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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Rückblick auf den Freiwilligendienst auf den Philippinen

Johanna war ein Jahr als „Missionarin auf Zeit“ (MaZ) bei den Steyler Missionsschwestern auf den Philippinen. Ihr Freiwilligeneinsatz endet und sie blickt auf das vergangene Jahr und die vielen Begegnungen zurück. 

Mein Aufenthalt auf den Philippinen neigt sich dem Ende zu. So schnell ist dieses Jahr vergangen. Ich habe sehr viel gelernt und durfte besondere Menschen kennenlernen.

 

Ich hatte eine sehr schöne und erfüllte Zeit in Mindoro mit den Mangyans (Indigene in Mindoro). Dort habe ich in einem Internat für High School Students gelebt und bin mit drei Schwestern regelmäßig in die Berge zu den Communities gefahren. Ende Mai bin ich schon zurück nach Manila gekommen, um noch genug Zeit für das Exit Clearance und andere organisatorische Dinge zu haben. Jetzt bin ich auch wieder regelmäßig in unserem Social Center „Mapalad“.

 

Kontakt mit den indigenen Gruppen auf den Philippinen

Außerdem hatte ich die Freude, noch einmal zu meinen Aeta-FreundInnen nach Tarlac zu fahren (Aeta = älteste indigene Gruppe auf den Philippinen). Als ich zu Besuch war, gab es gerade eine „Medical Mission“. Einige Ärzte und Krankenschwestern aus Manila haben sich zusammengetan, um kostenlos Untersuchungen und Behandlungen anzubieten und bei Bedarf Medikamente zu verteilen. Dies alles fand unter provisorischen Planen und ohne Sichtschutz statt. Trotz der Hitze und langer Warteschlangen war die Dankbarkeit der Leute spürbar.

 

Es ist erstaunlich zu beobachten, wie die verschiedenen Saisonen (Jahreszeiten) die Natur verändern. Diesmal war das nahegelegene Flussbett, das überquert werden muss, um in die Gebiete der Aetas zu kommen, fast komplett ausgetrocknet, in Regenzeiten kommt es zu Überschwemmungen. Die zuvor kahlen Berge leuchten jetzt in einem schönen Grün.

 

Während des Freiwilligendienstes das Land erkunden

Zusammen mit einer anderen MaZ aus Deutschland, die in den Visayas in der amerikanischen NGO „Little Children of the Philippines“ arbeitet, konnte ich auch den Norden der Philippinen etwas erkunden. Wir besuchten einen SVD Priester, der in der Bergprovinz Ifugao lebt und wir hatten die Möglichkeit, die über 2000 Jahre alten und atemberaubenden Reisterrassen zu bewundern.

 

Die Reisterrassen von Banaue sind als das „Achte Weltwunder“ bekannt. Würde man alle Terrassen aneinanderlegen, könnte man mehr als die halbe Welt umrunden. Mich hat erschüttert, dass manche der dort lebenden Indigenen sich mit ihrer traditionellen Kleidung zu den beliebtesten touristischen Plätzen setzen, um für eine geringe Spende Fotos mit Touristen machen zu lassen.

 

 
Mich hat erschüttert, dass manche der dort lebenden Indigenen sich mit ihrer traditionellen Kleidung zu den beliebtesten touristischen Plätzen setzen, um für eine geringe Spende Fotos mit Touristen machen zu lassen.
 

Mit einer Nanay (Mutter) bin ich etwas ins Gespräch gekommen und sie meinte, sie könne nicht mehr auf den Reisfeldern arbeiten, da sie zu alt sei und die junge Generation würde nicht mehr arbeiten wollen. Deshalb sitze sie täglich bei jedem Wetter an derselben Stelle, um wenigstens etwas Geld zu verdienen. Sie war gerührt und etwas erstaunt, als ich ihr mitteilte, dass ich die Kultur der Indigenen bewundere, viel von ihnen lernen kann und traurig darüber bin, dass sie jetzt zu einer Touristenattraktion würden.

