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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Im Studium durchhalten, lernen, organisieren: Die Tipps vom Studienberater

Praktische Tipps, wie du dich fürs Studium motivierst und richtig lernst von Studienberater Franz Oberlehner.

Studienberater Franz Oberlehner © MEINPLAN.at
 

Studienberater Franz Oberlehner © MEINPLAN.at

 

Studienberater und Psychologe Franz Oberlehner kennt die Schwierigkeiten, die viele im Studium haben. Wie gehe ich mit der freien Zeit um? Wie lerne ich große Stoffmengen? Wie schaffe ich viele Prüfungen in wenig Zeit? Er gibt praktische Tipps, wie du dich fürs Studium motivierst und richtig lernst.

 

meinplan.at: Motivation und Durchhalten sind für Studenten große Herausforderungen. Wie motiviert man sich selbst?

Franz Oberlehner: „Psychologen unterscheiden zwei Grundmotivationen: Die von außen kommende, die sogenannte extrinsische Motivation, ist zwar wichtig. Noch wichtiger ist, das Interesse am Stoff selbst zu bekommen, die intrinsische Motivation. Mir beim Lernstoff einen Überblick verschaffen, mir überlegen, bevor ich zu lernen beginne: Womit kann ich ihn verbinden? Wo kann ich ihn anwenden, um ihn interessanter zu machen?

 

 
Studium ist Arbeit. Wie auch im Berufsleben ist man als Student nicht immer motiviert. Es wäre ein Fehler, auf die Motivation zu warten. Man muss auch fürs Studium eine Routine entwickeln.
 
 

Einen Zeitplan entwickeln, wo man, so wie man zur Arbeit auf die Uni oder Bibliothek geht, um zu lernen. Dafür hat man am Abend frei. Das muss man tun, egal ob man motiviert ist oder nicht, davon darf man das nicht abhängig machen.“

 

Eine andere Herausforderung: Organisation und Zeitmanagement. Welchen Rat geben Sie Studenten, um ihre Zeit zu organisieren?

Lernen und Arbeiten außerhalb von zuhause kann hilfreich sein © Stephanie Briegl & Sarah Staber/MEINPLAN.at
 

Lernen und Arbeiten außerhalb von zuhause kann hilfreich sein © Stephanie Briegl & Sarah Staber/MEINPLAN.at

 

Franz Oberlehner: „Ganz wichtig ist, sowohl räumlich als auch zeitlich Grenzen zu ziehen. Fürs Lernen oder Arbeiten-Schreiben aus dem eigenen Wohnraum an einen Arbeitsort hinauszugehen, in der Regel ist das die Bibliothek. Möglichst zu bestimmten und realistischen Zeiten, die auch eingehalten werden können. Drei bis vier Stunden am Tag in der Bibliothek zu verbringen, ist schon sehr viel.

 

Umgekehrt auch das „strikte Verbot“ einhalten, am Abend noch etwas zu machen. Nach diesen Zeiten, die man sich eingeteilt hat, ist Feierabend. Es gibt ja eine Menge zu tun, Essen zu kochen, die Wohnung zu putzen, Freunde zu treffen. Auch das fix einplanen. Am Wochenende mindestens einen Tag einplanen, an dem man völlig frei hat. Auf keinen Fall in den Urlaub oder zum Familienbesuch den Lernstoff mitnehmen. Das beschwichtigt zwar für einen Moment das schlechte Gewissen, doch meist lernt man dann nicht und hat danach noch größere Schuldgefühle.“

 

Wenn ich mir die abgesteckte Lernzeit gesetzt habe, wie nütze ich sie effektiv?

Franz Oberlehner: „Wenn ich zum Beispiel vier bis fünf Stunden in der Bibliothek sitze, ist es wichtig, Pausen einzuplanen. Nach 45-50 Minuten sollte ich zehn Minuten Pause einplanen. Nach zwei solchen Einheiten sollte ich eine größere Pause machen.

 

Wenn es ums Lernen geht, ist das Wichtigste, den Lernstoff zu verstehen. Es gibt differenziertere Methoden, aber das Prinzip ist immer, aktiv-fragend an den Lernstoff heranzugehen.

  • Sich zuerst einen Überblick verschaffen, was kommt auf mich zu?
  • Dann im Einzelnen lesen, in kleineren Portionen.
  • Reflektieren, versteh ich das?
  • Dann ist der wichtigste Schritt, das Buch zuzumachen und zu überlegen: Wie würde ich es reproduzieren? Wie würde ich es dem Prüfer erklären?

