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26.08.2021 | Reisen | Nina Gaßner

Ein unterschätztes Reisejuwel: Das Riesengebirge

Anfang Juni bekam ich eine Nachricht von meiner Tante: „Du, ich habe im August spontan ein Ferienhaus im tschechischen Riesengebirge gebucht und wir haben noch freie Plätze. Möchtest du mit?“

Ich will nicht lügen, ich habe erst einmal gezögert. Die Tschechische Republik? Als Reiseziel? Und dann nicht mal Prag, sondern das Hinterland an der polnischen Grenze? Ist nicht unbedingt das Reiseziel meiner Träume. Aber es war wohl die einzige Chance, die ich dieses Jahr auf Urlaub hatte und die Abgeschiedenheit des Feriendorfes, in dem wir leben würden, kam meiner Paranoia in Sachen Covid auch entgegen. Also habe ich zugesagt.

 

Und was soll ich sagen? Das Riesengebirge hat mich dann doch vollends überrascht. Ich bin offiziell ein Fan dieser sehr ländlichen und etwas heruntergekommenen Region, die aber durchaus etwas Underdogcharme hat. Genau deswegen habe ich für euch einen kleinen Reisebericht mit Tipps für das Riesengebirge geschrieben.

 

Tipps für das Riesengebirge in der Teschischen Republik

14. August:

Um 10 Uhr geht es los. Wir fahren, aus meiner ostbayerischen Heimat in etwa vier Stunden nach Cerny Dul, einem kleinen Ort im Riesengebirge, in dem es nicht viel mehr gibt als das Feriendorf Happy Hill, ein paar Gasthäuser, eine Schule und einen Kindergarten. Jedenfalls dachten wir das. Auch der kleine Ort wird uns in den nächsten Tagen noch überraschen.

 

15. August:

Am Sonntag lassen wir es erst einmal langsam angehen. Es ist warm, der Samstag mit der langen Autofahrt hat uns alle geschlaucht und wir müssen uns erst einmal zurechtfinden. Also verbringen wir den größten Teil des Tages mit Lesen, Karten spielen und am Pool des Feriendorfes.

 

16. August:

Zu Beginn der Woche geht es dann richtig los. Wir machen uns auf den Weg zum Baumwipfelpfad in Johannisbad, das nur wenige Minuten von uns entfernt ist und den meine Tante und ich bei einem missglückten Trip zum Supermarkt nach unserer Ankunft am Samstag entdeckt haben. Wir starten auf einer Brücke, die sich etwa 23 m über dem Boden befindet und dann erst einmal nach unten zu den „Wurzeln“ der Bäume im Riesengebirge führt. Auf dem Weg dorthin, kann man sich über jeden Baum und jede Holzart des Riesengebirges informieren, wenn auch mit etwas nationalistischem Anstrich (die Bäume des Nationalparks Riesengebirge werden nur vom Rauch deutscher und polnischer Kohlekraftwerke bedroht, in der Tschechischen Republik kommt der Strom offensichtlich per Zauberhand aus der Steckdose).

 

Nach einem Raum unter dem Waldboden macht man sich dann spiralförmig auf den Weg bis auf 45 m Höhe. Hier ist die Aussicht spektakulär, man kann kilometerweit sehen und Schilder weisen sogar daraufhin in welcher Richtung Prag, Wien und Gmunden sind. Ja Gmunden. Dort steht ein „Schwesterpfad“ des Baumwipfelpfades im Riesengebirge. Wer also nicht bis in die Tschechische Republik reisen möchte, kann einfach ins Salzkammergut fahren.

 

17. August:

Am Dienstag setzen wir uns dann ins Auto (kleiner Tipp: um ein Auto werdet ihr in dieser Region nicht herumkommen, öffentliche Verkehrsmittel gibt es vor Ort zwar, die fahren aber nur sehr unregelmäßig) und fahren in den Safaripark nach Dvur Králové nad Labem, einem Zoo, der sich auf afrikanische Tiere spezialisiert hat.

