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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
11.09.2019 | Emanuela Sutter

Fragen wagen: Philosophie für alle

Fragen zu stellen ist wie das Klettern ohne Sicherung! Schlimmstenfalls stürzen sie einen ins Chaos, bestenfalls führen sie einen zur Wirklichkeit – über sich selber und sein Umfeld. Einladung zum Philosophie-Kurs "Duc in Altum".

Der Mensch liebt seine Komfortzone. Die Komfortzone ist dieses kleine „Den eigenen Namen einfügen“-Universum, das man sich im Laufe der Zeit, aber eigentlich immer wieder aufs Neue aufbaut. Meist passiert das ganz unbewusst und wie von alleine. Nichts stört dieses gemütliche, wohlig-warme, wohl bekannte Nest namens Komfortzone so sehr wie das Fragenstellen oder auch das InFRAGEstellen und HinterFRAGEN. Die Fragen zuzulassen ist logischerweise oft mit Ängsten verbunden, weil sie aus der Komfortzone herauslocken.

 

Ich persönlich erlebte diese Momente, als ich anfing, meine Beziehungen zu hinterfragen. Es fühlt sich gut an, einen Partner zu haben, es gibt Sicherheit, er ist diese eine Person, die ich auch in der Nacht um 3:00 Uhr anrufen kann. Man macht sich Gedanken über eine gemeinsame Zukunft. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt fühlte ich eine Unruhe in mir, die sich nicht mehr verdrängen oder schönreden ließ. Ich fragte mich: „Sind die Probleme, die wir haben, lösbar? Kann ich mir wirklich vorstellen, mit diesem Menschen auf Dauer glücklich zu werden? Passen wir wirklich zusammen?“ All die Fragen musste ich letztendlich mit einem „Nein“ beantworten. Ich habe die Konsequenzen gezogen und die Beziehung beendet. Auch wenn es in diesen Augenblicken unglaublich schwer war – wenn ich zurückblicke, bereue ich die Entscheidungen nicht, ganz im Gegenteil. Was machen Fragen mit uns? Zahlt es sich aus, Fragen zuzulassen? Gibt es auf alles eine Antwort?

 

1. Der Ursprung der Philosophie

Der Beginn der Philosophie ist das Fragenstellen. Es ist, wenn die alltägliche Welt plötzlich ihre Selbstverständlichkeit verliert und zum Problem wird. Wir fühlen uns wie ohne Halt. Gewisse Fragen, die Kinder schon stellen, sind jedem vertraut: „Welchen Sinn hat das Ganze? Warum bin ich Ich und kein anderer? Was ist nach dem Tod? Bin ich wirklich frei?“ Schon befinden wir uns mitten in der Philosophie. Man sieht: Philosophie betrifft jeden und ist nicht für ein akademisches Grüppchen reserviert.

 

 
Welchen Sinn hat das Ganze? Warum bin ich Ich und kein anderer? Was ist nach dem Tod? Bin ich wirklich frei?“ Schon befinden wir uns mitten in der Philosophie. Man sieht: Philosophie betrifft jeden und ist nicht für ein akademisches Grüppchen reserviert.
 
 

Hinter jeder Erfindung steht eine Fragestellung

Doch zurück zu den Fragen. Am Anfang jeder großen und auch kleinen Erfindung der Menschheit steht eine Fragestellung. Ohne dass unsere felltragenden Vorfahren sich gefragt hätten: „Hm, was passiert, wenn wir dieses Stück Wildschwein ins Feuer werfen?“, ihnen daraufhin der köstliche Duft des Fleisches in die Nase stieg und sie die Erfahrung machten, dass Gebratenes um Meilen besser schmeckt als nacktes Wildschwein, würden wir vielleicht bis heute Rohes essen.

 

Ein anderes Beispiel: Leonardo Da Vinci war fasziniert vom Fliegen. Er beobachtete Fledermäuse und fragte sich, ob es nicht möglich wäre, etwas herzustellen, um wie die Vögel durch die Lüfte zu gleiten. Schließlich erfand er die erste Flugmaschine. Wer weiß, welche Erfindungen und Entdeckungen verloren gehen, weil wir uns nicht trauen, unseren Fragen auf den Grund zu gehen!



 

2. Unsere Zeit und die Fragen

Im Zeitalter von Fake News weiß man nicht mehr, welchen Meldungen man Glauben schenken soll, da sich so viel widerspricht und jede Meinung sich auf angebliche wissenschaftliche Erkenntnisse stützt. In der österreichischen Parteipolitik stehen Skandale seit einigen Monaten an der Tagesordnung. Egal, ob die Affären „Ibiza“, „Schreddern“ oder „Silberstein“ heißen, gemeinsam ist ihnen, dass sie bis zum heutigen Tage nicht aufgelöst sind und Unklarheit herrscht. Wer hat Recht?

