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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Psychologische Studierendenberatung? – Ein Interview

Psychohygiene und psychische Erkrankungen sind heute in der Öffentlichkeit so präsent wie nie. Sehr langsam, aber sicher, lösen sich Vorurteile auf, das Thema findet den Weg in die Massenmedien und selbst Personen des öffentlichen Lebens stehen offen zu ihren psychischen Erkrankungen.

Deshalb möchte ich heute eine sehr empfehlenswerte Einrichtung näherbringen, die mir persönlich sehr viel weitergeholfen hat: die psychologische Studierendenberatung Salzburg.

Dafür habe ich Frau Dr. Gertraud Meusburger, Leiterin der psychologischen Studierendenberatung Salzburg, ein paar Fragen gestellt, die ihr in diesem und meinem nächsten Beitrag lesen könnt:

 

I: Zu Beginn erst einmal: Wie groß ist das Team?

Gertraud Meusburger (GM): Unser Team besteht insgesamt aus 7 Mitarbeiterinnen. 5 Psychologinnen mit psychologischer und psychotherapeutischer Ausbildung, 1 Praktikantin in Ausbildung zur Klinischen Psychologin und 1 Sekretärin.

 

I: Seit wann gibt es die psychologische Studierendenberatung?

GM: Seit Gründung der Psychologischen Studierendenberatung (PSB) vor 50 Jahren sind die Beratungsstellen Salzburg und anderen österreichischen Städten Anlaufstelle für Studienwerber/innen und Studierende bei Studienwahlfragen und studienbezogenen und persönlichen Problemen.

 

Die Beratungsstelle in Anspruch nehmen kann, wer ...

 

 • als Maturant/Maturantin eine Studienwahlberatung in Anspruch nehmen möchte (Informationsrecherche, Interessens- und Leistungsabklärung, Motivationsanalyse)

 • als Studienanfänger/in Orientierungsprobleme und Umstellungsschwierigkeiten hat

 • Entscheidungshilfe bei einem Studienwechsel oder Studienabbruch benötigt

 • sein Arbeits- und Lernverhalten verbessern möchte

 • unter Motivationsproblemen, Prüfungs-, Auftritts- und/oder Redeängsten leidet

 • psychosoziale Probleme wie Kontaktschwierigkeiten, Partnerprobleme, Familienkonflikte hat

 • unter Konzentrationsproblemen, Ängsten, depressiven Verstimmungen, Stressbelastungen, Krisen und psychosomatischen Beschwerden leidet.

 

I: Was sind die am häufigsten bei Studenten vorkommenden psychologischen Probleme?

GM: 

    • Entscheidungsschwierigkeiten bei der Studienwahl

    • Lern-, Leistungs-, und Konzentrationsstörungen

    • Mangelndes Zeitmanagement, Motivationsprobleme

    • Ineffiziente Arbeitsorganisation

    • Ablöseprobleme, Krisenhafte Lebenssituationen

    • Stressbedingte Belastungsstörungen

    • Selbstwertprobleme

    • Zukunftsängste

    • Psychosomatische Beschwerden, Schlafstörungen

    • Depressive Störungen, Ängste, Phobien, Zwänge

    • Soziale und kommunikative Beeinträchtigungen

 

I: Sehen Sie einen Anstieg der psychologischen Probleme (schnellebigere Zeiten, mehr Druck auf die Studenten etc.)?

GM: Psychische Belastungen und stressbedingte Probleme haben bei Studierenden definitiv zugenommen. Durch den starken Anstieg der Studierendenzahlen in den letzten Jahren, hat sich die Studienlandschaft sehr verändert. Die universitären Ressourcen sind knapper geworden, Zugangsbeschränkungen werden verschärft. Es gibt mehr Konkurrenz um begehrte Studienplätze und wir sind zunehmend mit dem Problem konfrontiert, dass hochmotivierte Studierende ihren Studienwunsch nicht realisieren können und in Studienrichtungen ausweichen, für die sie nicht ausreichend motiviert sind.

