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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Moskitostiche, Feuerwerk und Federball - mein Alltag in Indien

Florian arbeitet schon seit 13 Wochen im Kinderdorf Chiguru. Ein Viertel seines Einsatzes mit VOLONTARIAT bewegt in Indien ist bereits vorbei. Wie hat sich der Alltag verändert?

Guten morgen in indien

Die meiste Zeit, die ich mit VOLONTARIAT bewegt in Indien verbringe, lebe ich in den Tag hinein. Die Tage sind sehr strukturiert, trotzdem können sie sehr verschieden sein. Meistens stehe ich zwischen sechs und halb acht auf, abhängig davon, ob ich mir mit einem Kind ausgemacht habe, Federball zu spielen. Oft setze ich mich in der Früh auch einfach auf die Bank vor unserem Haus und sehe den Kindern dabei zu, wie sie müde auf dem Platz umherschlendern, oder den Platz mit kleinen Besen fegen. Um acht Uhr gibt es dann Frühstück.


Eine Dreiviertelstunde später beginnt dann die Chiguru Glocke zu läuten, die aus einer alten aufgehängten Eisenbahnschiene und einem Metallschlägel besteht. Für das Betätigen dieser Glocke werden die Kinder eingeteilt. Die Glocke läutet dreimal und zeigt an, dass alle zur Morning Assembly zusammenkommen sollen. Die Kinder stehen dann in fünf Reihen, nach ihren Cottages eingeteilt. Sie singen die indische Nationalhymne, lesen kurze Berichte aus der Tageszeitung vor und sprechen laut einen Schwur.

 

Schulzeit

 

Anschließend an das Assembly beginnt um 9:15 die Schule. Mein Stundenplan sieht jeden Tag anders aus, aber ich habe immer fünf Einheiten und eine Freistunde. Nach zwei Stunden ist eine 15-minütige Pause, welche die Kinder alle draußen am Spielplatz verbringen. Ich hole mir in dieser Pause immer einen indischen Chai-Tee aus der Küche.

 

Mittagszeit

Nach zwei weiteren Einheiten ist 1,5 Stunden Mittagspause, in der ich meistens zuerst Essen ausschenke und anschließend selber esse. Es gibt immer Reis mit einem oder manchmal auch zwei Currys und Samba. Samba ist eine Art Gemüsesuppe, die man sich über den Reis leert. Manchmal gibt es auch Pyriani Reis, das ist speziell gewürzter Reis mit Schnittgemüse darin - der schmeckt mir besonders gut! Leider gibt es dieses Gericht nur selten.


Games- & Studytime

 

Am Nachmittag finden noch zwei weitere Einheiten statt, bevor dann um 16:00 Uhr die Gamestime startet. Diese sieht auch jeden Tag anders aus, da ich mit Kindern zwischen drei und 16 Jahren arbeite, die natürlich verschiedene Spielinteressen haben. Manchmal schubse ich die kleinen Kinder auf der Schaukel oder dem Ringelspiel an. Ein anderes Mal spiele ich mit den etwas größeren Kindern Fangen. Mit den Ältesten kann man auch Fußball, Volleyball, Basketball oder Federball spielen. Die Gamestime dauert zwischen 1,5 und 2 Stunden. Danach gehen sich die Kinder waschen und haben anschließend Studytime.

 

Meine Freizeit



Ich nehme mir dann meisten etwas Freizeit um mit meiner Freundin oder manchmal auch mit meinen Eltern zu telefonieren, zu duschen, Wäsche zu waschen, Blogbeiträge zu schreiben und alles was halt noch so anfällt zu erledigen. Zwischen 19:00 und 20:00 Uhr gibt es Abendessen, das ich auch wieder zuerst an die Kinder ausschenke und anschließend selber esse.

 

Im Allgemeinen ist unser Essen sehr lecker. Auch wenn ich hier, glaub ich, in einem Jahr mehr Reis konsumiere als viele in ihrem ganzen Leben essen werden. Nach dem Abendessen gehe ich meistens früh schlafen, um wieder fit für den nächsten Tag zu sein.


