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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Über Höhen und Tiefen: Die Krisen im Studium überwinden

Laura war in den letzten Monaten ihres Studiums über-ehrgeizig. Gleichzeitig hat sie ihre innere Balance verloren. Wie sie die Mitte gefunden hat, um Ziele zu erreichen und dennoch die Freude am Leben zu erhalten.

Wir alle kennen wohl diese Situationen, in denen wir an unsere Grenzen gedrängt werden und es schwer fällt, durch die positive Brille zu blicken. Sei es in der Ausbildung, aber auch im privaten und sozialen Umfeld. Wir setzen uns Ziele, erreichen sie nur mit Biegen und Brechen oder auch gar nicht und verlieren immer mehr unsere innere Balance. Es ist mühsam, sich aus dem immer schneller drehenden Hamsterrad zu befreien und die Freude am Leben verblasst.

 

Ich könnte dir ein Lied davon singen. Im letzten halben Jahr wurde ich selbst Zeugin davon, dass wir den Lauf der Dinge oft nicht in der Hand haben und Leben genau das ist, was geschieht, während wir eifrig dabei sind, andere Pläne zu schmieden.

 

Über zerplatzte Träume und neue Chancen

Ich erinnere mich noch gut an meine Semesterferien im Februar. Voller Tatendrang schrieb ich an eine Zeitungsagentur mit der Anfrage, ein Praktikum im Sommer machen zu können. Nach drei Wochen und gefühltem zehnmaligem Einloggen im E-Mail-Account jeden Tag verließ mich die Hoffnung, dass eine Antwort kam. „Naja, wird schon einen Grund haben“, dachte ich mir zu diesem Zeitpunkt ...

 

Krisen im Studium © iStock/MEINPLAN.at
 

"Denke ich an die letzten Monate zurück, so sehe ich mich entweder in der Bib oder im Studentenheim lernend, lesend, manchmal weinend dasitzen." © iStock.com/MEINPLAN.at

 

Das Semester begann und es handelte sich um das letzte meines Bachelorstudiums. Mein Ziel, mit 20 den Bachelor zu haben, wollte ich unbedingt erreichen und deshalb schrieb ich mich für zwei oder mehr Prüfungen in jedem Monat ein, die ich (oh Wunder!) auch wirklich erfolgreich geschafft habe.

 

Denke ich an die letzten Monate zurück, so sehe ich mich entweder in der Bib oder im Studentenheim lernend, lesend, manchmal weinend dasitzen. Meine Freunde bekamen oft nur eine Fassade von mir zu sehen, dahinter sah es nämlich nicht immer so fröhlich aus.

 

Die Tage vergingen, ich konnte mehr und mehr Prüfungen von der Liste abhaken und auch wenn ich meine Lebensenergie aufs Spiel gesetzt habe deswegen ... kleine Lichtblicke waren das allemal.

 

Naja, irgendwann kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal das Bachelorarbeits-Seminar hatte. Im ersten Kennenlernen wurde mir schnell klar, dass ich eine der wenigen im Raum war, die schon ein komplett fertiges Konzept vorzulegen hatte. Das musste natürlich so bleiben, dachte ich mir, und aus diesem Grund kam nun neben der Lernerei für die Prüfungen und den Vorbereitungen für das parallel laufende Unterrichtspraktikum auch noch das Schreiben der Bachelorarbeit hinzu. Bei meiner Abschlusspräsentation konnte ich somit schon die beinahe fertige Arbeit präsentieren. Da war ich dann doch ein bisschen stolz auf mich. Dieses Gefühl hielt aber nicht lange an, es wurde schnell wieder vom Leistungsgedanken verdrängt.

 

Der Juni und somit auch die Klausurenphase rückten näher und immer wenn ich gefragt wurde, wie es mit dem Studium läuft, sagte ich: „Gut, in ein paar Wochen hab’ ich den Bachelor in der Tasche.“ So richtig darüber freuen, wie es vor einiger Zeit noch war, konnte ich mich aber nicht mehr. Irgendwie zog mein Leben an mir vorbei und ich bekam alles nur mehr passiv mit.

 

 
Irgendwie zog mein Leben an mir vorbei und ich bekam alles nur mehr passiv mit.
 
 

Während dieser Zeit war mir der Theo-Chor, in dem ich Mitglied bin, eine große Stütze – auch wenn ich das erst im Nachhinein gemerkt habe. Besonders in den Gesprächen im Anschluss an die Chorprobe wurde mir enorm viel Kraft gespendet und ich erinnere mich noch gut an den Austausch mit einem Freund aus dem Chor, der zu mir sagte, dass es in erster Linie darum ginge, das Leben voll und ganz zu genießen und man dankbar für jeden neuen Tag sein soll, an dem man die Augen aufmachen und die Welt entdecken kann.

