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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Versteckte Vor- und Nachteile eines Auslandssemesters

Kennst du die "Fear Of Missing Out" und wird es wirklich das "Semester deines Lebens"? Sarah gibt einen motivierenden und auch ernüchternden Einblick in das Auslandssemester, den du am besten vor dem Abflug gelesen hast.

Ein Tapetenwechsel, neue Freundschaften schließen, die Sprachkenntnisse verbessern. Diese und viele weitere „0815-Gründe“ kommen einem sofort spontan in den Sinn, wenn man die Pro- und Kontra-Seiten eines Auslandssemesters gegeneinander abwiegt. Auch ich stieg primär mit diesen Argumenten im Hinterkopf in den Flieger, um mein Heimatland für mein Auslandssemester in Finnland zu verlassen.

 

Vor Ort entdeckte ich schnell, welche meiner Erwartungen sich bestätigten und welche unerwarteten Vorteile sich sogar noch im Auslandssemester verstecken. Auf der anderen Seite tun sich auch Schattenseiten auf, die man vorher nicht berücksichtigt hat.

 

Disclaimer! Manche dieser „Schattenseiten“ sind trotzdem mit einem Funken Humor zu verstehen.

 

#1 Raus aus der KomfortZone

Auslandssemester © Sarah Schöllhammer/MEINPLAN.at
 

© Sarah Schöllhammer/MEINPLAN.at

 

Für viele bedeutet ein Auslandssemester, sich das erste Mal alleine in die große weite Welt zu trauen, zumindest für längere Zeit. Dies birgt viele Herausforderungen. Man lernt erst dann so richtig, wie man auf Menschen zugeht, um Freundschaften zu schließen oder um einfach nach dem Weg zu fragen. Man bewegt sich gerade zu Beginn sehr weit außerhalb der persönlichen Komfortzone, was auf lange Sicht dazu beiträgt, am Ende das Meiste aus seinem Auslandssemester herauszuholen.

 

#2 Zusätzliche Trips und Events

Ein Semester im Ausland bedeutet in Zeiten von ESN (Erasmus Student Network) und den Studentenverbindungen vor Ort zumeist nicht mehr, dass man sein Auslandssemester in einem einzigen Land verbringt. Organisierte Trips und Reisen ermöglichen es mit etwas Glück (und zugegebenermaßen auch Geld) auch Reisen in mehrere umliegende Länder und Städte zu unternehmen. So kann man innerhalb eines Semesters möglicherweise mehrere Länder auf seiner persönlichen „Bucketlist“ abhaken.

 

#3 Deutsche und Niederländer gibt es auch im Auslandssemester

Wer sich in dem guten Gewissen wiegt, bei seiner Rückkehr vom Auslandssemester die englische Sprache bis ins kleinste Detail beherrschen zu werden, der sei gewarnt. Deutsche und Niederländer gibt es überall! Auch hier in der Oulu University of Applied Sciences machen sie in diesem Semester gemeinsam aktuell zirka 40 Prozent aller „Incoming-Students“ aus. Um nicht der Einfachheit der eigenen Muttersprache zu verfallen gilt als Tipp also, sich vor allem mit internationalen Studenten zu unterhalten, oder zu versuchen, sich auch mit deutschsprachigen soweit es geht auf Englisch zu unterhalten.

 

#4 FOMO

Die „Fear of Missing out“ ist wohl eine der verbreitetsten Ängste im digitalen Zeitalter. Dieser als „FOMO“ bekannte Zustand beschreibt die ständige Sorge, etwas Wichtiges zu verpassen, oder von etwas ausgeschlossen zu werden, weil man keine Zeit hat oder sich an einem anderen Ort befindet. Gerade letzteres tritt also ein, wenn man ein Semester im Ausland verbringt.