Ausflug ins Krankenhaus

Vor drei Wochen besuchte ich zum ersten Mal ein indisches Krankenhaus, da ich mir ein paar Moskitostiche aufgekratzt hatte, die sich in kleine Wunden verwandelten, aus denen ich bald jeden Tag etwas Eiter entfernen musste. Ich behandelte sie mit desinfizierender Jodcreme und normalen Wundpflastern. Das Problem war, dass die Wunden nicht kleiner, sondern größer und tiefer wurden. Außerdem kratzte ich, ohne viel nachzudenken, noch mehr Moskitostiche auf und so hatte ich nach einiger Zeit zehn Wunden an den Beinen, die sich kraterförmig in mein Fleisch fraßen. Dadurch, dass die Wunden irgendwann schon sehr tief waren (siehe Foto) und mir meine Eltern und Rosa rieten zum Arzt zu gehen, ließ ich mir die Wunden in einem Schwesternkrankenhaus, das mir von Navajeevan und VOLONTARIAT bewegt empfohlen wurde, ansehen.


Dadurch, dass ich erst zum ersten Mal in diesem Krankenhaus war, musste ich mich zuerst registrieren. Beim Anmeldungsschalter war leider sehr viel los und die Leute sagten mir, dass ich ein anderes Mal wiederkommen sollte. Als ich gerade wieder gehen wollte, kam eine Krankenschwester zu mir und fragte mich, ob ich bei Navajeevan arbeite. Ich antwortete ja und erzählte ihr, dass ich nur hier bin, um mir die Wunden anschauen zu lassen. Durch die Hilfe der Schwester ging die Anmeldung schnell und ich stand bald schon im Arztzimmer.

 

Der Arzt begutachtete kurz die Wunden, machte noch einen Blutzuckertest und verschrieb mir dann ein Antibiotikum zum Schlucken und eines, das man als Creme auf die Wunden schmiert. Zusätzlich bekam ich noch ein Medikament, das die Wirkung der Antibiotika verstärkt. Ich habe zwar nie herausgefunden, was ich jetzt tatsächlich für eine Infektion hatte, aber die Medikamente haben jedenfalls gut gewirkt. Die meisten Wunden sind bereits komplett abgeheilt.

 

Diwali - das Lichterfest

Am 7. November feierten wir das Lichterfest Diwali, ein hinduistisches Fest, das in Nordindien gleichzeitig auch der Neujahrstag ist. Ein paar Tage davor fragten Justus und ich Mastan, den Zuständigen für Chiguru, ob wir als Überraschung für die Kinder ein Feuerwerk zünden dürfen. Wir wussten, dass es zu Diwali üblich ist, Feuerwerksraketen zu schießen. Er sagte ja und wir machten uns auf den Weg in die Stadt, um Feuerwerkskörper zu besorgen. Wir kauften zwei Batterien mit einmal 60 und einmal 25 Schuss, sechs große Raketen, fünf Vulkane und Sternspritzer für die Kinder.

 

Am 7. hatten wir tagsüber einen gewöhnlichen Schultag. Statt der Gamestime wurden aber dann die Vorbereitung für das abendliche Fest getroffen. In der Mitte des Fußballplatzes wurde mit bunten Farben eine Indienkarte gemalt. In jeden Bundesstaat kam eine kleine Kerze. Als es dann dunkel war, setzten sich alle Kinder im Kreis um die bunte Lichterkarte. Sister Kumari, die Hauptschwester vom Chiguru, sprach ein Gebet auf Telugu und spirituelle indische Musik lief im Hintergrund. Kurz bevor das Gebet vorbei war, gingen Justus und ich auf unsere Feuerwerkszündpositionen. Wir schossen von den Dächern links und rechts vom Fußballplatz und die Kinder freuten sich sehr über die Überraschung. Anschließend gab es Abendessen und die Kinder durften noch ein paar kleine Cracker schießen, bevor sie dann ins Bett gingen.


Ich hoffe, ich konnte euch wieder einen kleinen Einblick in mein Leben und in meine Erfahrungen und Erlebnisse hier geben.

Florian Friedl

Ich habe gerade die Matura gemacht und mache jetzt einen Zivilersatzdienst in der Stadt Vijayawada in Indien mit der Organisation VOLONTARIAT bewegt. Mit einigen Blogbeiträgen, Bildern und Videos werde ich meine Erfahrungen und Erlebnisse mit euch teilen.

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