 

Ich weiß Zoos sind unglaublich problematisch, dieser hier jedoch hat mich überrascht. Der Park gibt sich große Mühe auf Tierarten hinzuweißen, die auf der roten Liste stehen und neben den Tieren den Besuchern auch die Kultur Zentralafrikas seinen Besucherinnen und Besuchern näher zu bringen. Selten habe ich in einem Zoo so viele unterschiedliche Tierarten gesehen wie in diesem: vom Erdhörnchen, über Standardtiere wie Giraffen und Löwen, bis hin zu „fasziwiederlichen“ Vögeln wie dem Nashornvogel ist alles geboten. Und wer wirklich auf Safari gehen möchte, kann sogar mit dem eigenen Auto in den weitläufigeren Teil des Geländes fahren um dort Löwen, Gnus, Giraffen und Co. aus nächster Nähe zu betrachten. Wer mit einem Elektroauto vorfährt, bekommt den Eintritt sogar billiger.

 

18. August:

Mitte der Woche erkunden wir dann zu Fuß Cerny Dul. Wie sich dabei herausstellt, ist das Dorf überraschend weitläufig und zieht sich in etwa 3 km den Berg hinauf. Bei unserer Erkundung finden wir dann drei Dinge:

 

  1. Das Bergbaumuseum von Cerny Dul, dass man wohl am besten so beschreiben könnte: klein, aber fein. Viel zu sehen, gibt es nicht, aber das was es zu sehen gibt, ist in 4 Sprachen exzellent erklärt und hoch interessant.
  2. Die Textilfabrik Mileta: Am nördlichen Ende des Dorfes laufen wir an einem Gebäude vorbei, das in Österreich wohl schon längst abgerissen worden wäre. Aber zu unserer Überraschung wird in dieser „Ruine“ tatsächlich noch produziert.
  3. Das Kriegerdenkmal: Cerny Dul liegt in Ostböhmen. Dort lebten bis 1945 viele deutsche Siedler, weshalb Cerny Dul auch den deutschen Namen Schwarzenthal trägt. So haben wir bei unserer Erkundung auch ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs gefunden, das vollständig mit deutsch klingenden Namen beschrieben ist, wie ihr auf dem Bild unten sehen könnt.

 

19. August:

Am Donnerstag treten wir dann unseren längsten Ausflug an. Wir fahren 55 Minuten, um uns die Dolomitenhöhle in Bozkov anzusehen. Höhlen sind so etwas wie mein persönlicher Endgegner: Ich bin kein Freund von Dunkelheit und der Gedanke, dass sich Tonnen über Tonnen von Gestein über meinem Kopf befinden, die mich möglicherweise verschütten könnten, macht mich unglaublich nervös. Bei lebendigem Leib begraben werden ist mein schlimmster Albtraum. Die Dolomitenhöhle in Bozkov ist die Nervosität jedoch wert. Von Steinen, die sich wie Seerosen herausgebildet haben, bis hin zum größten unterirdischen See in Böhmen ist die Höhle ein Erlebnis, dass sich niemand entgehen lassen sollten.

 

20. August:

Am vorletzten Tag unserer Reise erkunden meine Tante und ich dann auf eigene Faust die nächste Stadt: Vrchlabí oder Hohenelbe. Bis dahin hatten wir von dieser Stadt nur die Supermärkte Kaufland und Lidl gesehen. Aber wie so ziemlich alles in dieser Region überrascht, uns auf Vrchlabí. Die Innenstadt ist wunderschön, der Friedhof des Augustinerklosters hat eine lange und historisch interessante Geschichte berühmter Hohenelber und Hohenelberinnen, die große Beiträge zur Entwicklung im Bereich der Luftfahrt geleistet haben und sich gegen schlechte Zustände unter der kommunistischen Regierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewehrt haben. In der Kirche des Klosters bekommen wir dann so etwas wie eine kleine private Führung von einem Mitarbeiter, der sich darum kümmert, dass Touristinnen und Touristen keine Dinge anfassen, die sie nicht anfassen sollen.

 

Wie ihr seht, ist das Riesengebirge eine große Wundertüte, die wohl nicht allzu viele Menschen außerhalb der Tschechischen Republik auf ihrer Reiseliste haben. Es lohnt sich jedoch die Region auf die eigene Bucketlist zu setzen.

Nina Gaßner

Mein Name ist Nina und ich studiere Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg. Ich habe immer ein bisschen Farbe in den Haaren, höre Musik mit lauten Gitarre und guten Lyrics und glaube fest daran, dass es da oben jemand gibt, der auf mich aufpasst. Vor zweieinhalb Jahren bin ich aus Norden über die Alpen nach Salzburg gekommen und habe hier in der Mozartstadt meine zweite Heimat gefunden.

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