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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Bin ich selbstständig, auch wenn ich noch zu Hause wohne?

Ein saftiges Wiener Schnitzel steht auf dem Tisch, der Kühlschrank ist gestopft voll und die Wäsche für die kommende Woche ist natürlich auch schon gewaschen. Das Hotel Mama. Das wohl begehrteste und schönste Hotel der Welt. All inclusive ist hier höchste Priorität. Ein Leben wie Gott in Frankreich.

Oft stelle ich mir die Frage, wann der Zeitpunkt ist, um auszuziehen? Muss ich das überhaupt? Gibt es ein bestimmtes Alter? Oder mache ich mir selbst viel zu viele Gedanken, was die anderen von mir denken könnten, wenn ich ihnen erzähle, dass ich immer noch zu Hause wohne. Ich liebe das Leben zu Hause und das Beste ist, ich muss nichts für mein „Hotel“ bezahlen. Ist das egoistisch, oder bin ich einfach ein fauler Nesthocker?

 

Nesthocker, du auch?

Bin ich ein Nesthocker? © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Bin ich ein Nesthocker? © iStockphoto.com / MEINPLAN.at

 

Jetzt einmal ehrlich, unsere Generation wird immer verwöhnter, keiner muss sich mehr um Essen und Trinken bemühen. Einerseits gut, anderseits müssen wir lernen, eigenständig zu werden. Junge Erwachsene, so wie ich eben, genießen immer länger das Elternhaus. Die einen wollen mit 15 Jahren schon ausziehen, die anderen wollen mit 30 noch von Mama verwöhnt werden. Gibt es eine Grenze, oder ist es ein Luxus, den wir schon eher als Standard bezeichnen?

 

Laut Statistik Austria wohnen 61,3 Prozent der 20–24-Jährigen noch zu Hause. Mehr als die Hälfte also, das zeigt, dass es nicht nur mir so geht! Früher wäre es kaum zu glauben gewesen, doch heute ist es ganz normal. Die Angst vor der Selbstständigkeit. Allein Einkaufen, ein Einkaufszettel, wie viel benötige ich denn eigentlich. O Mann, was für eine Vorstellung, alles selbst machen zu müssen!

 

Vielleicht sind wir doch einfach zu faul?

Aber nicht nur Angst ist der Grund, warum wir Teenager und junge Erwachsene noch zu Hause leben. Wir sind faul und sehr gern mit uns selbst und unseren Zielen und Wünschen beschäftigt! Zu faul, um unsere Wäsche zu waschen. Zu faul, um zu kochen und zu faul, um zu putzen. „Faulheit ist die Furcht von bevorstehender Arbeit.“ Oder präziser ausgedrückt, vor Arbeit, die uns keinen Spaß macht, und glauben, diese kostbare Zeit viel effektiver und sinnvoller nutzen zu können. Mit dieser Einstellung kann ich mir das Erwachsenwerden mit einer eigenen Wohnung wohl abschminken. Ehrlich gesagt wäre es auch finanziell ein Desaster. Ich könnte es mir einfach momentan noch gar nicht leisten. Bei diesen Wohnungspreisen heute, ein Ding der Unmöglichkeit!

 

Doch wie kann ich denn meine Familie unterstützen, wenn ich mich doch eher als Belastung meiner wundervollen Eltern sehe? Hier ein paar Tipps für euch:

 

Haushalt
  • Das eigene Zimmer zu putzen und es nicht so zu hinterlassen, als wenn der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, dürfte doch wirklich nicht das größte Problem sein!
  • Es verlangt keiner einen Putzfimmel von uns, etwas Ordnung tut uns aber sicherlich auch nicht schlecht!
  • Immer dieser Geschirrspüler, ja auch dieser gehört einmal wieder ausgeräumt!
  • Ab und zu für die Eltern kochen, das hinterlässt in der Tat einen sehr guten Eindruck.

