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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at
28.06.2018 | Innsbruck | Christa Plank

Was es mit Südtirolern in Innsbruck auf sich hat

Mir als Südtirolerin begegnen im Laufe meines Studiums in Innsbruck viele Vorurteile, darum trage ich Fakten und persönliche Gedanken zusammen.

Mehr als die Hälfte der Südtiroler*innen, die in Österreich studieren, entscheiden sich dafür, ihr Studium in der Tiroler Landeshauptstadt zu absolvieren! Dies lässt erahnen, dass Südtiroler*innen keine unbedingte Rarität in Innsbruck sind und man ihnen in ziemlich allen Studiengängen und/oder Berufsgruppen begegnet.

 

Da ich selbst Südtirolerin bin und mir im Laufe meines Studiums manchmal Unwissenheit oder Vorurteile zu unserem kleinen „Landl“ begegnen, beschäftigt mich das Thema sehr. In diesem Beitrag nun einige Fakten und persönliche Gedanken zum Dasein als Südtirolerin.

 

Südtirol ist Italien

Südtirol ist Italien © Christa Plank/MEINPLAN.at

Das Wichtigste zu Beginn: Ja, Südtirol IST Italien! Auch wenn das einige unserer Landsleute bis heute noch bestreiten. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Südtirol zu Österreich, wir sind also eine sehr junge Region Italiens und stellen den nördlichste Teil des „Stiefels“ dar. Die Vergangenheit unserer Provinz stellt oft eine Herausforderung dar, und die Frage nach unserer Identität ist kompliziert, darüber könnte man wohl mehrere Bücher schreiben, nicht nur einen kurzen Beitrag!

 

Südtirol: Ein Zwischenraum?

Es ist schwierig zu beschreiben, aber als Südtiroler*in fühlt man sich immer als eine Art Zwischenwesen; ein bisschen davon und ein bisschen hiervon. Oder wenn man es anders ausdrücken will: ein bisschen Speckknödel und ein bisschen Spaghetti Carbonara. Zu uns gehört einfach beides und das ist auch gut so!

 

 
Zu einem Südtiroler gehört ein bisschen Speckknödel und ein bisschen Spaghetti Carbonara. Zu uns gehört einfach beides und das ist auch gut so!
 
 

 

Aber wenn du nun wissen willst (das ist die häufigste Frage), ob ich mich mehr als Italienerin oder als Österreicherin fühle, wird es schon schwieriger. Ich bin in Italien geboren, habe einen italienischen Pass, spreche unter anderem auch Italienisch und bin nicht mehr so begeistert vom Urlaub an der Adria, wie es Österreicher vielleicht sind. Also nein, Österreicherin bin ich keine und ich fühl mich auch nicht so.

 

"Mamas Knedl" in Südtirol schmecken am besten © Christa Plank/MEINPLAN.atDoch bin ich eine wasch-echte Italienerin? Wenn ich auf Reisen erzähle, „Yes, I am from Italy“, glauben mir das nur wenige. Und wenn ich mich im Italienurlaub mit dem Verkäufer auf Italienisch zu unterhalten versuche, spricht er mich auf Englisch an: Egal was ich mache, er will nicht wahrhaben, dass auch ich Italienisch spreche, dass auch ich Italienerin bin.

 

Deutsche Sprache, schwere Sprache

Warum wir Südtiroler*innen nun in so einer hohen Anzahl in Innsbruck anzutreffen sind, hat meistens zwei Gründe: Wir können hier in deutscher Sprache studieren und die Studiengebühren sind (noch!) viel billiger als in Italien. Auch wenn viele von uns behaupten, dass Deutsch unsere Muttersprache sei, muss man doch erwähnen, dass man unsere Sprache (zumindest in manchen Tälern) nicht unbedingt als Deutsch bezeichnen kann. Und ehrlich gesagt verstehen wir uns manchmal untereinander auch nicht einwandfrei ...

 

Südtirolerisch - Christa Plank/MEINPLAN.atDie meisten von uns versuchen sich im Ausland anzupassen und sprechen ein komisches Hochdeutsch, das sie sich nach einigen Jahren in Österreich nicht mehr abgewöhnen können und dafür zu Hause in Südtirol ausgelacht werden. Andere hingegen fühlen sich mit ihrem Dialekt auch in Österreich wohl und kassieren dafür einige Lacher, wenn sie in der Feedback-Runde der letzten Seminareinheit sagen, dass die Lehrveranstaltung „volle bärig“ gewesen sei (nochmals danke dafür!).

 

Mamas „Knedl“

 
Südtiroler werden auch Mo-Dos genannt, weil wir anscheinend nur von Montag bis Donnerstag in Innsbruck sind © Christa Plank/MEINPLAN.at
 

Südtiroler*innen werden auch Mo-Dos genannt, weil wir anscheinend nur von Montag bis Donnerstag in Innsbruck sind © Christa Plank/MEINPLAN.at

 

 
 

Das wohl größte Vorurteil ist jedoch: Südtiroler*innen fahren ALLE, IMMER übers Wochenende nach Hause. Aufgrund dieses Klischees werden wir auch liebevoll „Mo-Dos“ genannt (Montag-Donnerstag), weil wir anscheinend nur dort in Innsbruck anzutreffen sind. Oder „Di-Mi-Dos“ (Dienstag, Mittwoch, Donnerstag), für all jene, die es noch übertriebener darstellen wollen.

 

Und ja, es stimmt schon irgendwie: die „Mo-Do-Annahme“ bestätigt die Regel. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber vielleicht haben wir Südtiroler*innen einfach „a bissl Hoamweah“, denn seien wir mal ehrlich: Bei uns ist es wärmer, die Pizza schmeckt einfach nach Pizza, und Mamas Speckknödel sind und bleiben die besten! :-)

Christa Plank

Ich bin in Innsbruck und Südtirol zuhause, singe gerne laut und überall, mag am liebsten glutenfreie Pizza mit Rucola, reagiere allergisch auf Engstirnigkeit und Ungerechtigkeit und würde gerne mal am Meer leben.

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