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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Kunststudium – ja oder nein?

Ob Filmregie oder Malerei: Ist ein Studium der richtige Weg, um als Künstler erfolgreich zu sein? Oder lässt sich das auch autodidaktisch erlernen? 

Wer nach dem Schulabschluss mit dem Gedanken spielt, eine künstlerische Laufbahn anzustreben, steht häufig vor der Frage: Studium – ja oder nein?

 

Ich selbst habe Filmregie studiert. Ein Studium, bei dem sich genauso wie bei anderen Fächern wie Malerei, Musik, Fotografie oder Design die Frage stellt, ob das überhaupt nötig ist. Mein Studium dauerte drei Jahre und endete mit einem herkömmlichen Bachelor of Arts. Ich möchte die Zeit nicht missen, und doch habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht,  wo ich heute wäre, hätte ich auf das Studium verzichtet und mir stattdessen völlig autodidaktisch Wissen angeschafft.

 

Es stellt sich die Frage: Was lerne ich in einem Kunststudium, vor allem dann, wenn es in erster Linie praktisch orientiert ist? Der Theorie-Teil ist bei den meisten künstlerischen Fächern eher gering. Im Falle von Filmregie waren es beispielsweise Vorlesungen in den Bereichen Filmanalyse, Filmtheorie, Filmgeschichte und Drehbuch. All das hätte ich mir jedoch auch über das exzessive Schauen von Filmen, Lesen von entsprechender Literatur und vielem Ausprobieren aneignen können. Und ja, ich bin überzeugt davon, dass man auf diese Weise ein guter Filmemacher werden kann. Nicht wenige sehr berühmte Beispiele gibt es.

 

Die Vorteile des Kunststudiums

Was ist also der große Vorteil eines solchen Studiums? Die Antwort ist schlicht und lautet: Es ist ein Spielplatz. Als Studentin, als Student einer Kunstakademie kann ich mich austoben, ohne Angst haben zu müssen, im Falle des Scheiterns allzu tief zu fallen. Denn Scheitern wird man früher oder später, das ist völlig normal, und man sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es passiert.

 

Ein Beispiel: Ich habe im Laufe meines Filmstudiums eine Reihe von Kurzfilmen geschrieben, produziert und inszeniert. Dabei habe ich viel gelernt, eben durch das Ausprobieren, weniger durch den eigentlichen Unterricht. Ich habe Stile vermischt, Techniken ausprobiert, und ich habe Fehler gemacht. Aus denen ich konnte ich lernen, und es war egal, dass sie passiert sind. An den Produktionen hing kein Geld, die technische Ausrüstung, wie etwa professionelle Kameras oder Lichtequipment, konnte ich an der Akademie ausleihen. Es gab also kaum eine Fallhöhe. Anders sähe das aus, würde ich unabhängig von einer Institution mit Eigenkapital produzieren. Dann hätte ich nur so und so viele Versuche, ehe das Geld ausgeht, und mit dem Geld, die Motivation, weiterzumachen.

 

 
Ich habe im Laufe meines Filmstudiums eine Reihe von Kurzfilmen geschrieben, produziert und inszeniert. Dabei habe ich viel gelernt, eben durch das Ausprobieren, weniger durch den eigentlichen Unterricht. Ich habe Stile vermischt, Techniken ausprobiert, und ich habe Fehler gemacht. Aus denen ich konnte ich lernen, und es war egal, dass sie passiert sind.
 
 

Als Student kann man viel ausprobieren

Das ist nur ein Beispiel aus der Welt des Films, ähnliches könnte man von einem Malereistudium sagen. Als Student*in erhält man ein Atelier, einen Raum, in dem man arbeiten kann, und, je nach Akademie, auch die erforderlichen Materialien. Auch die Malerei ist ein Feld, auf dem Theorie nur bedingt hilft. Vielmehr ist es die Erfahrung, die eine erfolgreiche Künstlerin, einen erfolgreichen Künstler weiterbringt. Mit jeder Arbeit wird man besser, und man emanzipiert sich im besten Falle von den Theorien der Akademien, die ja jedem Studierenden im selben Maße mitgegeben werden, und deshalb die Gefahr bergen, dass sehr ähnliche Ergebnisse herauskommen. Und wer will schon zehn Gemälde, die alle gleich ausschauen? Zehn Filme in demselben Stil? Zehn Musikstücke, die sich gleich anhören?

 

Beim Studium Kontakte knüpfen

Ein weiterer Vorteil eines Kunststudiums im Vergleich zum autodidaktischen Weg: Kontakte. Man lernt die verschiedensten Menschen kennen, einerseits die eigenen Kommilitonen, mit denen man künstlerische Zusammenarbeiten beginnen kann, andererseits Leute aus der jeweiligen Branche. Letztere sind wichtig, um nach dem Ende des Studiums in der Arbeitswelt, die ja besonders in der Kunst nur allzu häufig ein Haifischbecken ist, Fuß zu fassen. Effektiv Kontakte zu knüpfen ist eine Fähigkeit, die nicht jeder Mensch besitzt, ich selbst habe noch immer Schwierigkeiten, mich selbst anderen zu „verkaufen“. Wichtig ist bei alldem ein gesundes, aber nicht zu stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

 

Erfolgreich ohne Studium

Wie also kann man die eingangs gestellte Frage beantworten? Kunststudium – ja oder nein? Die Antwort mag unbefriedigend sein. Denn: Es muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Die Vorteile liegen auf der Hand, Nachteile, wie etwa teils hohe Studiengebühren oder die oftmals zu akademische Herangehensweise an das spielerische Feld Kunst, gibt es. Verzichtet man auf das Studium, mindert das die Chancen auf eine erfolgreiche Laufbahn keineswegs. Denn wer die Kunst seine große Leidenschaft nennt und wirklich Passion dafür verspürt, der wird an sein Ziel kommen, ob mit oder ohne klassische Ausbildung.

Christoph Waldboth

Ich bin freier Autor und Filmemacher aus Südtirol und lebe seit einiger Zeit in Wien, wo ich mich seit meinem ersten Tag an sehr wohlfühle. Die Stadt, ihre Menschen und die Kultur liegen mir am Herzen und sind mein Antrieb auf der steinigen Straße des Lebens.

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