So merkt man, ob man es kann. Wenn man den Lernstoff nur durchliest, hat man das Gefühl, man kann es, weil man es wiedererkennt. Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen Wiedererkennen und Reproduzieren-Können.

 

Wenn ich den Lernstoff einmal verstanden habe und aus dem Gedächtnis abrufen kann, dann sitzt er schon relativ gut.

  • Den Lernstoff zwei- bis dreimal wiederholen.
  • Am nächsten Tag überprüfen, was ich davon noch weiß.
  • In größeren Kapiteln wiederholen.

Nicht nur auswendig lernen, sondern einordnen können, verstehen, welche Gesetzmäßigkeiten es gibt.

 

Auch bei mündlichen Prüfungen ist es gut, den Weg zur Antwort erzählen zu können. Metaphorisch gesprochen heißt das: In diesem Haus, in diesem Zimmer, in diesem Kasten, in dieser Lade könnte die richtige Antwort sein. So beweist man sein Wissen eher, als wenn man gleich zur richtigen Lade greift und es auswendig gelernt hat.“

 

Wie lerne ich große Stoffmengen und schaffe viele Prüfungen in kurzem Zeitraum?

Franz Oberlehner: „Neben der oben beschriebenen Lernmethode ist der zweite Punkt die zeitliche Planung. Frühzeitig mitlernen, nach den Vorlesungen und Seminaren überlegen: Was weiß ich jetzt, was kann ich? Für große Prüfungen ist es normal, zwei bis drei Monate zu lernen. Da ist es wichtig, die routinemäßige Lernzeit intus zu haben – fixe Lern- und Freizeit zu trennen. Ansonsten kommen Studierende in einen Schlingerkurs, da lernen sie einmal Tag und Nacht, dann können sie wieder einen Tag gar nichts lernen, kommen aus dem Rhythmus.“

 

 
Die erfolgreichen Lerner sind nicht die, die am meisten lernen, sondern die, die ihre Lernzeit strukturieren können.
 
Lernen und Durchhalten im Studium © Sarah Staber & Stephanie Briegl/MEINPLAN.at
 

Abstrakte Lerninhalte muss man drei- bis viermal wiederholen. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

 

Gibt es eine Faustregel, wie oft ich einen Stoff reproduzieren muss, damit ich ihn bei der Prüfung weiß?

Franz Oberlehner: „Das ist je nach Stoff unterschiedlich. Abstrakte Stoffe muss ich drei- bis viermal Mal wiederholen, bei anderen reicht es wohl ein- bis zweimal.

 

Wenn es um Formeln oder Vokabel geht, hilft eine Lernkartei, um immer wieder überprüfen zu können: Kann ich es? Wenn ich es ein paar Mal gekonnt habe, kommt das Wissen in die Abteilung im Gehirn, wo ich es nicht mehr wiederholen muss.“

 

Was kann ich gegen Prüfungsangst tun?

Franz Oberlehner: „Wie bei allem schauen, in welchem Ausmaß ich Prüfungsangst habe. Kann ich sie mit natürlichen Mitteln bewältigen?

 

Gut genug lernen. Mich abprüfen lassen von Kollegen, damit ich mich sicherer fühle. Mich entspannen. Ein gewisses Maß an Aufregung ist als Antrieb auch gut. Wenn sie so groß ist und groß bleibt, dass man die Prüfung aufschiebt oder nichts weiß, muss man sich Hilfe holen.“

 

Psychologische Studierendenberatung

 

Die Psychologische Studierendenberatung gibt es 6x in Österreich, sie verläuft per Online-Chat, im persönlichen Gespräch oder in Gruppen. Als Dienststelle des Wissenschaftsministeriums ist die Beratung kostenlos. Die meisten Studierenden kommen aufgrund persönlicher Probleme oder mit Problemen rund ums Lernen oder Schreiben von Arbeiten. Komm zu den Öffnungszeiten oder mach dir einen Termin aus.

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Lucia Steindl

Nachdem ich drei Jahre lang die Blogger von meinefamilie.at begleiten durfte, war ich Ansprechpartnerin für alle, die MEINPLAN.at inhaltlich mitgestalten – bis mit der Familiengründung eine neue Herausforderung begann. Mit einer journalistischen und pädagogischen Ausbildung im Gepäck bin ich vor allem begeisterte Leserin, Lektorin und immer auf der Suche nach inspirierenden Geschichten.

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