 

Berufstätige Studierende haben aufgrund der strafferen Studienpläne nachweislich mehr Zeitdruck als frühere Generationen. Unsere Erfahrungen mit der Zunahme von stressbedingten Belastungen werden von vielen wissenschaftlichen Studien bestätigt. Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie konnten wir in Beratungsgesprächen feststellen, dass finanzielle, studienorganisatorische und psychische Belastungsfaktoren Studierende stark belasten. Eine erhöhte Inanspruchnahme unserer Beratungsangebote ist in den nächsten Wochen und Monaten zu erwarten.

 

 

Psychologische Studierendenberatungsstelle

5020 Salzburg
Mirabellplatz 9/1
Tel. 0662/8044-6500

I: Vielen Menschen mit psychologischen Problemen fällt es schwer Hilfe zu suchen, was raten Sie diesen Menschen?

GM: Psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen ist heute weniger angst- und schambesetzt als früher, aber sicher nicht so selbstverständlich wie ein Arztbesuch. Die Hemmschwelle ist eher geschlechtsspezifisch, männliche Studierende sind weniger offen für psychologische Hilfe. Da wir einen unbürokratischen Zugang zu unseren Angeboten anbieten, ist die Hürde bei uns nicht so hoch. Wir sind gut vernetzt, diese Kooperationspartner/innen informieren Studierende über unsere Angebote. 

 

Mein Rat an die Studierenden:

Geht es um wichtige Entscheidungen wie einen Studienwechsel oder ein beabsichtigter Studienabbruch in einer fortgeschrittenen Studienphase, dann sollten diese nur nach einer gründlichen Problemanalyse und einer professionellen Beratung vorgenommen werden. Eine weitere Empfehlung richtet sich an Studierende, die vor einem zweiten bzw. dritten Prüfungsantritt stehen. Wer mehrmals bei einer Prüfung scheitert, sollte die Gründe genau analysieren und die Prüfungsvorbereitung optimieren. Bei Prüfungsängsten ist es besonders ratsam, rechtzeitig und nicht kurzfristig vor einer kommissionellen Prüfung Hilfe zu suchen.

 

Ganz allgemein empfehle ich Studierenden, dass sie bei studienbezogenen oder persönlichen Krisen/Problemen Hilfe zu holen, um das Verschleppen von Problemen zu verhindern. Oft sind psychische Probleme und psychosomatische Störungen Auslöser für Arbeits- und Leistungsprobleme.

Wer aus einer persönlichen oder studienbedingten Krise heraus professionelle Hilfe annimmt, handelt lösungsorientiert und investiert gleichzeitig in seine persönliche Weiterentwicklung, d.h. auch in die eigene persönliche Zukunft.

 

I: Gibt es speziell studentische Themen in der psychologischen Beratung oder spiegeln auch die Studenten die Probleme der Bevölkerung?

GM: Stressbelastungen, Zeit- und Leistungsdruck, depressive Erkrankungen und Zukunftsängste sind typische Symptome in unserer Gesellschaft und auch Studierende sind verstärkt von diesen Themen betroffen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die Beschäftigungsfähigkeit, Flexibilität und Optimierung einfordert. Diese Anforderungen können je nach universitären, sozialen und persönlichen Umständen mehr oder weniger gut bewältigt werden. Es ist somit nicht überraschend, dass Studierende verstärkt mit diesen – auch in der Allgemeinbevölkerung auftretenden Problemen – in unsere Beratungsstelle kommen. Wer also in Salzburg Hilfe braucht, sollte nicht zögern sich bei der psychologischen Studierendenberatungsstelle Salzburg am Mirabellplatz 9 melden.

Nina Gaßner

Mein Name ist Nina und ich studiere Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg. Ich habe immer ein bisschen Farbe in den Haaren, höre Musik mit lauten Gitarre und guten Lyrics und glaube fest daran, dass es da oben jemand gibt, der auf mich aufpasst. Vor zweieinhalb Jahren bin ich aus Norden über die Alpen nach Salzburg gekommen und habe hier in der Mozartstadt meine zweite Heimat gefunden.

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