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Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

3 Schritte zum Minimalismus

Was Minimalismus mit Glück zu tun hat und wie wir Platz für Dinge schaffen, die uns wirklich etwas bedeuten – diese Gedankenanstöße verhelfen zu einem minimalistischen Kaufverhalten.

Freitagabend ist Filmeabend bei Familie W. Meist ist das ein netter Eskapismus aus dem Alltagstrott. Letzte Woche fiel die Wahl jedoch auf einen Film, der genau das Gegenteil bewirkte. Am Programm stand die Netflix-Doku „Minimalism: A Documentary About the Important Things“. Natürlich nahm ich mir nach dem Anschauen ganz fest vor (wie so ungefähr nach jeder angesehenen Doku): „Ab morgen krempel ich mein ganzes Leben um.“ Mir mein minimalistisches traumhaftes Leben ausmalend, schlief ich voller Tatendrang ein, nur um am nächsten Tag – alle guten Vorsätze wieder verdrängend – der Verführung des Zara-Sales zu verfallen.

 

Die Leitidee der Doku, dass der konstante Konsumdrang, den wir heutzutage verspüren, uns unserer Freiheit und somit auch unseres Glücks beraubt, ließ mich jedoch seitdem nicht in Ruhe. Deswegen möchte ich meine Gedanken dazu festhalten, um vielleicht auch anderen einen Denkanstoß zu geben. 

 

Minimalistische Studentenwohnung © iStock/MEINPLAN.at
 

Minimalistische Studentenwohnung © iStock/MEINPLAN.at

 

Was ist Minimalismus?

Um mögliche Begriffsverwirrung aus dem Weg zu räumen ist eine Begriffserklärung notwendig. Was genau versteht man unter Minimalismus? Wir leben in einer Gesellschaft, in der Konsum dominiert. Das ganze Leben dreht sich darum, Geld zu verdienen, um mehr und mehr kaufen zu können. Der tiefliegende, oftmals unsichtbare Grund dafür: Wir alle suchen Glück. Ein neuer Pullover, ein neues Auto, ein Haus. Werbung vermittelt uns, dass es diese Dinge sind, die uns glücklich machen können.

 

Die Grundidee des Minimalismus hingegen ist: Glück ist da, wo Sinn ist. Der Minimalismus hat die Intention, Platz in unserem Leben zu schaffen für das, was uns wirklich glücklich macht. Materiellen Besitz zu reduzieren und nur Dinge zu besitzen, die einen Wert für uns haben. 

 

"Viel zu extrem für mich", denkt ihr euch? Zugegeben, ich bin selbst kein Fan von Moralaposteltum und Regeln. Meinen ganzen Kleiderschrank auszuräumen und eine 30-Stück-Garderobe zu besitzen? Das ist nichts für mich. Als ich das erste Mal vom Minimalismus hörte, dachte ich aber, genau das machen zu müssen. Wie jedoch Joshua Fields Millburn, einer der “Meister des Minimalismus” sagt, geht es gar nicht darum.

 

 
“Minimalism looks different for everyone because it’s about finding what is essential to you.“
 
 

Bei allem was man macht, solle man sich die Frage stellen: „Trägt das zu meinem Glück bei?“. So merkt man schnell, was einem WIRKLICH wichtig ist.

 

Und ich kann ganz klar sagen, dass Mode mir Spaß macht. Ich besitze Kleidungsstücke, die mich jedes Mal glücklich machen, wenn ich sie anziehe. Trotzdem ist es nicht die Anzahl an Kleidungsstücken, die mich glücklicher macht, sondern die kreativen Möglichkeiten, die mir Mode gibt. Mir darüber Gedanken zu machen und das zu erkennen, gibt mir eine gewisse Macht. Anstatt (virtuelle) Shopping-Trips zu unternehmen, im Streben nach meinem persönlichen Glück, ist es vielmehr die Kreativität, die ich verfolgen sollte, weil sie mich viel eher erfüllen kann als ein Haufen Dinge. Meine Mode-Leidenschaft dient hier als Beispiel, aber eigentlich funktioniert das mit so ziemlich allem.

 

Drei Schritte lassen sich identifizieren, die eine minimalistische Denkweise anregen. 

 

Schritt 1: Stelle dir die Frage nach dem Wieso.

Sei es bezogen auf eine Kaufentscheidung oder jede andere Tätigkeit: kurz Halt zu machen und sich zu fragen „Wieso mache ich das? Macht mich das glücklicher? Was ist mein Ziel?“, zeigt einem schnell, was man wirklich braucht und will.

