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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Mein Sommerjob bei der Post

Antonias ehrliches Fazit über ihren Ferienjob als Briefträgerin. Ein Beruf, zu dem weit mehr gehört, als nur Briefe einzuwerfen.

Sommer oder Arbeiten? Wieso „oder“? 

 

Mit diesem Werbespruch wirbt die österreichische Post AG für ihr Angebot, im Sommer bei der Post als „Sommerpostlerin“ zu arbeiten. Ohne viel zu überlegen, habe ich mich im März beworben und nun die große Ehre, im August und September für sechs Wochen bei der Post zu arbeiten. Welche Erfahrungen ich bisher gemacht habe, was die Vor- und Nachteile sind, erzähle ich hier.

 

Ferialjob als Sommerpostler © Antonia Augendopler/MEINPLAN.at
 

© Antonia Augendopler/MEINPLAN.at

 

Zuallererst muss ich einmal klarstellen, dass Bewerber/innen bei der Post ordnungsgemäß angestellt werden. Oft stellt man sich ein Kind auf dem Fahrrad vor, das Zeitungen vom Fahrrad aus zu den Haustüren schmeißt. Das ist es allerdings nicht. Die Personalvertretung der Post stellt niemanden schwarz an. So musste ich auch einen Strafregisterauszug einreichen, einen Arbeitsvertrag unterschreiben und hatte sogar ein Bewerbungsgespräch.

 

Um bei der Post als Sommerpostlerin arbeiten zu können, sind drei Wochen Arbeitszeit das Minimum, weil eine Woche davon als Einschulung dient. In dieser Einschulungswoche bin ich mit einem erfahrenen Postler mitgelaufen und durfte ihm über die Schulter sehen. Gegen Ende der Woche wurde ich immer mehr in die Selbstständigkeit entlassen und hatte am Montag darauf meinen allerersten „richtigen“ Arbeitstag. 

 

Der Tag beginnt mit dem Einsortieren und Ordnen von Briefen und Paketen in Fächer, die nach der Route geordnet sind. Natürlich müssen auch eingeschriebene Briefe, wie zum Beispiel Rsb- oder Rsa-Briefe, die nicht einfach in den Briefkasten gelegt werden dürfen, eingescannt werden. Der nächste Punkt ist das Zusammenpacken von den Briefen, die in Päckchen zusammengebunden und nummeriert in den Wagen gelegt werden. Bis der eigentliche Teil der Arbeit beginnt, arbeiten Sommerpostler/innen ungefähr drei Stunden. Mit dem vollen Post-Wagen geht es nun zur eigentlichen Arbeit: das Austeilen der Post! Mit dem gelben Wagerl werden die Straßen unsicher gemacht und das Rayon (die vorgesehene Route) abgearbeitet. 

 

Mehr als nur Briefe Einwerfen

Die Zustellung von eingeschriebenen Briefen, Wertbriefen und Hybrid-Briefen unterliegt genauen Regeln, die einzuhalten sind und einem gewissen Schema entsprechen. Wenn der Empfänger abwesend ist (sprich nicht die Haustür öffnet), darf die/der Zusteller/in nicht einfach den Rsb/Rsa-Brief oder das Paket vor die Haustür legen, sondern muss eine Hinterlegung oder eine Benachrichtigung schreiben bzw. mit dem mitnehmbaren Drucker ausdrucken. Beim Einscannen vom Code des Briefes oder des Paketes darf nicht auf die Abholmöglichkeit vergessen werden und der wichtige Brief muss selbstverständlich auch mit bestimmten Kürzeln beschriften werden. Anders bei Benachrichtigungen, wo wieder ein anderes Prozedere vorgesehen ist. Ihr könnt euch vorstellen, wie oft ich dies und das vergessen habe oder einfach komplett alles verkehrt herum gemacht habe 😉.

 

Antonia als Sommerpostlerin © Antonia Augendopler/MEINPLAN.at
 

© Antonia Augendopler/MEINPLAN.at

 

Anschließend findet die „Nachbearbeitung“ in der Basis statt. Alle hinterlegten Briefe und Pakete werden beschriftet, die Nachsendungen richtig eingeordnet und Briefe mit ungenügender Anschrift entfernt. Danach ist schließlich Feierabend!