 

„Es ist in Ordnung, Ziele zu haben und nach etwas zu streben. Die Gesundheit und das Wohlbefinden sollten dabei aber nicht geopfert werden“, bekam ich zu hören. Und an diesem Abend machte es bei mir ‚Klick’. Ich brach, als ich im Bett lag, in Tränen aus und die ganze sich in den letzten Wochen angehäufte Last fiel nach und nach von meinen Schultern.

 

Und wie ging es dann weiter?

Nun haben wir Anfang September und in ein paar Tagen werde ich 21. Meinen Bachelor habe ich noch nicht – dafür umso mehr Freude und Dankbarkeit am und fürs Leben. Meine Motivation, das Studium abzuschließen ist nach wie vor da, aber in einer gesunden Form. Ich habe gelernt, dass man nur dann die volle Leistung erbringen kann, wenn es einem gut geht – körperlich und mental. Aus diesem Grund habe ich meine letzten zwei Prüfungen auf Oktober verschoben. Und weil ich mir selbst etwas Gutes tun wollte, mache ich nun im Wintersemester ein Praktikum in der Krankenhausseelsorge – denn das war schon immer ein Traum von mir.

 

Anstatt der Frage: „Warum gerade ich?“, frage ich nun: „Warum gerade nicht ich?“. Weil diese Frage mich immer wieder darüber nachdenken lässt, wie dankbar ich sein kann und wie reich beschenkt ich eigentlich bin. Jede Sekunde meines Lebens wird voll und ganz genützt und das Lächeln in meinem Gesicht ist nur schwer abzuschalten. ;-)

 

Krisen gehören zum Leben dazu

Vielleicht hast du dich schon einmal in einer ähnlichen Situation befunden oder steckst gerade mittendrin.

 

„Niemand ist davor gefeit, mitten im Leben plötzlich an die Grenzen dieses Lebens zu stoßen und mit etwas konfrontiert zu werden, das er nicht steuern kann, das aber entscheidende Auswirkungen auf seine Zukunft und die Qualität dieser Zukunft hat“,sSchreibt Andreas von Heyl in seinem Buch „Seelsorge. Ein Leitfaden“, welches ich gerade als Vorbereitung für mein Krankenhaus-Praktikum lese. Und er hat Recht. Krisen gehören zum Leben dazu.

 

Vertrau dich jemandem an

In solchen Grenzerfahrungen ist es aber von besonderer Wichtigkeit, dass man nicht allein gelassen wird. Hast du also das Gefühl, dass du, egal ob im Studium oder in deinem privaten Umfeld, immer mehr in ein tiefes Loch hineingezogen wirst, solltest du dir auf jeden Fall jemanden suchen, dem du dich anvertrauen kannst. Oft bekommt man dann selbst einen anderen Blickwinkel auf die Dinge.

 

Auch tut Abstand gut. Lass mal alles stehen und liegen und mache etwas, das DIR gut tut. Sollte all das nicht mehr helfen, dann scheu nicht davor zurück, dir professionelle Hilfe zu suchen. Das heißt nicht, dass du schwach bist. Vielmehr zeugt es von wahrer Stärke, sich einzugestehen, dass es einem nicht gut geht und man daran etwas ändern möchte.

 

„Der Mensch denkt und Gott lenkt“

Während ich mir das nun Geschriebene durchlese und die letzten Monate Revue passieren lasse, muss ich an einen Vers aus Psalm 73 denken: „Du hast meine rechte Hand gefasst. Nach deinem Rat leitest du mich, und nachher nimmst du mich in Herrlichkeit auf.“  In dem Wissen, dass Gott uns nicht alleine lässt, kann dir dieser Vers in schwierigen Zeiten vielleicht eine Unterstützung sein. Denn das Leben hat so viel mehr zu bieten als Gründe, die zum Traurig-Sein verleiten.

 

Jaja ... alles passiert aus einem Grund, das habe ich mir nach dem Ausbleiben der Antwort auf meine Praktikums-Anfrage schon gedacht. Und weißt du was? Hätte ich damals eine Zusage erhalten, wäre ich vielleicht nie mit meinem Freund zusammengekommen. ;-)

 

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Laura Ries

Ich komme aus Oberösterreich und studiere im wunderschönen Innsbruck. Neben meiner absoluten Leidenschaft – dem Klavierspielen – versuche ich außerdem, den Sport nicht zu kurz kommen zu lassen. Zum Glück bietet mir Innsbruck unzählige Möglichkeiten hierfür.

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