  • Wann gelingt es mir einmal nicht zu denken?
  • Was habe ich aus leidvollen Situationen lernen können? Wer war mein Licht? Für wen kann ich ein Licht sein?

Die Antworten auf all diese Fragen, auch wenn ich sie eher oberflächlich betrachtet habe, verschafften mir etwas Erkenntnis.

 

Was ist Das Wesentliche

Perspektivenwechsel zu Papier bringen © Christa Plank / MEINPLAN.at
 

Perspektivenwechsel zu Papier bringen © Christa Plank / MEINPLAN.at

 

Ich nahm einen Zettel und schrieb (ausnahmsweise, ohne lange zu denken) auf:

  • Meine Familie, die etwas verrückt aber liebenswert ist!
  • Die Beziehung zu meinem Freund, in der ich wahrhaftig ICH sein kann!
  • Die Musik die ich mache!
  • Die Texte die ich schreibe!
  • Die Freundinnen, die mich WIRKLICH kennen – mit denen ich lachen UND weinen kann!
  • Die Natur in der ich mich bewege und die mich immer wieder staunen lässt!

Ich war zufrieden und ging weiter zur zweiten Frage, die überraschender Weise eng mit dieser ersten zusammenhängt.

 

Handlungsbedarf

Zeit für Musik © Christa Plank / MEINPLAN.at
 

Zeit für Musik © Christa Plank / MEINPLAN.at

 

Ich dachte sofort an die Dinge, die mir am wichtigsten sind, eben an das Wesentliche in meinem Leben. Zunächst war ich sehr beruhigt, denn für meine Familie, für meinen Freund und für mich selbst (in der Natur) nehme ich mir seit Längerem schon bewusster Zeit. Dabei bewährt sich immer wieder die Qualität und nicht die Quantität der Stunden. Trotzdem entdeckte ich auch wesentliche Punkte, die in meinem Leben zu kurz kommen. Ich schrieb also wieder einfach so vom Bauchgefühl heraus:

  • Ich singe viel zu selten! Ich schreibe viel zu selten! Ich höre/sehe meine wahren Freundinnen viel zu selten! Ich traue mir viel zu selten etwas zu! Ich bin zu selten stolz auf mich!

Mit etwas Abstand schrieb ich ebenfalls darunter:

  • Ich verbringe zu viel Zeit auf Netflix! Ich beschwere mich viel zu oft! Ich gehe zu oft vom schlimmsten aus! Ich bin zu oft skeptisch und pessimistisch! Ich denke zu oft an die Vergangenheit / an die Zukunft!

Als ich dieses Fazit von „zu selten“ und „zu oft“ gezogen hatte, fühlte ich mich gleich schon befreiter! Ich nahm die Gefühle, die ich dabei empfand einfach mal hin, ohne lange zu grübeln, warum ich dies und jenes zu selten oder zu oft tue. Ich wollte nur mal alles beim Namen nennen.

 

Zeit zum „Nicht-Denken“

Einfach mal wieder spazieren gehen © Christa Plank / MEINPLAN.at
 

Einfach mal wieder spazieren gehen  © Christa Plank / MEINPLAN.at

 

Dies war für mich einer der schwierigsten Fragen, denn wie schon gesagt, ich denke gerne, oft und zu viel über Unnötiges nach. Ich fragte mich also, wann gibt es Situationen, in denen ich mir keine unnötigen Sorgen mache und somit keinen Gedanken-Müll produziere?

 

Ich schrieb Situationen und Orte auf:

  • während meiner Waldspaziergänge
  • wenn ich Musik mache
  • wenn ich Sport mache
  • wenn ich ein gutes Buch lese
  • wenn ich mit meiner Nichte und meinem Neffen spiele
  • wenn ich meinen Körper wahrnehme
  • wenn mein Herz lauter ist als mein Kopf
  • wenn ich mir Zeit nehme etwas Gutes zu Kochen (und dabei NUR koche!)
  • wenn ich mit Menschen die ich liebe, lachen kann
  • wenn ich auf Reisen bin

Am Ende waren es dann doch mehr Stichpunkte, als gedacht und darüber war ich sehr verwundert!

 

Mein persönliches Leid und Licht

Diese vierte Frage in einigen wenigen Sätzen zu beantworten, ist wohl unmöglich. Trotzdem notierte ich mir kurz einige Momente meines persönlichen Leides und war überrascht. Ich habe schon vieles überstanden und Hindernisse überwunden. Ich fühlte Stolz und Zuversicht! Die Personen, die mir wirklich beigestanden sind, sind alle noch Teil meines Lebens – und das ist auch gut so. Ich überlegte außerdem, was solch schwierige Situationen mit mir machten und, warum ich gerade daran gewachsen bin.

 

Was ich dabei gelernt habe:

Wo scheint Licht in mein Leben? © Christa Plank / MEINPLAN.at
 

Wo scheint Licht in mein Leben? © Christa Plank / MEINPLAN.at

 

 

  • Ich kann gut zuhören, weil ich Menschen traf, die auch mir zugehört haben, als ich es nötig hatte.
  • Ich kann mitfühlen und nachvollziehen, weil auch ich schwierige Zeiten durchlebt habe!
  • Ich kann stolz auf mich sein, weil ich vieles geschafft und erreicht habe!
  • Ich kann auf das Leben vertrauen, da sich vieles von alleine und in die richtige Richtung gefügt hat!
  • Ich kann aus meinem ganz persönlichen Erfahrungsschatz schöpfen, den keine andere hat, außer mir!
  • Ich kann mich selbst mögen, denn niemand ist so wie ich - ich bin einzigartig!
  • Ich kann vieles benennen, das mich im Hier und Jetzt stark und glücklich macht!
  • Ich kann mich glücklich schätzen, denn es liegt noch so viel Schönes vor mir!
 
Am Ende dieses Schreib-Prozesses fühlte ich mich erleichtert. Ich war froh, meine Gedanken zu Papier gebracht zu haben. Ich las mir noch mal den Anfangssatz durch: „90 Prozent deiner täglichen Gedanken sind Müll“. Am Ende war ich mir bewusst, dass der Buddhist schon Recht hatte. Es lohnt sich immer wieder auf die anderen 10 Prozent meiner Gedanken zu blicken, denn sie tragen mich durchs Leben. Sie lassen mich still werden und zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. 
 
 
Christa Plank

Ich bin in Innsbruck und Südtirol zuhause, singe gerne laut und überall, mag am liebsten glutenfreie Pizza mit Rucola, reagiere allergisch auf Engstirnigkeit und Ungerechtigkeit und würde gerne mal am Meer leben.

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