 

Gemeinsame Aktivitäten
Gemeinsame Aktivitäten © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Gemeinsame Aktivitäten © iStockphoto.com / MEINPLAN.at

 
  • Gegenseitig voneinander lernen! Mama zeigt mir die besten Rezepte, ich ihr die schönsten Wanderwege, probiert selbst, es schweißt euch definitiv zusammen, glaubt mir!
  • Gemeinsam voneinander profitieren! Aber wie? Oft ersparen mir Mamas alte Klamotten einen ganzen Shoppingtag und noch dazu jede Menge Geld.
  • Gemeinsam motivieren! Ich helfe Mama, ihre Traumfigur zu erreichen, indem ich ein tägliches Workout mit ihr mache. Ich liebe es! Und sie schätzt es sehr und es macht ihr Spaß!

 

Die Umgangsform
  • Oft vergessene ich, dass ich hier nicht mit meinen Freunden unter einem Dach lebe, sondern mit meinen Eltern. Obwohl ich es oft nicht so meine, bin ich vielleicht wirklich mehrmals frecher als gewollt. Oder besser gesagt, ich vergesse dann wieder einmal, dass ich mit meinen Eltern zusammenwohne und nicht mit meinen Kumpels. Die Abwägung „Freunde oder Familie“ fällt mir oft schwer. Darf ich fluchen? Sophie, vergiss nicht, in welchem Luxus du leben darfst!
  • Wenn dir was richtig gegen den Strich geht, atme tief ein und aus, bevor du dein lautes Organ in Szene setzt. Mir hilft es immer!
  • „Oida chü moi!“, im Nachhinein vielleicht auch nicht der schönste Satz aus meinem Wortschatz.
  • Nicht alles als selbstverständlich sehen. Den Mut haben und Dankbarkeit zeigen! Wer freut sich nicht über ein einfaches Dankeschön, auch wenn man es nicht erwartet.
 
„Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern ist das einzige vollkommen selbstlose Gefühl.“
- William Somerset Maugham
 
 

 

Können wir nun selbständig sein, auch wenn wir noch zuhause wohnen? Für mich ein klares JA, wenn es für beide Seiten passt!

Ein paar Spielregeln zum Zusammenleben © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Ein paar Spielregeln zum Zusammenleben © iStockphoto.com / MEINPLAN.at

 

 

Im Haushalt mithelfen ist für mich selbstverständlich, dafür braucht man allerdings Motivation und Disziplin. Der innere Schweinehund muss überwunden werden, auch wenn man gerade auf der Couch liegt. Es nervt uns doch alle, wenn Mama wieder ruft „mach dies, mach das“ da ist es doch besser, wenn wir es gleich vorher schon erledigen.

 

Es zeigt auch von Selbstständigkeit, wenn Probleme angesprochen werden und man denen nicht aus dem Weg geht, denn das bringt meistens Streitigkeiten mit den Eltern.

Ein laufendes Studium kostet schon mal viele Nerven und Geld, dass wir nicht zu genüge haben. Da können wir Ressourcen sparen, wenn wir noch Zuhause wohnen. Wir lernen es sowieso mit der Zeit selbstständig zu werden, bei manchen dauert es halt länger, auch nicht schlimm.

 

Nach dem Verfassen dieses Textes merkte ich wieder, wie unendlich dankbar ich über mein schönes Leben im Elternhaus sein kann. Habt Mut zur Dankbarkeit! Lieber ein Danke zu viel als zu wenig. Genießen wir doch einfach unser „Luxusleben“ und denken daran, dass nichts im Leben selbstverständlich ist.

Sophie Grill

Griaß eich! Mein Name ist Sophie und ich komme aus dem wunderschönen Salzburger Land.
Meine große Leidenschaft ist das Fallschirmspringen. Allein der Gedanke aus einem funktionsfähigen Flugzeug zu springen, lässt meinen Puls schon um einiges höherschlagen. Ziemlich abgefahren, aber ich mag‘s. Ebenso liebe ich es Menschen zu begeistern und aufregende Erlebnisse mit der Welt zu teilen.

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