 

Philosophie-Kurs Duc in Altum
 

© Philosophie-Kurs "Duc in Altum"

 

Selbst die Wissenschaft ist nicht „rein“, sondern ist abhängig von diversen politischen oder wirtschaftlichen Interessen. Wem soll man glauben? Was ist wahr?

 

Viel wird auch geredet über die Umwelt und die Ökologie. Forderungen nach Umweltschutz und nach einem Leben in Einklang mit der Natur werden laut. Doch was ist die Natur des Menschen, der Teil des Ökosystems, der selbst „Natur“ ist? Der Mensch wird seiner Ökologie entfremdet, er wird manipuliert, ersetzt, verwandelt – Transhumanismus. Es geht darum, aus der menschlichen Natur auszusteigen, darum, neue Wesen zu schaffen, neue Existenzen.

 

Dann die Gender-Diskussion. Wir wissen eigentlich nicht so recht, was ein Geschlecht überhaupt ist.

 

3. Der Mensch und seine Fragen

Allerspätestens im Leid fängt ein Mensch an, Fragen an sein Leben zu stellen. „Was habe ich falsch gemacht?“, „Warum sind die Dinge so gelaufen, wie sie gelaufen sind?“. Aber auch mitten im blühenden Leben, wenn alles gut läuft, schleichen sich oft Fragen ein: „Hat das, was ich tue, eigentlich einen Sinn?“, „Wofür lebe ich eigentlich?“, „Was bleibt von meinem Leben übrig nach dem Tod?“, „Gibt es Gott?“.

 

Interessant: Uns steht mehr Information zur Verfügung als je zuvor und trotzdem scheinen wir auf wesentliche Fragen keine Antworten zu haben. Keine Google-Suchmaschine beantwortet die existenziellen Fragen im Leben jedes Einzelnen. Wir sind an diesem Punkt scheinbar nicht weiter als unsere antiken Vorfahren.

 

 

Keine Google-Suchmaschine beantwortet die existenziellen Fragen im Leben jedes Einzelnen. Wir sind an diesem Punkt scheinbar nicht weiter als unsere antiken Vorfahren.

 
 

 

4. Fragen, Fragen, Fragen

Die Welt ist in einer Situation, wo sie kaum mehr Durchblick hat, obwohl sie hoch entwickelt, durch-technisiert, durch-ökonomisiert, durch-mediatisiert und durch-informatisiert ist. Wir befinden uns in einem Zustand der Desorientierung.

 

Die Philosophie steht jenseits der Moral und zeigt auf, dass wir überfordert sind. Sie zeigt auf, dass es keine einfachen Antworten gibt, weder auf die persönlichen, noch auf die politischen oder gesellschaftlichen Fragen. Sie zeigt auch, dass das Leben und die Antworten nicht schwarz-weiß sind und oftmals auch nicht in die Kategorien „gut -böse“ passen. Um nochmal das Bild aus dem Klettersport aufzugreifen: Vielleicht muss man sich daran gewöhnen, ohne Toprope, also ohne Halterung, zu klettern, sondern solo zu gehen. All das erfordert Mut und ganz besonders Demut. Demut, Vorurteile abzubauen und sich auf neue Gedanken und Sichtweisen einzulassen und die eigenen Fragen und Unsicherheiten zuzulassen. Vielleicht erfordert es unsere Zeit, sich nicht mit seichten Antworten zufriedenzugeben, sondern in die Tiefe zu fragen und dorthin zu gehen, wo es scheinbar keine Antworten mehr gibt.

 

Philosophie-Kurs „Duc in Altum“

Wenn dich Fragen plagen oder du dich gerne mit den Fragen und Phänomenen der heutigen Gesellschaft auseinandersetzt und dich mit Gleichgesinnten austauschen möchtest, melde dich für den Philosophie-Kurs „Duc in Altum“ an.

Emanuela Sutter

Ich verbinde die großen Leidenschaften meines Lebens: Musik, Literatur, Philosophie und Theologie. Bei mir gilt: Denken und Fragen erlaubt! Es gibt keinen Gedanken, der zu abgründig, zu abstrakt, zu jenseitig wäre.

 

Derzeit studiere ich Deutsch und Philosophie/Psychologie auf Lehramt sowie katholische Fachtheologie und arbeite als Harfenlehrerin an zwei Musikschulen. Das hat mit meinem ersten Studium an der Musikuni Wien zu tun, wo ich einen Abschluss in Harfe-Instrumentalpädagogik gemacht habe.

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