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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Vom Burnout in die Hand Gottes

Katharina Fuchs hat mit depressiven Patienten gearbeitet - bis sie erkannt hat, selbst betroffen zu sein. Ein entscheidender Satz hat ihre Perspektive verändert: Letztlich haben wir keine Sicherheit als die Großzügigkeit Gottes. Mit Eventtipp für das Pfingstwochenende!

Vor einigen Jahren schrammte ich knapp an einem Burnout vorbei. Ich hatte viel Mut, Zeit und Energie in mehrere Projekte gleichzeitig investiert und einen Konflikt in meinem Umfeld (und meinen Anteil daran) übersehen, bis er eskalierte. Nachts konnte ich besser Probleme wälzen als schlafen, und ich träumte nur mehr Gerichtsszenen.

 

Vom Burnout in die Hand Gottes © iStock/MEINPLAN.at
 

© iStock/MEINPLAN.at

 

Unausgeschlafen ging ich jeden Morgen zu meiner Arbeit als Musiktherapeutin in einer psychiatrischen Klinik, die mir besonders wichtig war und für die ich aufwändige Weiterbildungen besuchte. Deswegen war mir umso peinlicher, als ich verstand, was mir gerade passierte: Schließlich war „Burnout“ nur ein scheinbar positiv besetzter Name für „Depression“, und in meinem Arbeitsalltag erlebte ich depressive Patient*innen oft als anstrengend. Vor allem ihr geringes Selbstwertgefühl war mir unangenehm.

 

Schuldgefühle und schwarze Gedanken

Nun spürte ich, warum: weil mir gerade dieses Gefühl schrecklich nahe kam. Ich erlebte ungewöhnlich schwarze Gedanken und unangenehme Emotionen - Schuldgefühle, fast paranoide Ideen, dass alle mich ablehnten, und so sehr ich mir wünschte, abschalten zu können, fürchtete ich mich davor. Spürten so etwas die Patienten, mit denen ich (übrigens insgesamt leidenschaftlich gerne) arbeitete?

 

Ich merkte auf einmal, wie wenig ich wusste – bei allem theoretisch Gelernten über psychische Krankheiten – und versuchte, mir für die Arbeit zu merken, was ich mir selbst von anderen wünschte: unendliche Geduld und die Sicherheit, bedingungslos angenommen zu werden.

 

Welche Sicherheit haben wir?

Irgendwo las ich: „Wir haben keine andere Sicherheit als die Großzügigkeit Gottes“. ‚Was, gar keine Sicherheit? ‘, dachte ich – und irgendwie faszinierte mich der Satz. Ich merkte, wie viel ich kontrollieren hatte wollen.

 

 
Vieles hatte ich nur gemacht, um „sicher“ anerkannt und gemocht zu werden.
 
 

Was für eine überflüssige Anstrengung: Menschen, die ich beeindrucken wollte, entschieden selbst, wie sie zu mir standen. (Einige, so fand ich heraus, mochten mich unbeirrt, aus eigenem Antrieb, während ich sie dazu manipulieren hatte wollen). Patient*innen wirkten umso entspannter und motivierter, je weniger ich mich in der Therapie einmischte – es reichte, dass ich da war.

 

Ähnliches beobachtete ich bei anderen Begegnungen und Projekten. Keine andere Sicherheit als die Großzügigkeit Gottes zu haben – auf einmal drehte sich die Aussage des Satzes für mich um: Wenn ich Gottes Großzügigkeit erlebe, wozu soll ich dann noch versuchen, etwas zu kontrollieren?

 

Gott wirken lassen

Später fand ich heraus, dass dieser Satz im Eigenrecht der Kongregation der Helferinnen steht, einer apostolischen Ordensgemeinschaft  in der spirituellen Tradition von Iñigo de Loyola. Vielleicht meint Iñigo etwas Ähnliches, wenn er sagt: „Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung der Gnade rückhaltlos übergäben.“

 

 

„Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung der Gnade rückhaltlos übergäben.“

- Ignatius von Loyola -

 
 

In seiner Autobiografie beschreibt er, wie er – ein karrierebewusster Adeliger im Spanien des 16. Jahrhunderts – nach einer Verletzung hilflos und gelangweilt, sich darauf einließ, seine inneren Bewegungen zu beobachten. Mit der Zeit lernte er, Gottes emotionale Hinweise von anderen inneren Regungen zu unterscheiden, die ihm schadeten. Seine Erfahrungen, in welche Freiheit Gott ihn führte, sobald er sich ihm rückhaltlos anvertraute, wurden für viele Menschen nützlich, weil Iñigo sie ständig weitergegeben und schließlich minutiös aufgeschrieben hat.

 

Vielleicht braucht es nur immer wieder einige Menschen, die ahnen, was Gott mit ihnen vorhat, damit wir alle gemeinsam frei werden.

 

Eventtipp: Pfingsten 2021

Bist du neugierig geworden, Gott mehr auf die Spur zu kommen? Über Pfingsten von 21.-24. Mai trifft sich eine Gruppe im Pinzgau genau dafür. Wir nehmen einzelne „Geistliche Übungen“ von Iñigo um von dem aus, was uns bewegt, Gottes Plan für uns zu erahnen. Vor allem wollen wir viel Zeit in der Natur genießen – in so viel Sicherheit, wie wir angesichts der Pandemie brauchen.

 

Melde dich an unter +43 676 8746 6894, komm getestet und bring alles mit, was dich beschäftigt. Gott wartet schon auf dich – aber natürlich nicht nur im Pinzgau, sondern überall, wohin du gehst.

 

Katharina Fuchs

Katharina Fuchs, geb. in Graz, Musiktherapeutin und Exerzitienbegleiterin, ist Mitglied der Kongregation der Helferinnen der Seelen im Fegefeuer. Sie begleitet die Magisgruppen in Salzburg.

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