 

So wie wir viele Dinge unbedacht machen und unseren Autopiloten handeln lassen, so kaufen wir viele Dinge auch unbedacht und enden dann mit Zeug, das unsere Wohnungen zumüllt, ohne uns tatsächlich etwas zu bringen. Dieses unbedachte Handeln hindert uns daran, Sinn zu sehen. Und Dinge mit Sinn zu tun ist das, was uns erfüllt.

 

Schritt 2: Live more, need less

Wenn wir uns diese Frage nach dem Warum gestellt haben, macht sich schnell deutlich, dass es großteils nicht Materielles ist, das uns glücklich macht. Wenn du dich an den letzten Moment zurückerinnerst, in dem du wirklich glücklich warst - was kommt dir in den Sinn? Ein Spaziergang, ein Gespräch, Zeit mit einer bestimmten Person? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die wenigsten von uns an einen Kauf denken.

 

Viel mehr sind es Erlebnisse, Erfahrungen, Hobbys, die uns das Gefühl des Glücks geben. Deswegen lautet der zweite Schritt des Minimalismus „Live more, need less“. Mehr gute Gespräche, Zeit mit Freunden und Familie, Momente, in denen wir nicht konsumieren, sondern kreieren, sind das, was uns erfüllt.

 

Schritt 3: Declutter

Die Frage nach dem Sinn und der Fokus auf Erlebnisse haben als logisches Resultat den dritten Schritt des Minimalismus: das „Decluttern“. Seit Marie Kondos Bestseller „The Life Changing Magic of Tidying Up“ und der dazugehörigen Netflix-Show, in der die Japanerin Häuser fremder Menschen aufräumt und sie dadurch "glücklich" macht, ist der Begriff „Declutter“ zum Hype-Wort geworden.

 

Und so wie mit jedem Hype gibt es auch hierbei viele Skeptiker und Skeptikerinnen. Ob man durch das bloße Entrümpeln seiner Wohnung glücklich werden kann? Das wage auch ich zu bezweifeln, aber in Verbindung mit dem minimalistischen Mindset ergibt das irgendwie doch Sinn. Uns von unnötigen Dingen zu befreien ermöglicht uns, in allem was wir haben einen Sinn zu sehen. Für uns wertlose Dinge zu spenden, an Freunde weiterzugeben oder zu verkaufen, hat nicht nur den Vorteil, dass das Zimmer ordentlicher wird, sondern dass die einzelnen Dinge, die wir besitzen, plötzlich einen viel größeren Wert bekommen. Und diesen Wert zu sehen, in allen Bereichen seines Lebens, ist meiner Meinung nach das, was wirklich Glück bringt.  

 

Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nach dem Ansehen der Doku nicht mein ganzes Leben umgekrempelt habe, hat sie mich doch zum Nachdenken gebracht und mir eine andere Sichtweise auf meinen Konsum gegeben. Vielleicht ist der minimalistische Lebensstil nicht jedermanns Sache, aber ich glaube, etwas mehr Achtsamkeit und Intention schadet keinem.  Denn, um es in den Worten der beiden Minimalismus-Gurus Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus auszudrücken, „We cannot buy a meaningful life. We can only live it. “

Zofia Wegrzecka

Eine Weltbürgerin auf permanenter Suche nach den schönsten Dingen dieser Welt, aktuell das Auf und Ab ihrer 20er genießend- die Poetin in mir würde sich wohl so beschreiben. Weil ich in Polen geboren, in Deutschland und Österreich aufgewachsen, nirgendwo so richtig aber irgendwie doch überall ein bisschen daheim bin. Erklärt vielleicht auch, wieso das Reisen zu meinen Leidenschaften zählt. Gleich danach kommen das Nachsinnen und Philosophieren über Gott und die Welt. Weil ich meine Freunde aber auch nicht ewig vollquatschen kann und mein Kopf manchmal schon zu überquellen droht, habe ich einfach ab und zu den Drang, das Ventil aufzudrehen und meine Gedanken rauszulassen. Auf Papier (oder eher auf Word). Warum ich für MEINPLAN schreibe? Zugegeben, vielleicht spricht da eine kleine Narzissistin aus mir heraus, aber ich glaube, dass mein Gedanken-Wirrwarr vielleicht doch für andere ganz hilfreich und wenn nicht das, dann zumindest interessant sein könnten.

 

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