 

Pro und Contra als Sommerpostler

Eines soll vorab gesagt sein: Ich möchte hier nicht die Post kritisieren, sondern einfach den Job mit seinen Vor- und Nachteilen realistisch darstellen.

 

Pro: 

  • Früh fertig! Wer früh anfängt, wird auch früh fertig! Dieser Spruch bewahrheitet sich definitiv bei der Post. Wenn ich um 6:00 am Morgen anfange zu arbeiten, bin ich nach acht Stunden Arbeit um 14:00 Uhr fertig. Tatsache ist, dass erfahrene Briefträger schneller werden und gewisse Abläufe mit der Zeit automatisiert werden. Nach den ersten vier Tagen musste ich zum Beispiel nicht mehr überlegen, ob ich jetzt bei der nächsten Querstraße rechts abbiegen muss und habe mir damit das ständige Nachschauen erspart. Auch wenn es lächerlich klingt, je öfter ich Briefe einwerfe, desto schneller werden die Handbewegungen – bei einer Vielzahl an Häusern macht das wirklich einen Unterschied! Daher gehen erfahrene Sommerpostler oftmals bereits um 12:00 oder um 13:00 Uhr nach Hause.
  • Gut bezahlt! Für einen Sommerjob werden Angestellte relativ gut bezahlt. Das Bruttogehalt liegt bei 1.200 Euro bei einer 40-Stundenwoche.
  • Menschliche Behandlung! Als ich am zweiten „richtigen“ Tag komplett vergessen habe,
    • a) den Drucker aufzuladen und
    • b) das Mde (Scanner und Notiergerät der Postler) richtig einzustellen und daher nichts mehr scannen konnte und
    • c) komplett vergessen habe, dass ich auch noch die Werbung zum Austragen habe, habe ich mich dezent wie Mr. Bean als Briefträgerin gefühlt. Doch statt der zu erwartenden Standpauke hat die Teamleiterin vorgeschlagen, dass mir ein Arbeitskollege unter die Arme greift und ich nur ¾ der Post austragen musste. Das ist wirklich nicht selbstverständlich und dass Neuanfänger am Anfang nicht alles richtig machen können, ist anderen Briefträger-Kollegen sehr bewusst. Daher sind alle unglaublich hilfsbereit! 

Contra:

  • Wie bereits erwähnt, kann die Routine beim Briefe-Austeilen Wunder wirken. Falls Neulinge diese noch nicht haben, kann jeder Tag in der ersten Woche ewiiig lang dauern und es kann vorkommen, dass Jung-Postlerin nicht vor 17:00 Uhr fertig werden. 
  • Anstrengung! Ich will wirklich nicht die typische Zicke spielen und sagen, dass ich anstrengende Arbeiten vermeide, aber trotzdem hätte ich mich gefreut, wenn mir das vorher gesagt worden wäre. Das Schieben des Post-Wagen ist auf Dauer körperlich unglaublich anstrengend. Dazu kommt das Wetter. Bei über 30 Grad neben dem Verkehrslärm einen mit Paketen und Briefen überfüllten Wagen zu ziehen ist irgendwann nicht mehr lustig. Deshalb kann ich nur empfehlen, eine Kappe, mehr als nur eine Wasserflasche und Jause mitzunehmen. 
  • Als ich beim ersten Punkt über das frühe Nachhausegehen geschwärmt habe, habe ich einen wesentlichen Aspekt nicht erwähnt: Dazu gehört das frühe Schlafengehen. Persönlich habe ich gemerkt, wenn ich nicht um 21:00 Uhr im Bett bin, bin ich am nächsten Tag ein wandelnder Zombie im Postler-Outfit. Ich schätze den Vorteil, früher auszuhaben als bei einem Bürojob, trotzdem kann das frühe Schlafengehen eine ordentliche Umstellung bedeuten.
Antonia Augendopler

Ich bin 19 Jahre alt, besuche die Schule und lebe im schönen Wien, wo ich stimmungsvolle Konditoreien und wundervolle Bälle am liebsten genieße.

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