 

Natürlich geht das Leben zuhause weiter. Die Freunde zuhause werden nicht aufhören sich zu verabreden, nur weil man sich dazu entschieden hat wegzugehen. Jedoch lässt sich aufgrund dessen ein gewisses Maß an „FOMO“ nicht vermeiden. Für die einen ist es leicht, auszublenden, dass die eigene Freundesgruppe auch ohne einen selbst Spaß hat, für die anderen ist dies jedoch schnell ein Grund, sich ausgeschlossen zu fühlen.

 

Wichtig an dieser Stelle ist vor allem, sich nicht darauf zu konzentrieren, was zuhause passiert, sondern sich an dem Ort zu beschäftigen versucht, an dem man sich gerade befindet, auch wenn zunächst alles noch neu und fremd ist. Man wird jedoch schnell feststellen, dass man nicht der einzige „Fremde“ hier ist, sondern sich ein ganzer Haufen neuer „Exchange Students“ hier befindet. Deshalb: Instagram aus und raus aus dem Haus!

 

#5 Zu viel neues auf einmal

Auslandssemester &copy Sarah Schöllhammer/MEINPLAN.at
 

© Sarah Schöllhammer/MEINPLAN.at

 

Hat sich zunächst die ohnehin schon große Aufregung des Hinflugs gelegt, so stehen bereits ohne Verzögerung die nächsten bevor. Eine unbekannte Stadt, ein riesiger Haufen neuer Leute und Dinge, die es zu erleben gibt, und zwar am besten sofort. Diese Wucht trifft einen zunächst sehr hart, vor allem wenn man zu der Sorte Mensch (wie ich) gehört, die sofort alles auf einmal sehen und wissen wollen, um auch einen guten Überblick über alles zu bekommen.

 

Da dies jedoch schwer möglich ist, gilt zunächst einmal: Ruhig Blut und abwarten, denn man hat in einem Semester mehr als genug Zeit, um alles zu erkunden und alle kennenzulernen.

 

#6 Studieninhalte stimmen nicht überein

Da man ein Auslandssemester natürlich auch für studientechnische Zwecke antritt, muss man sich im Vorhinein schon Gedanken darüber machen, welche Kurse man im Ausland belegen möchte. Die Fächer, die man im Ausland an der Universität oder Fachhochschule belegt, können niemals eins zu eins das abdecken, was man zuhause lernen würde. Das bedeutet also, dass man bei der Rückkehr auf einem anderen Wissensstand ist als seine Kommilitonen. Das ist zumeist ein kleiner Preis, den man für sein Auslandssemester bezahlen muss.

 

#7 Das Semester seines Lebens haben?!

Zugegeben, ein Auslandssemester trägt ordentlich zu einem zu einem gelungenen Studentenleben bei. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die zumeist mit großartigen Erfahrungen und persönlichen Entwicklungen einhergeht. Jedoch sollte man vorsichtig sein, nicht dem weitverbreiteten Stigma des Auslandssemesters zu verfallen. Gerade in meinem persönlichen Umfeld ist es mir öfters untergekommen, dass viele in dem Glauben weggehen, als völlig neuer Mensch nach Hause zu kommen und alle seine Probleme und Sorgen zurückgelassen zu haben.

 

An dieser Stelle gilt es einfach, realistisch zu bleiben und sein Semester eher zu genießen, als den Bemühungen nachzukommen, seine Persönlichkeit nun völlig umkrempeln zu wollen.

Sarah Schöllhammer

Wenn ich gerade nicht in St. Pölten Medienmanagement studiere, findet man mich im Tanzstudio oder im Wasser. Ich probiere liebend gerne neue Dinge aus, die sich von sportlichen Aktivitäten wie Skifahren, Tauchen und Wakeboarden über Filmen und Fotografieren bis hin zum Schreiben von Geschichten und Blogs erstrecken. Ein Profi wurde aus mir (noch) in keinem dieser Dinge, aber das ist auch nicht mein Ziel. Aktuell verbringe ich meine Zeit im schönen Finnland, da ich hier mein Auslandssemester absolviere.

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