 

Filipinos verwenden Weißmacher in hautcremen

Eine Geste, die ich sehr schön finde, ist das „Mano po“ oder auf Taglish „Bless po“ (Mano = Segen, po = Wort, um Höflichkeit auszudrücken). Sie wird vor allem bei Begrüßungen oder nach der Heiligen Messe als Zeichen des Respekts und der Bitte um den Segen praktiziert. Dabei wird die Hand der Respektsperson (meistens sind dies Eltern, Großeltern, Geistliche oder Lehrer) mit den Worten „Bless po“ zur Stirn geführt. Ich habe mir mittlerweile angewöhnt, mich auch „blessen“ zu lassen. Damit stoße ich auf erfreute Gesichter, die meinen, dass ich jetzt schon eine Filipina wäre. Manchmal kommt es auch vor, dass sich Kinder von mir „blessen“ lassen.

 

Ich habe mich daran gewöhnt, bei Gesichtscremen, Duschgels und Co immer zweimal die Inhaltsstoffe auf Weißmacher zu überprüfen. Diese sollen die Haut weiß machen, was hier als Schönheitsideal gilt. Auf Tagalog erkläre ich den Mädchen und Burschen, dass Leute aus Österreich gerne etwas dünkler wären und gelegentlich sogar dafür ins Bräunungsstudio gehen.

 

Dann wird gespaßt, ob es nicht möglich wäre, Hautfarbe zu tauschen. Schlussendlich wird uns allerdings bewusst, dass wir unsere Hautfarben doch recht schön finden und lieber behalten wollen.

 

Die Begegnungen machen das Auslandsjahr kostbar

Was mich noch immer schmerzt und woran ich mich (hoffentlich) nie gewöhnen werde: Unsere Gäste, die von der Straße in unser Center kommen, wieder zu verabschieden und die Kinder und Familien mit ihren „Kariton-Wägen“ um die Häuser ziehen zu sehen. Da sitzen sie auf Kartons an den Straßen Manilas, umgeben von Autoabgasen und Lärm. Bei ihnen ist der Müll, den sie gesammelt haben, um ihn für viel zu wenig Geld zu verkaufen. Doch dann leuchtet eines der Gesichter auf, denn sie haben mich wiedererkannt und winken mir zu.

 

Diese kleinen Begegnungen sind es, die dieses Jahr so kostbar machen. Manchmal hatte ich den Eindruck, hier gar nichts voranzubringen. Aber dann gibt es diese Situationen nach denen ich mir denke: „Ist doch gut, dass ich da bin“.

 

Manchmal hatte ich den Eindruck, hier gar nichts voranzubringen. Aber dann gibt es diese Situationen nach denen ich mir denke: „Ist doch gut, dass ich da bin“.

 
 

Als ich zu meinen Aeta-FreundInnen zurück bin und die Kinder sich so sehr gefreut haben, dass ich komme, das war so ein Moment. Oder als mir eine ältere Schwester aus tiefstem Herzen sagte, wie gut es ist, dass ich da bin. Wenn ich nach einer Reise zurückkomme und sie mich mit „Welcome Home“ begrüßen, denke ich mir: Ja, die Philippinen sind ein Zuhause für mich geworden.

 

Rückblickend wird mir bewusst, dass ich viel mehr gelernt habe, als ich jemals lehren konnte. Ich habe viel mehr empfangen, als ich je schenken könnte.

 

Nun ist es an der Zeit, mich von diesem Ort zu verabschieden und ich kann sagen: Ich gehe von einer Heimat in die andere.

 

Der Steyler Freiwilligendienst MaZ steht unter dem Motto „Mitleben – mitbeten – mitarbeiten“. Es ist ein Programm für junge Leute, die ein Jahr ihres Lebens investieren möchten, um in eine andere Kultur einzutauchen, von den Menschen zu lernen und Brücken zu bauen. Gemeinsam mit den Steyler Missionsschwestern und Missionaren setzen sich die jungen Leute für eine gerechte und geschwisterliche Welt ein. Der Steyler Freiwilligendienst MaZ ist Teil von ausserordentlich, der AG der internationalen Freiwilligendienste der Ordensgemeinschaften Österreichs (www.ausserordentlich.at)

Johanna Drechsler

Ich komme aus Wien und bin während meines Jahres als „Missionarin auf Zeit“ bei den Steyler Missionsschwestern in Quezon City, der bevölkerungsreichsten Stadt auf den Philippinen. Sie gehört zur Hauptstadtregion Metro Manila und liegt auf der Hauptinsel Luzon in direkter Nachbarschaft zur Hauptstadt Manila. Dort arbeite ich im Holy Spirit Social Center, einem Zentrum für wohnungslose Menschen mit. Im März werde ich auf eine andere Insel kommen und dort mit der indigenen Bevölkerung arbeiten.

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