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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Von besonderen Talenten und stillen Helden

Katharina, die als Schülerin mit einem vernichtenden Urteil ihrer Deutschlehrerin konfrontiert wurde, ist heute begeisterte Bloggerin und schreibt für verschiedene Online-und Print-Medien. Heute holt sie den "geheimen Helden" ihrer Texte vor den Vorhang. Denn jeder hat Talente, aber auch Einschränkungen und das ist voll in Ordnung. Gemeinsam sind wir stark und können einander helfen.

„Du wirst mal ganz tief in den Keller sinken.“

Das waren die Worte meiner Deutschlehrerin, als sie mir ein Diktat mit einem roten „mangelhaft“ zurückgab. Nach nur wenigen Wochen in der fünften Klasse des Gymnasiums waren alle meine Zukunftspläne zerstört. Auch wenn ich nicht wirklich eine Vorstellung davon hatte, was „ganz tief in den Keller“ zu bedeuten hat, war doch klar, Abitur oder gar Studium kann damit nicht gemeint sein.

 

DOch es kam ganz anders

Orthographie und Grammatik © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Orthographie und Grammatik © iStockphoto.com / MEINPLAN.at.

 

Heute erzähle ich diese Anekdote mit einem Lächeln auf den Lippen, vielleicht weil ich dieses Jahr 20-jähriges Abiturjubiläum feiere und auch schon vor Jahren mein Studium erfolgreich abgeschlossen habe. Heute liebe ich es, Blogs zu schreiben. Viele dieser Texte teile ich im Netz oder in Zeitschriften. 

 

Und weil dies ohne den heimlichen Helden meiner Veröffentlichungen nicht möglich wäre, will ich heute einmal über ihn schreiben. Ich kann nämlich – trotz unendlicher Bemühungen meiner Mutter und unzählig vielen Diktatübungen – noch immer keine Orthographie. Irgendwie scheint es in meinem Gehirn keinen Speicherplatz für Rechtschreibregeln zu geben. Und das Fehlen von Buchstaben, Satzzeichen oder gar Wörtern kann ich hervorragend ignorieren.

 

Wer steckt dahinter?

Korrekturlesen (Symboldbild) © iStockphoto.com / MEINPLAN.at
 

Korreketurlesen © iStockphoto.com / MEINPLAN.at.

 

Ich glaube, für Christoph ist das unvorstellbar. Sein Gehirn scheint ganz anders zu funktionieren. Er hat irgendwie eine eingebaute Signalleuchte, die bei jedem orthographischen oder grammatikalischen Fehler aufleuchtet. Ich muss schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, wie es beim Lesen meiner Texte bei ihm ständig blinkt. Denn seit wir uns als Kaplan und Pastoralreferentin in einer Pfarrei begegnet sind, verbessert Christoph meine Texte, zunächst im Rahmen unseres gemeinsamen Aufgabengebietes.

 

Und zunächst gab es auch noch kostenlos zur Korrektur die jeweilige Regel dazu. Als er wohl gemerkt hat, dass das sinnlos ist, hat er es mit Bildern probiert. Lange Zeit zierte ein Ausdruck von einem Kamel und einem Karmel(kloster) mein Büro, mit dem Ergebnis, dass ich jetzt wenigstens weiß, dass bei diesen beiden Wörtern Vorsicht geboten ist.

 

geduld und humor

Ich bewundere Christoph nicht nur dafür, dass er auf Knopfdruck Rechtschreibregeln wiedergeben kann, sondern vor allem für seine Geduld mit mir. Und ich kann kaum glauben, wenn er immer wieder bekräftigt, dass er meine Texte gerne Korrektur liest. Manchmal merkt man diese Freude tatsächlich seinen Kommentaren an. Oft sind sie sehr humorvoll. Mein persönliches Highlight ist:

 

 

„Die Unterkringelungen macht Word nicht aus Designgründen.“

 

 

MAn muss sich zu helfen wissen

Ich habe also inzwischen gelernt, dass man auch mit Einschränkungen ganz gut leben kann. Vermutlich hat jeder Mensch auf irgendeinem Gebiet welche. Meine liegen eindeutig im Bereich der Rechtschreibung. Mein Opa sagte – aus seiner Kriegserfahrung heraus – immer:

 

 
„Man muss sich nur zu helfen wissen.“
 
 

 

Ja, ich glaube, er hat recht. Die Frage ist weniger, ob es ein Problem oder eine Einschränkung in meinem Leben gibt, sondern wie ich damit umgehe. Ich bin dankbar für Menschen wie Christoph, die meine Fehler mit Humor nehmen können und die mir wirklich helfen, wo ich an meine Grenzen stoße. Wenn Christoph manchmal meint, er kann sich gar nicht vorstellen, warum ich auf dem Feld der Orthographie so nachlässig und in vielem anderen so perfektionistisch bin, ahne ich, dass es meiner Deutschlehrerin wohl ganz ähnlich erging. Vermutlich wollte sie mich nur anspornen. Vielleicht ist es ihr sogar gelungen. Denn nach dem ersten Schock habe ich beschlossen, dass sie nicht recht behalten wird.

Katharina Ritter-Schardt

Ich liebe Kaffee, Pfälzer Wein und meine Heimatstadt Speyer (Deutschland).

Meine Leidenschaft ist es, als Theologin, Seelsorgerin und Coach Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten.

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